Fehlbildungen, Tumordiagnose: Die lebensfrohe Melina hat in ihren ersten 20 Lebensmonaten schon unzählige Behandlungen über sich ergehen lassen müssen. Für ihre Eltern steht fest: Unser Sonnenschein soll leben.
Wie nah Freud und Leid beieinanderliegen, darüber könnten Nadine und Hansi Arnold Schneider aus Hallstadt ein Buch schreiben. Jahrelang hatten sie erfolglos versucht, schwanger zu werden. Auch eine Kinderwunschbehandlung änderte daran zunächst nichts. Als das Paar eigentlich schon aufgeben will, kommt wie aus dem Nichts die erlösende Nachricht: Nadine ist schwanger! „Wir waren so glücklich", erinnert sich die heute 39-Jährige.
Die ersten Wochen der Schwangerschaft verlaufen normal, doch bei einer genaueren Untersuchung folgt der Moment, der das Leben des Paares verändern sollte. Die Frauenärztin diagnostiziert zu wenig Fruchtwasser in der Gebärmutter. Das Leben der ungeborenen Tochter ist zum ersten Mal in Gefahr.
Nadine Schneider wird zu weiteren Untersuchungen in eine Klinik überwiesen. Hier wird eine schwere Nierenfehlbildung festgestellt, ein Abbruch der Schwangerschaft steht im Raum. „Das waren die schlimmsten Wochen unseres Lebens. Es war furchtbar", erinnert sich die Hallstadterin.
Weil sich die Werte leicht bessern, wird die Schwangerschaft fortgesetzt. Doch drei Wochen vor dem errechneten Termin ist so wenig Fruchtwasser vorhanden, dass die kleine Melina am 13. Februar 2022 per Kaiserschnitt geholt werden muss. „Wir waren sehr glücklich, auch dass die Kleine mit auf Station durfte", sagt die Mutter.
Melina aus Hallstadt: nach Geburt auf die Intensivstation
Doch das große Glück währt nur kurz: Weil das Mädchen ständig die Muttermilch ausspuckt, wird sie schon am nächsten Tag genauer untersucht. Es folgt die nächste Schockdiagnose: Der After des Säuglings ist nicht ausgebildet, Melina hat keine anale Öffnung. „In diesem Moment ist für uns eine Welt zusammengebrochen", erinnert sich Nadine Schneider.
Bei einer Notoperation wird dem Mädchen ein sogenanntes Stoma, ein künstlicher Ausgang, gelegt. Anschließend muss Melina lange auf die Intensivstation. Die Zeit ist für die Eltern „die reinste Katastrophe, überall Schläuche und Kabel. Wir wollten nicht, dass unser kleiner Sonnenschein so leiden muss", sagt der 30-jährige Vater.
Doch die schlechten Nachrichten wollen nicht enden. Drei Monate nach der Geburt bemerkt Nadine Schneider, dass ihre Tochter die linke Hand nicht mehr richtig bewegt. Nach einem weiteren Klinikaufenthalt und einer langen Behandlungsphase, unter anderem mit Physiotherapie, folgt im Dezember 2022 die nächste Hiobsbotschaft und die Begründung für die Handprobleme: Unterhalb Melinas Schlüsselbein wird ein aggressiver Rhabdoidtumor entdeckt, der sich praktisch um den Fingernerv gewickelt hatte. Dem damals zehn Monate alten Kind steht erneut ein Behandlungsmarathon bevor.
Tumor-Operation und Chemobehandlung
Es folgen die erste Chemobehandlung und eine aufwendige Tumor-Operation, bei der der Nerv durchtrennt werden muss. "Melina schimpft jetzt immer, weil die Hand nicht so wie sie will", berichtet die Mutter, die froh ist, dass aktuell keine Metastasen im Körper ihrer Tochter entdeckt wurden.
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Trotzdem bedarf es weiterer Bestrahlungen. Aktuell ist die Familie in Essen, wo Melina seit sechs Wochen die Behandlungen tapfer über sich ergehen lässt. "Sie ist sehr lebensfroh, gut gelaunt und will immer spielen. Sie ist wirklich eine kleine Kämpferin", berichtet der Vater. Zugleich sei die Kleine aufgrund der vielen Operationen aber traumatisiert. "Wenn die Türe aufgeht, zuckt sie zusammen."
Auch deshalb versuchen Mama und Papa, zu jeder Zeit an der Seite ihrer Tochter zu sein. Was natürlich eine erhebliche finanzielle Belastung bedeutet. Die Eltern, die beide in Bamberg arbeiten, haben ihre Urlaubstage längst aufgebraucht, Mutter Nadine wird die Elternzeit verlängern müssen. In die Krippe könnte Melina wegen der Infektionsgefahr aktuell auch nicht, obwohl sie in Hallstadt eigentlich einen Platz hat.
Auch deshalb haben sie sich dazu entschieden, eine Spendenaktion zu starten. Auf der Plattform „gofundme" kann man für die Familie spenden, um sie finanziell zu entlasten. „So was ist eigentlich nicht unsere Art, aber alleine schafft man das einfach nicht."
Zumal in den nächsten Monaten weitere Operationen anstehen: Melinas Stoma wird zurückgelegt und die Fehlbildungen im Harn und Nierenbereich sollen behoben werden.
Positiv denken für die kleine Melina
Wie man das alles durchsteht? Es sind die kleinen Momente, die die Familie in diesen schweren Zeiten aufrichten. Zum Beispiel, dass sie nach sechs Wochen Krankenhausaufenthalt am kommenden Wochenende mal wieder nach Hause darf.
Nadine und Hansi Arnold Schneider wollen ihrer Melina diese freien Tage in Hallstadt so schön wie möglich gestalten. Denn ab dem 6. November starten die vorerst letzten drei Chemotherapien. „Das alles tut uns so leid für sie. Dennoch denken wir positiv, dass unser kleiner Schatz alles schafft. Wir machen alles, was nötig ist, um ihr ein glückliches Leben zu schenken", sagt Nadine Schneider.
So können Sie spenden:
Auf der Crowdfundingplattform „gofundme" wurde für die Familie eine Spendenkampagne ins Leben gerufen. Unter folgendem link kann man sich beteiligen:
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