Zum Beitrag „Wie hoch die Kosten für Feste sind“ (BR vom 5. Juni, Seite 3 ) wird uns geschrieben:
Kulmbach hat viele größere Feste: Motorrad-Sternfahrt, Volksfest, Altstadtfest, Weinfest, Fahrradfest, Italienische Nacht, Kulmbacher Bierwoche, Zinnfigurenmesse, Familiy Fun Fest, Plassenburg-Konzerte, „Frankenpost“-Lauf, Spartan-Hindernislauf ... alle Veranstaltungen begrüße ich außerordentlich. Das Altstadtfest kostet 36.900 Euro. Wie viel in die anderen Feste investiert wird, ist nicht zu entnehmen.
„Matchwinner“ dürfte der weltweit agierende Spartankonzern sein, zumindest was den Veranstalter betrifft. Spartan erhielt – und erhält?- jahrelang 100.000 Euro pro Jahr von der Stadt Kulmbach alleine fürs Kommen. Laut Insidern seien jährlich zusätzlich fünfstellige Summen für „Verschiedenes“ an den Konzern geflossen.
Hier wäre eine transparente Darstellung der Stadt dringend nötig, schon alleine, um die Demontage der Akzeptanz in der Bevölkerung nicht weiter zu befeuern. Der Nutzen für die Stadt ist bekanntermaßen sehr überschaubar. Lediglich Gastronomie und einige gewerbliche Fitnessstudios profitieren.
Das Interesse der Kulmbacher Bevölkerung, ob als Zuschauer oder Teilnehmer, ist kaum mit dem an anderen genannten Festen vergleichbar und rechtfertigt die enorm hohen Ausgaben der Stadt in keiner Weise. Die öffentlichen Gelder wären für die Unterstützung anderer Veranstaltungen oder für die Förderung der ortsansässigen gemeinnützigen Vereine (zum Beispiel Öffnung der Turnhallen in den 14 Wochen Ferien/Jahr u.v.m.) wesentlich sinnvoller und vor allem sozialer angelegt.
Bezüglich der Kostenproblematik der Veranstaltungen muss man nur die Zeitung umblättern: Spartan Race braucht Hilfe! Hunderttausende Euro Steuergeld von der Stadt und enorm hohe Startgebühren für die Rennen (an denen nur ein sehr begrenzter Teil der Kulmbacher teilnehmen kann) reichen nicht. Jährlich werden wir alle zur Gewinnoptimierung des Konzernes mit großen Zeitungsartikeln (bezahlt wer?) und von Radio Plassenburg gebeten zu helfen, als ob 100.000 Euro pro anno nicht schon genug Hilfe wären.
Die Stadt wird geschickt instrumentalisiert, schreibt für den Spartan-Konzern die eigenen gemeinnützigen, ehrenamtlichen Vereine persönlich an und bittet um Hilfe.
Auch wenn es so wirkt, handelt es sich aber nicht um ein Erdbeben, eine Hungersnot oder eine Flutkatastrophe. Weder unser gemeinnütziger e.V., noch andere e.V., die ich kenne, wurden bislang jemals von der Stadt angeschrieben, um einem Gewerbebetrieb bei der Durchführung einer reinen Spaßveranstaltung zu dessen Bereicherung helfen.
Also, liebe Gewerbetreibende: Viel Steuergeld generieren, laute Hilfeaufrufe durch die Medien und über die Stadt und damit ehrenamtliche Gutmenschen als billige Arbeitskräfte anfordern. So geht das mit den Kosten.
Ob die Stadt hier anmaßend oder gar übergriffig gegenüber ihren Vereinen handelt? Urteilen Sie selbst. Das ist wieder ein anderes Thema.
Dr. Ralph-Jörg Aman
Kulmbach