Pfarrer Sebastian berichtet: Wie katholisch ist Amerika
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Pfarrer Sebastian, Ruhestandsgeistlicher in Bad Staffelstein, hielt kürzlich einen Vortrag bei der Kolpingsfamilie und deren Gästen über seine Aufenthalte in den USA. Zu Beginn leitete Pfarrer...

 //  Bad Staffelstein

Pfarrer Sebastian, Ruhestandsgeistlicher in Bad Staffelstein, hielt kürzlich einen Vortrag bei der Kolpingsfamilie und deren Gästen über seine Aufenthalte in den USA.

Zu Beginn leitete Pfarrer Sebastian eine kleine Meditation an. Er berichtete, dass die römisch-katholische Kirche in den USA mit ungefähr 70 Millionen Mitgliedern die größte Kirche ist und dass mehr als ein Drittel der Katholiken Latinos sind.

Weiße katholische Wähler

Laut einer Nachwahlbefragung von 2016 haben weiße katholische Wähler mehrheitlich den Republikaner Donald Trump unterstützt. Kirche und Staat sind in den USA streng getrennt, diese Trennung ist in der US-Verfassung verankert.

Insgesamt zählen die 196 Diözesen, darunter 32 Erzdiözesen, rund 77 Millionen Katholiken, was etwa 24 Prozent der Bevölkerung ausmacht. Die 17.403 Pfarreien des Landes werden von 26.265 Weltpriestern betreut, unterstützt von 12.010 Ordenspriestern, 4318 Ordensbrüdern und 49.883 Ordensschwestern. Pfarrer Sebastian zitierte mit einem Schmunzeln einen gängigen Witz: „Die größte Konfession in den USA seien die Katholiken und die zweitgrößte die Ex-Katholiken.“ Aufgrund des Missbrauchsskandals sowie strikter Haltungen zu Verhütung, Frauenordination und Schwulenehe sei die katholische Kirche in den USA in einigen Regionen im Mitgliederschwund begriffen, besonders im liberalen Norden.

Im Gegensatz dazu verzeichnen die Katholiken im konservativen Süden einen rasanten Zulauf. Beispielsweise konnte die Erzdiözese Atlanta ihre Mitgliederzahlen in den vergangenen zehn Jahren vervierfachen.

Von jeher eine Einwandererkirche

Die Katholische Kirche in Amerika war von jeher eine Einwandererkirche und verändert sich stetig. Trotz eines Mitgliederanteils von rund 52 Millionen nimmt der Anteil der Katholiken an der Gesamtbevölkerung ab. Während 2007 fast jeder vierte US-Amerikaner katholisch war, ist es laut der letzten Erhebung des PEW-Research-Centers nur noch jeder fünfte. Bei den Präsidentschafts- und Kongresswahlen wird diese Wählergruppe weiterhin stark umworben. Inzwischen identifizieren sich 52 Prozent der Katholiken mit der Trump-Partei, während 44 Prozent den Demokraten zuneigen.

Es gibt eine klare Kluft zwischen weißen und hispanischen Katholiken: Sechs von zehn weißen Katholiken identifizieren sich als Republikaner, während sechs von zehn Latino-Katholiken mit den Demokraten sympathisieren. Der Anteil der weißen Katholiken sank seit 2007 um acht Prozentpunkte auf 57 Prozent, während der Anteil der Latinos um vier Prozentpunkte auf 33 Prozent stieg. Der Anteil asiatischer Katholiken verdoppelte sich im selben Zeitraum auf vier Prozent. Besonders stark stieg die katholische Bevölkerung im Süden der USA, was vor allem dem Wachstum der hispanischen Bevölkerung zu verdanken ist. Im Westen der USA ist heute mehr als jeder zweite Katholik ein Latino.

Bildungsmäßig sind weiße Katholiken im Vergleich zur Gesamtbevölkerung höher gebildet, während Latinos geringeren Zugang zu Bildungsangeboten haben. Etwa 16 Prozent der katholischen Hispanics haben einen College-Abschluss, verglichen mit dem Durchschnitt der US-Katholiken. Die wöchentliche Messbesuchsrate liegt bei etwa 28 Prozent, und rund 52 Prozent beten täglich.

Bei der Frage der Abtreibung stimmen die US-Katholiken weitgehend mit der allgemeinen US-Bevölkerung überein. Ungefähr 60 Prozent befürworten die legale Möglichkeit zur Abtreibung unter den meisten Umständen, während nur 28 Prozent die strengen Abtreibungsgesetze in 18 Bundesstaaten unterstützen. Pfarrer Sebastian erwähnte abschließend, dass Donald Trump sich seit Oktober 2020 als konfessionslosen Christen beschreibt.

Der Kolpingsfamilie-Vorsitzende Winfried Butz bedankte sich mit einem Präsent bei Pfarrer Sebastian und gab die anstehenden Termine der Kolpingsfamilie bekannt. Nach dem Vortrag gab es die Möglichkeit, Fragen zu stellen. red

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