Vogelschutz
Warum Marder und Waschbär in der Rhön bejagt werden müssen
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Hilders

Prädatorenmanagement als wichtige Begleitmaßnahme im Schutz bedrohter Offenland-Vogelarten: Unter diesem Titel stand eine Weiterbildungsveranstaltung, die das Life-Projekt „Rhöner Bergwiesen“, die Wildlandstiftung Bayern und der Birkwildhegering Hessische Rhön in Hilders veranstaltet haben. Das Interesse an den Vorträgen zum Einfluss von Prädatoren (Fressfeinden) und der begleitenden Fallenausstellung war mit mehr als 130 Teilnehmern aus ganz Deutschland enorm, heißt es in der Pressemitteilung aus dem Biosphärenreservat Rhön.

Moderator Elmar Herget, Sachgebietsleiter für Naturschutz beim Biosphärenreservat, beschrieb anhand von Zeigerarten wie Rebhuhn und Kiebitz den starken Rückgang von Vogelarten des Offenlandes infolge von massiven Lebensraumveränderungen. Im Naturschutz hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass sich der anhaltende Schwund allein mit Verbesserungen der Lebensräume nicht stoppen lässt.Die aktive Bejagung von Prädatoren wie Fuchs, Waschbär und Marder gilt inzwischen beim Vogelschutz – zumindest in Kulturlandschaften – als unverzichtbar. Prädatoren-Management und begleitende Fortbildungsveranstaltungen sind im EU-geförderten Life-Projekt sogar als Pflichtaufgaben verankert.

Am Vormittag informierten Referenten aus der Praxis über ihre Erfahrungen und bestätigten, dass die Verbesserungen der Lebensräume alleine nicht ausreichen, um die Populationen bestandsgefährdeter Vogelarten wie Birkhuhn, Kiebitz und Uferschnepfe zu stabilisieren. Das lasse sich nur durch Bejagung bewerkstelligen, natürlich tier- und artenschutzgerecht und am besten von Profis. Nur wenn sich die Jäger vor Ort beteiligen, könnten Erfolge erzielt werden. Invasive, gebietsfremde Arten gelten inzwischen als wesentliche Ursache für den Verlust der Biodiversität, wie Biologe Norbert Peter vom Wildtierforschungsprojekt ZOWIAC der Goethe-Universität Frankfurt berichtete. Durch die fortschreitende Veränderung von Lebensräumen steigt weltweit das Risiko für Infektionskrankheiten, die von Zwischenwirten auf den Menschen übertragen werden.

Waschbär und Marderhund werden als Überträger von Viren und Parasiten als besonders kritisch eingestuft. Aufgrund ihrer rasanten Ausbreitung sieht der Biologe auch aus gesundheitlicher Sicht keine Alternative zu einer konsequenten Bejagung.

Dr. Tobias Reiners von der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie berichtete von Erfolgen im Naturschutzgebiet Bingenheimer Ried in der Wetterau. Hier wurde mit einem Elektro-Schutzzaun ein Paradies für seltene Brutvögel geschaffen, das bundesweit Anerkennung genießt. Gleichwohl betonte er, dass eingezäunte Schutzzonen nur eine Übergangslösung darstellen können. Die langfristige Stabilisierung der Vogelbestände kann nur durch eine Verbesserung der Lebensräume sichergestellt werden. red

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