Bamberg wartet auch heute noch mit einer vielfältigen Bierlandschaft auf. Doch über die Zeit mussten immer wieder Brauereien schließen.
509 Jahre alt wird das Bayerische Reinheitsgebot am 23. April. Eigentlich ein Tag zum Feiern, ungetrübt ist die Freude aber nicht: Hohe Energiekosten und schwindender Bierabsatz setzen Brauereien unter Druck, deutschlandweit ist laut Statistischem Bundesamt die Anzahl der Braustätten rückläufig.
In Bamberg steht man noch gut da. Trotzdem mussten über die Jahrzehnte zahlreiche Betriebe aufgeben, viele der einst stadtbildprägenden Brauereien gibt es heute nicht mehr.
Zusammen mit Christian Fiedler, Experte für fränkisches Bier und Autor des Buchs "Bamberg: Die wahre Hauptstadt des Bieres" und "Bamberger Biergeschichten", haben wir uns auf Spurensuche begeben.
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Brauerei Steinernes Haus
- Betriebsaufgabe: 1918
- Adresse: Lange Straße 8
- Gebäude: existiert noch
- Besonderheit: eines der ersten Bockbiere Bambergs
Obwohl es die Brauerei seit dem Ende des 1. Weltkriegs nicht mehr gibt, dürfte das Gebäude vielen Bambergern auch heute noch bekannt sein: Es beherbergt das "Calimeros".
Ab wann genau im Steinernen Haus Bier gebraut wurde, kann man heute nicht mehr nachvollziehen. Was man aber sagen kann: "Wir wissen, dass 1599 der Büttner Hans Pfister das Steinerne Haus übernommen hat. Das heißt aber nicht unbedingt, dass zu diesem Zeitpunkt schon Bier gebraut wurde", erklärt Fiedler. Zu dieser Zeit mussten Brauer auch Büttner (Fassmacher) sein, Büttner aber nicht zwangsweise Brauer.
Über die Jahre wechselt das Steinerne Haus immer wieder den Besitzer. 1831 bietet die Brauerei eines der ersten Bockbiere Bambergs an.
Mitte des 19. Jahrhunderts investieren die damaligen Eigentümer viel, 1862/63 ist es eine der ersten Brauereien Bambergs mit einer Dampfmaschine. Fiedler vermutet jedoch, dass sich die Eigentümer damit übernommen haben. 1868 melden sie Konkurs an.
Jüdischer Kaufmann übernimmt Brauerei
Mit Emanuel Dessauer übernimmt ein jüdischer Kaufmann den Brauereibetrieb – und das ist bemerkenswert: "Juden waren über Jahrhunderte von Handwerksberufen ausgeschlossen. Erst 1868, also im Jahr der Übernahme, fällt dieses Verbot in Bayern", erklärt Fiedler.
Dessauer will aus dem Steinernen Haus eine Großbrauerei machen. Zu dem Zeitpunkt ist es die größte Brauerei Bambergs. Doch auf Dauer ist sie Fiedlers Einschätzung zufolge zu klein, um lukrativ zu sein, und so verkauft sie Dessauer wieder.
Zu große Einschnitte nach dem 1. Weltkrieg
Nach Dessauers Verkauf geht die Brauerei noch durch weitere Hände. Zum Ende des 1. Weltkriegs ist dann Schluss: "Die Männer waren im Krieg, es fehlten also Konsumenten und Arbeiter. Außerdem fehlten die Werk- und Inhaltsstoffe, die man fürs Bierbrauen braucht", erklärt Fiedler.
Das Gebäude existiert heute zwar noch, es erinnert aber nichts mehr an seine Brauereivergangenheit.
Brauerei Kaiserwirt
- Betriebsaufgabe: 1945
- Adresse: Mittlerer Kaulberg 11
- Gebäude: existiert noch (wiederaufgebaut nach 2. Weltkrieg)
- Besonderheit: Das "Kaisergold" wurde in der Werbung hochgelobt
"Die Kaiserwirt ist ein Musterbeispiel für Bamberger Kleinbrauereien", schwärmt Fiedler. Denn: Die meisten Brauereien waren – im Gegensatz zu den Kulmbacher Großbrauereien – klein und familiengeführt.
Geprägt wird die Kaiserwirt von der Familie Dotterweich, die sie 1764 übernimmt. Fast zwei Jahrhunderte lang bleibt sie in Familienhand, wenn sich auch die Namen der Besitzer durch Heirat über die Zeit änderten.
Zum eher unscheinbaren Haus gehörte laut Fiedler außerdem ein Felsenkeller, der sich bei der Brauerei Greifenklau (Laurenziplatz 20) befindet. Hier konnten die Brauer Bier kühlen und lagern, ausgeschenkt wurde es dann in der Gaststätte am Mittleren Kaulberg.
Artilleriebeschuss beendet Brauereibetrieb
Am 13. April 1945 werden das Gast- und das Brauhaus am Mittleren Kaulberg durch Artilleriebeschuss schwer beschädigt. Die Besitzer nehmen den Brauereibetrieb anschließend nicht mehr auf. Das Haus blieb vorerst eine Wirtschaft, ab den 70ern wurden Wohnungen daraus. "Das Haus steht noch, aber wenn man nicht weiß, dass es mal eine Brauerei war, erkennt man es nicht", sagt Fiedler.
