Historische Friedhöfe
Besucherrekord an Ostern
Thomas Helfrich (rechts) informiert einen Besucher auf dem Friedhof Reußendorf.
Thomas Helfrich (rechts) informiert einen Besucher auf dem Friedhof Reußendorf. // Anette Raab
Die Geschichte von Karl Wenzel ist auf diedem Grabstein verewigt.   
Die Geschichte von Karl Wenzel ist auf diedem Grabstein verewigt.    // Thomas Helfrich
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Wildflecken

Kaiserwetter und ein Besucherrekord: 170 Besucher konnte die Reservistenkameradschaft (RK) Wildflecken am Ostersonntag zählen, die die im Truppenübungsplatz Wildflecken gelegenen historischen Friedhöfe von Altglashütten und Reußendorf besuchten.

„Das war phänomenal. Viele Besucher waren von weit her angereist, wie man an den Kennzeichen der Fahrzeuge – KG, NES, MKK, SLÜ, FD, OF und sogar M, D, B, WÜ – erkennen konnte“, wird RK-Vorsitzender David Baer in einer Pressemitteilung zitiert.

Dazu beigetragen hatte auch der am Ostersamstag in der örtlichen Presse veröffentliche Artikel über die von der RK-Wildflecken am Friedhof Reußendorf durchgeführten Arbeiten: Entfernung des Bewuchses, Rückschnitt der umgebenden Hecke und damit Herstellung des Zustandes von 1979 sowie Sanierung der Grabdenkmäler. Nach Auffassung vieler Besucher wäre der Erfolg der Veranstaltung vermutlich noch größer gewesen, wenn dieser Artikel auch in den Tageszeitungen zum Beispiel der Landkreise Bad Neustadt, Schweinfurt, Würzburg und Fulda veröffentlicht worden wäre.

Am Reußendorfer Friedhof wurden die Besucher von RK-Mitglied Thomas Helfrich, einer der letzten noch in Reußendorf Geborenen, in Empfang genommen. Viele Fragen der Angereisten konnten von ihm unter anderem mit Hilfe des Buches „Reußendorf – Verlorene Heimat am Fuße des Rückbergs, Chronik, Häuser-und Familienbuch, von Matthias Elm und Thomas Helfrich“ beantwortet werden. Viele waren voll des Lobes und der Meinung, dass die Bedeutung des Buches und die damit verbundene Arbeit gar nicht hoch genug gewürdigt werden kann.

Hohes Informationsbedürfnis

„Das Informationsbedürfnis der Besucher war so hoch, und die Fragen so zahlreich, dass ich voll ausgelastet war und für eigene Fotos, die Entgegennahme von Spendengeldern und die Sicherstellung der Einträge in das Gästebuch kaum Zeit blieb“, so Thomas Helfrich.

Hans Rohrmüller, Oberst der Reserve und Ehrenvorsitzender der RK Bad Brückenau, war einer der ersten Besucher. „Hier haben die Kameraden der RK Wildflecken hervorragende Arbeit geleistet, und das schon seit Jahrzehnten. Hierfür sage ich danke und macht weiter so mit eurem Engagement“, so Rohrmüller.

Auch Rhönklub-Präsident Klaus Neisser, ein ehemaliger Oberwildfleckener, hatte die Friedhöfe aufgesucht. „Mein Vater Karl, Bruder Karl-Heinz und ich haben Mitte der 1960er Jahre am Großen Auersberg im Bereich des neu errichteten Munitionslager im Auftrag des Bundes Mäharbeiten durchgeführt. Somit ist mir die Gegend aus meiner Jugend bekannt. Es war schön hier am Friedhof Reußendorf zu stehen und die Vergangenheit nochmals Revue passieren zu lassen“, berichtete Neisser.

Auf besonders großes Interesse stieß das Grab des Reußendorfers Karl Wenzel, der 1946 von drei Polen auf der Straße zwischen Maria Ehrenberg und Altglashütten, einem ebenfalls abgesiedelten Dorf, überfallen und erschossen wurde. „Solch eine Grabinschrift würde sich heutzutage niemand mehr getrauen anfertigen zu lassen“, war die Meinung einiger Besucher des Friedhofs. red

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