Die Bambergerin Katja Trammer hat gleich mehrere ehrenamtliche Engagements am Laufen. Doch alle machen ihr großen Spaß.
Die Bambergerin Katja Trammer hat gleich mehrere ehrenamtliche Engagements am Laufen. Doch alle machen ihr großen Spaß. // Foto: Katja Trammer
Nominiert: Katja Trammer mit "Kaffeeklatsch zum offenen Ohr"

Sie können darüber abstimmen, wer die Bamberger Bürgernadel Alltagsheld erhalten soll. Nominiert ist auch Katja Trammer, die mit ihrem Kaffeeklatsch zum offenen Ohr gegen Alltagsprobleme kämpft.

 //  Bamberg

„Einfach mal machen, es könnte ja gut werden!“ Mit diesem Motto hat die Bambergerin Katja Trammer im April vergangenen Jahres ihren Kaffeeklatsch zum offenen Ohr gestartet. Die Intention dahinter war es, Menschen zusammenzubringen, die mit ähnlichen Alltagsproblemen zu kämpfen haben, sodass sie sich austauschen und womöglich gemeinsam Lösungen finden können.

„Die Männer kommen ja meist bei einem Bier zusammen und wir Frauen eben bei einem Kaffee“, sagt die 52-Jährige und lacht laut auf. Denn natürlich sind auch Männer beim Kaffeeklatsch willkommen. „Es kommen sogar einige.“

Bamberger Kaffeeklatsch zum offenen Ohr lädt ein

Einmal im Monat treffen sich Interessierte, meist im Café Schloss Seehof. Eine entsprechende Ankündigung mit Datum und Uhrzeit veröffentlicht Trammer regelmäßig auf der Facebook-Seite des Kaffeeklatsches.

Beim Kaffeeklatsch zum offenen Ohr muss sich jedoch keiner dazu gedrängt fühlen, über seine Probleme zu sprechen. „Im Laufe der Zeit habe ich gemerkt, dass es vielen guttut, einfach einmal im Monat zusammenzukommen und sich sozusagen diese Zeit nur für sich zu nehmen“, erzählt Trammer.

Also ein gemütliches Beisammensein, ein Kaffeeklatsch im ursprünglichen Sinn. „Die Treffen sind immer eine lustige Sache und echt schön“, weiß die Bambergerin nicht nur selbst zu berichten, sondern bekommt sie häufig als Rückmeldung zu hören.

Von der Selbsthilfegruppe zum Kaffeeklatsch

Gestartet ist der Kaffeeklatsch ursprünglich als Selbsthilfegruppe. Dafür muss man ins Jahr 2020 zurückschauen: Trammer arbeitet nebenberuflich zu ihrer Tätigkeit bei der Sozialstiftung Bamberg bei Younique, einem Unternehmen, das Schönheitsprodukte vermarktet. Und diese Firma unterstützt die gemeinnützige Organisation Saprea, die es sich „zur Aufgabe gemacht hat, einzelne Betroffene und die Gesellschaft von sexuellem Kindesmissbrauch und seinen dauerhaften Folgen zu befreien“, schreibt die Organisation selbst.

Katja Trammer: Kandidat Alltagsheld für Bamberger Bürgernadel
Katja Trammer: Kandidat Alltagsheld für Bamberger Bürgernadel // Foto: Manuela Nagl

„Während der Coronapandemie nahm ich an einer Online-Veranstaltung von Younique teil. Dort wurde die erste Selbsthilfegruppe in Deutschland vorgestellt für Menschen, die Opfer von sexuellem Missbrauch wurden“, erzählt Trammer rückblickend. Die Bambergerin war begeistert von dem Engagement. „Das hat mir gezeigt, dass jeder von uns etwas machen kann. Ein kleiner Beitrag reicht oft schon aus“, so die 52-Jährige.

Kaffeeklatsch zum offenen Ohr, ein Herzensprojekt

Ihre Selbsthilfegruppe hat zwar keine Interessenten gefunden, doch daraus hat sich der Kaffeeklatsch zum offenen Ohr entwickelt. „Dass die Selbsthilfegruppe bei mir nicht geklappt hat, sehe ich daher auch nicht als Scheitern an“, sagt Trammer fröhlich.

Die kleine Nähgruppe rund um Katja Trammer stellt für Patienten des Klinikums Bambergs eine Vielfalt an Mützen, Bodies und weiteren kreativen Kleidungsstücken her.
Die kleine Nähgruppe rund um Katja Trammer stellt für Patienten des Klinikums Bambergs eine Vielfalt an Mützen, Bodies und weiteren kreativen Kleidungsstücken her. // Foto: Katja Trammer

Ganz im Gegenteil, der Kaffeeklatsch zum offenen Ohr ist zu „meinem Baby“, ihrem Herzensprojekt geworden. Die 52-Jährige engagiert sich nämlich auch schon seit vier Jahren bei „Von Hand mit Liebe – Selbstgemachtes fürs Klinikum Bamberg“. „Das ist eine Gruppe von Damen, die aus Stoff- und Wollspenden Näh- und Stricksachen für Frühchen und Onkologie-Patienten anfertigen“, erklärt Trammer. Mittlerweile machen schon zehn Frauen mit.

Bei „Von Hand mit Liebe“ ist alles selbstgemacht - auch kleine Spielsachen.
Bei „Von Hand mit Liebe“ ist alles selbstgemacht - auch kleine Spielsachen. // Foto: Katja Trammer

„Wann immer man Muße und Zeit hat, setzen ich und die anderen Mitglieder uns zu Hause hin und nähen.“ Einmal im Monat kommen dann alle zusammen, bringen ihre fertigen Stücke mit und holen sich neue Stoff- und Wollspenden ab.

Workshops für onkologische Patienten im Klinikum Bamberg

Das ist jedoch noch längst nicht alles: Ab Ende Oktober bietet Katja Trammer auch einen Workshop für onkologische Patienten an. „Die Idee ist durch Gespräche beim Kaffeeklatsch entstanden“, sagt sie.

Bei diesem Workshop – bisher sind zwei Termine für eine Gruppe bestehend aus maximal fünf Personen angesetzt – geht es darum, Onkologie-Patienten kosmetische Hilfestellung zu geben. „Ich habe mich bei verschiedenen Infoveranstaltungen darüber informiert, ob es dafür Bedarf gibt und das Interesse war da“, freut sich Trammer.

In dem Workshop möchte sie den Teilnehmern vermitteln, wie sie zum Beispiel „Foundation richtig auftragen oder Rouge verwenden können, um etwas frischer auszusehen“. Sich also mit einfachen kosmetischen Tipps zu ein bisschen mehr Selbstbewusstsein zu verhelfen.

„Wenn man sich besser fühlt, strahlt man das auch aus. Und das bekommt man dann auch wieder zurückvermittelt“, sagt Trammer.

Die 52-Jährige, die bei ihren Erzählungen immer ein breites Lächeln im Gesicht und strahlende Augen hat, sieht ihr ehrenamtliches Engagement nicht als Arbeit an. „Das macht mir ja Spaß!“ Es sei hingegen auch für sie selbst wertvoll. Außerdem: „Ich weiß, das rettet nicht die Welt, aber diese Beiträge tun auch nicht weh. Warum also nicht auf diese Weise zu einer kleinen Verbesserung beitragen?“

Hier können Sie abstimmen:

 

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