Brauerei Eckenbüttner
- Betriebsaufgabe: 1906 (Übergang in Bären- und Eckenbüttnerbräu AG)
- Adresse: Maxplatz 2
- Gebäude: existiert noch
- Besonderheit: Büttner-Relief erinnert an Brauerei-Vergangenheit
An prominenter Stelle am Maxplatz beherbergt die ehemalige Brauerei Eckenbüttner heute eine Douglas-Filiale. Das Relief eines Büttners an der Fassade erinnert an die Brauerei-Vergangenheit des Gebäudes.
Der Name "Eckenbüttner" ist selbstredend: Zum einen befindet sich das Gebäude an der Ecke des Maxplatzes. Zum anderen war jeder, der gebraut hat, auch Büttner. "Erst musste man Büttnermeister sein, dann konnte man den Brauermeister aufsatteln", erklärt Christian Fiedler.
Einen ersten Hinweis auf einen Brauereibetrieb gibt es im Jahr 1371. Danach wechselt das Gebäude munter den Eigentümer, bis 1877 Michael Frank übernimmt und die Brauerei zur Hochblüte bringt. Um 1900 ist die Brauerei Eckenbüttner eine der größten Brauereien Bambergs, die im Jahr zirka 15.000 Hektoliter Bier produziert.
Und der Alltag im Brauhaus ist wild: Immer wieder berichten die Zeitungen von Raufereien und Schießereien.
Fusion mit der Bärenbräu
Später lässt Frank das Gebäude sogar vom damaligen Stararchitekten Johannes Kronfuß renovieren, übernimmt sich Fiedlers Einschätzung nach dabei aber. Kurz darauf fusionieren die Bärenbräu und die Brauerei Eckenbüttner, es entsteht die Bären- und Eckenbüttner-Bräu AG.
Heute steht zwar das ursprüngliche Haus noch, aber alle rückwärtigen Gebäude sowie der große Biergarten sind mit der Zeit verschwunden.
Brauerei Riegelhof
- Betriebsaufgabe: 1953
- Adresse: Concordiastraße 11
- Gebäude: existiert noch
- Besonderheit: Das "ungespunde Bier mit 13 % Stammwürze" wurde beworben
Die Brauerei Riegelhof war, wie auch die Brauerei Kaiserhof, eine der typischen kleinen Brauereien Bambergs. Ursprünglich beherbergt das Gebäude ein Frauenkloster. 1718 übernimmt Büttner Hans Schwarz und lässt die ihm bereits für den Kaulberg erteilte Brau- und Schankgerechtigkeit auf den Riegelhof verlegen.
Gründe für Ende unbekannt
1897 übernimmt Braumeister Nikolaus Guth den Riegelhof und richtet ihn her. Als er 1930 in den Ruhestand geht, verpachtet er die Brauerei an Otto Gabold, der sie bis zum Ende betreibt. Von 1941 bis 49 ist sie kriegsbedingt geschlossen, 1953 wird die Brauerei aus unbekannten Gründen stillgelegt.
Heute befinden sich Eigentumswohnungen im Gebäude.
Hofbräu AG
- Betriebsaufgabe: 1977
- Adresse: Pödeldorfer Straße 75
- Gebäude: abgerissen, lediglich Direktorenvilla und Tivoli-Schlösschen stehen noch
- Besonderheit: größte Brauerei, die es in Bamberg jemals gab
Die Hofbräu AG unterscheidet sich von den anderen Bamberger Brauereien deutlich: Waren kleine familiengeführte Unternehmen wie die Kaiserwirt Standard, setzte man bei der Hofbräu von Anfang an auf die industrielle Herstellung von Bier für den Export.
Gegründet hat das Unternehmen 1884 Simon Lessing, ein jüdischer Hopfenhändler, als "1. Bamberger Exportbierbrauerei Frankenbräu". Mit seinem Konzept war Lessing laut Christian Fiedler extrem erfolgreich. Die Brauerei konnte sehr günstig produzieren und Großstädte wie Berlin, Dresden, Frankfurt, Leipzig und Stettin beliefern.
"Bayerisches Bier war Ende des 19. Jahrhundert das In-Getränk", erklärt Fiedler.
Um 1900 jedoch laufen die Geschäfte schlechter. Die Brauerei wird in "Hofbräu AG" umbenannt, um sich neu zu positionieren – mit Erfolg.
Gründung und Schließung fränkischer Brauereien seit 1100
Nach dem 1. Weltkrieg kommt der Hofbräu AG ihre Größe zugute. Sie kann viele angeschlagene Brauereien samt ihrer Technik aufkaufen, darunter die Brauerei Steinernes Haus, und so ihre Marktposition nachhaltig ausbauen. Auch an Malz kam die große Brauerei mit der reichen Eigentümerfamilie leichter.
Die Hofbräu AG expandiert weiter. Produziert sie 1925 67.000 Hektoliter Bier pro Jahr, sind es 1938 112.000. 1936 wird sie arisiert, die jüdische Führung ausgebootet.
Wie schon nach dem 1. fällt auch der Start nach dem 2. Weltkrieg vergleichsweise leicht: Zwischen 1945 und 48, also vor der Währungsreform, braut die Hofbräu für amerikanische Truppen.
Ende eines Großbetriebs
Doch auch die Hofbräu AG gibt es heute nicht mehr: Als die Aktienmehrheit an die Patrizierbräu AG übergeht, lässt die Konzernleitung den Bamberger Betrieb 1977 stilllegen. Nach und nach werden die Gebäude abgerissen, heute lassen nur noch die Direktorenvilla an der Pödeldorfer Straße sowie das Tivoli-Schlößchen die ehemalige Größe der Hofbräu AG erahnen.
Dieser Artikel ist zuerst im Februar 2023 erschienen.
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