Für Reinhard Mayer wird der Freitag zum persönlichen Feiertag. Krankheitsbedingt hat er ein Jahr lang seine Wohnung in der Hans-Sachs-Straße nicht verlassen können. Und nun ist er genau in dem Moment auf der Brücke, als Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) das Band durchschneidet und nach über zwei Jahren Bauzeit den Verkehr freigibt.
Monika Mayer hat ihren Mann begleitet und Sekt mitgebracht. Auch Pflegerin Brigitte Reichel ist gekommen. Die drei stoßen mit einem Glas Sekt auf den gelungenen Brückenschlag an. „Zu Fuß die riesigen Umwege – es war der absolute Wahnsinn“, erinnert sich Monika Mayer an die beschwerliche Zeit der zurückliegenden Jahre.
Chronik der Piastenbrücken-Erneuerung
Auch Brigitte Reichel, die täglich lange Wege vom Josef Otto Platz in die Hans-Sachs-Straße auf sich nehmen musste, reagiert erleichtert: „Das Schlimmste waren diese Weltreisen über den Bahnhof. Da sind bestimmt nicht nur mir einige graue Haare gewachsen.“
Eröffnung der Piastenbrücke in Forchheim
OB dankt Anwohnern
Oberbürgermeister Kirschstein dankt besonders den Anliegern, die „am meisten durchlitten“ hätten. Kirschstein freut sich, dass „so großer Andrang bei diesem großen Moment“ herrscht. Rund 200 Gäste sind zur Eröffnung der Brücke gekommen, die ab sofort auch offiziell Piastenbrücke heißt.
Der „Namenssponsor“ Piasten hat zum 100. Geburtstag der Firma der Stadt Forchheim den Namen für diese Brücke geschenkt. Im Volksmund hieß sie schon immer Piastenbrücke und auch in den Registern der Retter von Polizei, Technischem Hilfswerk (THW) und Feuerwehr war sie seit jeher unter diesem Namen eingetragen. Ab jetzt wird die 66 Meter lange, 14 Meter breite und 15 Meter hohe Bogenbrücke auch in den Straßenkarten offiziell unter dem Namen Piastenbrücke geführt.
Bahnausbau im Endspurt
Gemeinsam mit DB-Projektleiterin Nicole Kumpfmüller-Böhm eröffnete Oberbürgermeister Uwe Kirschstein um 10 Uhr die Brücke. Wie die Projektleiterin betonte, sei jetzt nicht nur der „Blickfang“ in der Unteren Kellerstraße fertig – sondern die Bahn befinde sich beim vierspurigen ICE-Ausbau in Forchheim „insgesamt im Endspurt“. Ende des Jahres 2024 werde die Deutsche Bahn „die Viergleisigkeit in Betrieb nehmen.“
„Endlich“-Rufe begleiten den Oberbürgermeister, als er um 10.30 Uhr das Band durchschneidet – und die ersten Fahrzeuge über die Brücke rollen können. Allen voran ein Traktor, auf dem Uwe Kirschstein und Nicole Kumpfmüller-Böhm winkend über die Brücke tuckern. 12,2 Millionen Euro hat die Stadt in das 460 Tonnen-Bauwerk investiert.
Roland Brütting, in Forchheim für den Straßenverkehr verantwortlich, blickt am Freitag auf zwei belastende Jahre zurück: „Zu Notfällen kam es wegen der fehlenden Brücke nicht. Aber gerade in den Stoßzeiten war die Verkehrsbelastung auf den Umgehungen erheblich. Die Beeinträchtigung war größer, als ich vorher gedacht hatte.“
Begehrte Überquerung
Nicht nur Brütting hatte daher die Eröffnung der Piastenbrücke herbeigesehnt. Auch die Forchheimer (vor allem aus der Siedlung Lichteneiche) brannten darauf. Ein Ehepaar war schon am Donnerstagmorgen gekommen, um die Überquerung zu erproben. Die beiden wollten unbedingt als erste die Brücke mit dem Auto überqueren. Roland Brütting hatte die beiden aber um 24 Stunden vertrösten müssen und sie wieder nach Hause geschickt.
Ein Jahr später als geplant
Den größten Andrang wird die Piastenbrücke bereits in wenigen Tagen beim Annafest erleben. Tausende werden dann täglich auf dem Weg zwischen Kellerwald und Adenauerallee unterwegs sein. Ursprünglich war geplant gewesen, die Piastenbrücke schon zum Annafest vergangenen Jahres fertig zu haben. Daraus war nichts geworden, weil in der Bauphase ein maroder Stützpfeiler entdeckt worden war – und so ist aus dem einjährigen Sanierungssprint ein über zweijähriger Marathon geworden.
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