Getragene Klänge spielte die Bubenreuther Violinistin Regina Klatte auf der Friedensgeige.
Getragene Klänge spielte die Bubenreuther Violinistin Regina Klatte auf der Friedensgeige.
Sieht es als große Ehre, die Friedensgeige der Universität Charkiw überbringen zu dürfen: Slawa Awramenko (rechts) zusammen mit Peter Steger. 
Sieht es als große Ehre, die Friedensgeige der Universität Charkiw überbringen zu dürfen: Slawa Awramenko (rechts) zusammen mit Peter Steger.  // Othmar Wiesenegger.
Ein Instrument des Friedens
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Gedenken  Eine Geige reist von Erlangen nach Charkiw – mit einer Botschaft, die Hoffnung macht.

 //  Erlangen

Eine Gedenkveranstaltung fand am 8. Mai in den Räumen der Burschenschaft der Bubenreuther unter dem Titel „80 Jahre Kriegsende in Europa – Und noch immer kein Frieden“ statt. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Erlanger Aktivisten in der Ukrainehilfe Peter Steger und vom Höchstadter Rotarier Frank Greif. Mitwirkende waren der Rotary Club Höchstadt/Aisch unter Leitung seines Präsidenten Waldemar Kurtz sowie der Rotary Club Erlangen-Ohm, dessen Präsident Friedrich Paulsen ebenfalls involviert war. Im Zentrum der Veranstaltung standen die Übergabe einer Geige an den kriegsversehrten ukrainischen Soldaten Slawa Awramenko für die Universität Charkiw sowie ein anschließendes Diskussionsforum mit ihm.

Als Festredner trat der ehemalige Erlanger Oberbürgermeister und Vorsitzende des Universitätsbundes, Siegfried Balleis, auf. Musikalisch untermalt wurde die Veranstaltung von der Violinistin Regina Klatte, die auf der symbolträchtigen Friedensgeige berührende Stücke spielte. Zahlreiche Gäste waren anwesend, darunter Vertreter der ehemaligen Westalliierten, Mitglieder der Burschenschaft der Bubenreuther und der Rotary Clubs.

Bernd Müller, Vertreter des Vorstandes des Bubenreuther Philistervereins, richtete ein Grußwort an die Anwesenden und erinnerte daran, dass „der russische Angriff auf die Ukraine uns aus dem Traum vom dauerhaften Frieden gerissen hat“. Müller knüpfte an die historischen Leitmotive „Freiheit, Ehre, Vaterland“ an und interpretierte sie angesichts der heutigen sicherheitspolitischen Lage neu: „Freiheit bedeutet heute der mutige Widerstand gegen Gewalt. Ehre zeigt sich in der Menschlichkeit, auch angesichts größter Unmenschlichkeit. Vaterland bedeutet Verantwortung – für Frieden, Schwächere und Europa.“ Mit eindringlichen Worten rief er dazu auf, niemals stillzuschweigen, sondern aktiv für den Frieden einzutreten.

Frank Greif widmete sich in seiner Ansprache insbesondere der anschließenden Diskussion mit dem Kriegsveteranen Slawa Awramenko. Diese Plattform sei ins Leben gerufen worden, um den Ukrainekrieg im Bewusstsein der Menschen zu halten und Betroffenen vor Ort – darunter auch kriegsverletzten Soldaten – Unterstützung bei der Traumaverarbeitung anzubieten. Das Diskussionsformat habe zudem die Fähigkeit, das Verständnis der Zuhörer für die schweren Opfer der ukrainischen Bevölkerung und deren Bedeutung auch für die Sicherheit Deutschlands zu vertiefen, so Greif.

Historischer Bogen

In seiner Festrede spannte Siegfried Balleis einen historischen Bogen vom Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren bis hin zum aktuellen Ukrainekrieg. Besonders hervor hob er dabei die Rolle bürgerschaftlich engagierter Vereine und die Städtepartnerschaften mit ukrainischen Kommunen.

Dabei betonte er, dass es jedoch weiterhin viel zu tun gäbe, um die Ukraine umfassend zu unterstützen. Die Übergabe der Friedensgeige, gefertigt vom Großenseebacher Instrumentenbauer Alfred Binner, sei daher ein starkes Symbol für den Wunsch nach einem gerechten Frieden.

Balleis überraschte Slawa Awramenko mit der Ankündigung, dass dieser die Geige an die Universität für Schöne Künste in Charkiw übergeben solle, sobald es ihm gesundheitlich möglich sei.

Da die Universität in Charkiw eine langjährige Verbindung mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg pflegt, unter anderem durch die geflüchtete Dozentin Maria Parhomenko, stellte Balleis in diesem Zusammenhang die kulturelle und wissenschaftliche Zusammenarbeit in den Vordergrund. Er schloss mit einem Zitat von Victor Hugo: „Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.“

Slawa Awramenko zeigte sich erfreut über seine künftige Rolle als Überbringer der Geige. Er überraschte das Publikum mit der Information, dass seine jüngste Schwester ihren Abschluss in Klavier und Bandura an ebendieser Hochschule in Charkiw gemacht habe.

Nach der feierlichen Übergabe der Geige erzählte der Kriegsveteran im zweiten Teil des Abends von seinen Erfahrungen an der Front. Übersetzt wurde er von Peter Steger, während Frank Greif die Diskussion moderierte. Awramenko berichtete, dass er ohne umfassende Grundausbildung zu Beginn des Krieges in die ukrainische Armee eingetreten sei und an der Rückeroberung vieler Dörfer und Städte beteiligt war. Besonders seine traumatischen Erlebnisse zeigten die Brutalität des Krieges.

Trotzdem, so Awramenko, sei er überzeugt vom Widerstandsgeist der ukrainischen Bevölkerung. Auch bei einem Ausbleiben von Waffenlieferungen werde man nicht aufgeben. Schließlich erläuterte er, dass er sich trotz seiner Verletzungen darauf vorbereite, als Drohnenpilot weiterhin zum Widerstand gegen die russische Armee beizutragen.

Schwere Opfer der Bevölkerung

Moderator Frank Greif schloss die Veranstaltung mit der Bitte an das Publikum, die erlebten Eindrücke an andere weiterzugeben: „Damit jedem klar wird, welche schweren Opfer die Bevölkerung und die Soldaten der Ukraine auch für unsere Sicherheit tragen.“

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