Leserbrief
Was bedeuten all die Schlüsselwörter?
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Kauerndorf

Zum Artikel „So geht es in der Ortsdurchfahrt weiter“ (BR vom 24.März, Seite 6) wird uns geschrieben:

Da ich ein Wörterbuch „Deutsch für Architekten und Bauingenieure“ gerade nicht zur Hand hatte, machte ich mir so meine – dilettantischen – Gedanken über die Bedeutung einiger im Artikel enthaltener Schlüsselwörter.

So ist zweimal von „Baulosen“ die Rede. Was könnte ein „Baulos“ sein?

Etwa ein Lotterielos in dem Sinne, dass die mit dem Tunnelbau einhergehenden Verkehrsbehinderungen Glückssache sind? Wenn man Glück hat, gibt es keine Umleitung? Oder „Los“ mit der Assoziation: Mit dem Tunnelbau hat man das große Los gezogen? Oder vielleicht – ganz im Gegenteil – „Los“ in der Bedeutung „Schicksal“? (Der Tunnelbau muss von allen Betroffenen wie ein Schicksalsschlag ertragen werden.)

Des Weiteren ist mehrfach von einem „Voreinschnitt“ die Rede („Voreinschnitt Ost“ und „Voreinschnitt West“), nicht aber von einem „Rückeinschnitt“! Rätselhaft blieb mir auch der zweimal verwendete Terminus „bauzeitliche Umfahrung“. Was eine „Umfahrung“ ist, habe ich im letzten Jahr leidvoll erlebt, als ich für die paar Kilometer von Kauerndorf nach Kulmbach riesige Umwege in Kauf nehmen musste.

Was ist aber „bauzeitlich“? Ich ahne es: So lange der Bau halt dauert! Und des kann dauern!

Ich werde künftig versuchen, dieses mir bislang unbekannte Adjektiv in meinen aktiven Sprachgebrauch einzu„bauen“, ebenso wie das Verb „andienen“: „ … die Baustelle wird über eine zentrale Baustellenzufahrt etwa gegenüber der Forstmühle angedient.“ Das klingt doch immerhin positiv, etwa im Sinne von „Dienst am Menschen“.

Kopfzerbrechen bereitete mir auch die Passage über die Zufahrt zum Mühlberg: Diese „wird teilweise nur über den späteren öffentlichen Feld- und Waldweg zwischen Untersteinach und Kauerndorf möglich sein.“

Also wo soll ich fahren, wenn ich meine Gartenabfälle zur Kompostieranlage auf den Mühlberg bringen will? Was mache ich, wenn mich die Polizei kontrolliert? („Sie benutzen einen Weg, der noch gar nicht gebaut ist und zudem noch nicht für die Öffentlichkeit freigegeben!!!“)

Zum Schluss erfährt man von „Spritzbetonarbeiten im Bereich der Tunnelanschlagwand“. Auch das noch! Was für ein Anschlag soll das sein? Beruhigend zu wissen ist immerhin, dass „im westlichen Teilbereich … bereits die planmäßige Abtragsebene erreicht“ ist.

Der beim Lesen der Überschrift „So geht es in der Ortsdurchfahrt weiter“ erhoffte Erkenntnisgewinn stellte sich bei mir nur ansatzweise ein.

P.S.: Ich möchte ausdrücklich betonen, dass meine doch recht ironisch geratene Stellungnahme keine Kritik am Autor des Artikels mit einschließt, dem wohl nichts anderes übrig blieb, als das offensichtlich in der Besprechung verwendete Bauplanungskauderwelsch wahrheitsgemäß wiederzugeben.

Rüdiger Sittig

Kauerndorf

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