Vor 80 jahren
Kriegsende: vom Mut der Frauen
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Ebern

Kreisheimatpflegerin Christiane Tangermann lädt am Freitag, 11. April, um 17 Uhr zu einer Stadtführung ein. Treffpunkt ist wie gewohnt an der Bahnhofshaltestelle. Die Führung widmet sich den Frauen in Ebern, die 1945 dazu beitrugen, dass die Kapitulation der Stadt friedlich und ohne Blutvergießen erfolgte.

Am 3. April 1945, wenige Wochen vor Kriegsende, hatte Heinrich Himmler, Reichsführer SS, den Befehl erteilt: „Im jetzigen Zeitpunkt des Krieges kommt es allein auf den sturen, unnachgiebigen Willen an, durchzuhalten.“ Die Kreisleitung in Ebern versuchte, diesen Befehl umzusetzen, indem sie Panzersperren errichten ließ, die Volkswehr bewaffnete und Brücken sprengte.

„One-sixty“

Der Volkssturm baute die Panzersperren aus dicken Baumstämmen, die in den Boden gerammt und durch Querhölzer verstärkt wurden. Diese Sperren waren jedoch kein ernsthaftes Hindernis für Panzer: Mit wenigen Schüssen aus den Panzerkanonen wurden sie zerstört. Bei den amerikanischen Soldaten wurden diese Sperren als „One-Sixty“ bezeichnet: in einer Sekunde zerstört und sechzig Sekunden gelacht.

Wichtiger als die tatsächliche Effektivität der Panzersperren war allerdings das Signal, das von ihnen ausging: Sie demonstrierten, dass in dieser Stadt Menschen bereit waren, sich zu verteidigen.

Hinrichtung

In Ebern saßen noch immer eifrige Nationalsozialisten im Keller des Gasthauses „Hirschen“, die gegen alle vorgingen, die das „Dritte Reich“ nicht mehr verteidigen wollten. Die Hinrichtung von vier Soldaten am 5. April führte vor Augen, dass in Ebern noch immer Befehlshaber aktiv waren, die die Zeichen der Zeit nicht erkennen wollten. Es war ein verzweifelter Akt der Frauen, als sie sich am 9. April in einem Protestmarsch zusammenfanden. So viele Frauen hatten sich ihm angeschlossen, dass sich der Zug von der Kanzleitür im ersten Stock des Rathauses über die Treppe hinab bis zum Gasthof „Grüner Baum“ erstreckte.

Der Mut der Frauen

Die Frauen hatten den Mut, die Beseitigung der Panzersperren und eine friedliche Übergabe der Stadt zu fordern – trotz der Gefahr, schwerster Anklagen ausgesetzt zu werden.

Auch in diesem Fall wurden ihre Forderungen nicht erfüllt: Die Panzersperren blieben. Dennoch war es schon einmal ein Erfolg, dass die Frauen weder verhaftet noch anderen Sanktionen ausgesetzt wurden.

Ob es die Initiative der Frauen war, die in der Nacht zum 11. April dazu führte, dass fünf Panzersperren zersägt wurden? Die Geschichten dazu gehen auseinander. Karl Hoch, ein ehemaliger Schulrat, erklärte später, dass er als Erster den Impuls dafür gegeben habe.

Nach zwei Tagen des Wartens rollten die Amerikaner heran. 60 bis 80 Frauen warteten mit weißen Fahnen im Norden der Stadt bei der Papiermühle und verhinderten – gemeinsam mit Pfarrer Schnorr und Bürgermeister J. Wappes – jeden Widerstand. red

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