Zum Geburtstag hat das Herder-Gymnasium Forchheim sich und seine ehemaligen Schüler mit einem dreitägigen Fest beschenkt. Wiedersehensfreude stand im Mittelpunkt.
Als das große Konzert der Ehemaligen-Big-Band am Herder-Gymnasium Forchheim (HGF) zu Ende war, brachte Schulleiter Bruno Kuntke es mit einem Zitat aus einem Gedicht von Rose Ausländer auf den Punkt: „Vergesst nicht, Freunde, wir reisen gemeinsam!“ Nur durch die Zusammenarbeit von aktuellen und ehemaligen Schülern, Lehrern, Eltern, Hausmeistern und Freundeskreis sei es nämlich möglich gewesen, ein Fest dieses Ausmaßes zu organisieren.
Musik von der Band „Lausch-Rausch“
Die Band „Lausch-Rausch“, die am Herder-Gymnasium gegründet worden war, eröffnete die dreitägigen Feierlichkeiten mit einem dreistündigen Konzert, bevor in einem von der Schulgemeinschaft aufgebauten 600-Quadratmeter-Zelt das Ehemaligen-Treffen stattfand, zu dem sich weit über 500 frühere Schüler angemeldet hatten.
Zum Programm gehörten Schulhausführungen, der Besuch einer Ausstellung zur Schulgeschichte und vor allem die Wiedersehensfreude mit den ehemaligen Klassenkameraden: Die ältesten Schüler hatten vor über 65 Jahren ihr Abitur am Herder gemacht. Das Schulfest der aktuellen Klassen lockte in den hinteren Pausenhof, wo Schüler mit dem Elternbeirat die Verpflegung für die insgesamt rund 2000 Besucher organisiert hatten.
Am Abend unterhielt dann die Schul-Big-Band, die von vielen Ehemaligen verstärkt wurde, das Publikum. Dieses packte beherzt mit an, als ein aufziehendes Unwetter Musiker, Technik und Zuhörer in die Aula vertrieb, und rettete so Instrumente und Stimmung. Das Fest klang mit einer musikalischen Matinee sowie einem Pub-Quiz im Festzelt aus.
Forchheim: Ehemalige Schüler blicken zurück
Rainer Kremer, Jahrgang 1937, und Walter Wagenseil, Jahrgang 1938, gehörten zu den ältesten Gästen des Ehemaligen-Treffens. Im Gespräch mit dem Fränkischen Tag blicken sie auf ihre Schulzeit zurück.
Herr Kremer, Herr Wagenseil, wie hat Sie das Herder-Gymnasium auf ihr Leben vorbereitet?
Rainer Kremer: Ich habe Altgriechisch geliebt. Die Schule hat mir die Begegnung mit einer so antiken Kultur ermöglicht, die mich fasziniert hat.
Walter Wagenseil: Das Abitur an dieser Schule hat es mir erlaubt, Jura zu studieren und Staatsanwalt beziehungsweise Richter an verschiedenen Gerichten zu werden. Ich bin dabei viel herumgekommen und reise auch jetzt noch gerne. Ich bin übrigens erst aus Paris zurückgekommen. (Er rückt lächelnd seine Baskenkappe zurecht.) In der Schule konnte man damals Englisch für eine gewisse Zeit durch Französisch ersetzen. Das hat meine Freude an Fremdsprachen geweckt. Ich mache jetzt gerade einen Spanischkurs.
Wo liegen denn Ihrer Meinung nach die größten Unterschiede zur heutigen Schule?
Kremer: Wir mussten alle eine Aufnahmeprüfung machen. Es gab ja nur ein Gymnasium für ein sehr großes Einzugsgebiet. Nur die Besten wurden genommen, in meinem Jahrgang hatten wir nur 29 Abiturienten.
Wagenseil: (lacht) Ja, es scheint einen richtigen Intelligenzschub gegeben zu haben, wenn man sieht, wie viele Kinder heute aufs Gymnasium gehen. Bei uns kamen Prüfungen auch immer unangekündigt. Und die Lehrer waren viel strenger.
Kremer: Allerdings. Weißt du noch? Der Reli-Lehrer hat damals den Schulranzen eines Kameraden einfach aus dem Fenster geworfen, weil er den Unterricht gestört hat.
Wagenseil: (lacht zustimmend) Natürlich. Einer der besten Lehrer war übrigens Richard Knoblach, der später Direktor der Schule wurde. Uns hat er aber nur aushilfsweise unterrichtet. Und die Besprechung von Goethes „Faust“ bei Johannes Baumgärtel, der ja dann auch das Gymnasium geleitet hat, war ein Genuss.
Wie gefällt Ihnen die Jubiläumsfeier?
Wagenseil: Ich freue mich darüber, die Schule wiederzusehen und mich im Gebäude an früher zu erinnern. Das jetzige Lehrerzimmer war zum Beispiel unser Musikraum. Schade ist nur, dass ich aufgrund meines Alters heute keine Klassenkameraden mehr getroffen habe. Die noch leben, konnten aus gesundheitlichen Gründen nicht kommen.
Kremer: Es ist einfach eine schöne Atmosphäre hier und ich bin froh, nach so vielen Jahren diese Gelegenheit zu einem Wiedersehen mit meiner Schule bekommen zu haben.


