Ultraschalluntersuchung: Sven Dittrich, Leiter der Kinderkardiologie der Uniklinik Erlangen, erklärt Pflegevater Ajmal Farman, was bei Mohibs Operationen erreicht wurde.
Ultraschalluntersuchung: Sven Dittrich, Leiter der Kinderkardiologie der Uniklinik Erlangen, erklärt Pflegevater Ajmal Farman, was bei Mohibs Operationen erreicht wurde. // Foto: Kerstin Bönisch/Uniklinikum Erlangen
Dank Spenden: Ärzte retten Kind aus Afghanistan das Leben
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Zwei Mediziner der Uniklnik in Erlangen sammeln Jahr für Jahr Spenden, um herzkranken Kindern zu helfen. In ihren Heimatländern fehlt es meist an der nötigen medizinischen Versorgung. Nun haben sie einem achtjährigen Jungen aus Afghanistan das Leben gerettet. Dass er noch lebt, sei ein Wunder, sagen die Ärzte.

 //  Erlangen

Bald geht es für den achtjährigen Mohib zurück in die Heimat: Zwei Wochen lang war er unter der Obhut seines Pflegevaters Ajmal Farman am Uniklinikum Erlangen, wo der schwer herzkranke Junge operiert wurde. „Es war ein sehr komplexer Eingriff, weil Mohib bereits unter diversen Folgeerkrankungen und Infekten litt“, berichtet Professor Oliver Dewald, Direktor der Herzchirurgischen Klinik des Uniklinikums Erlangen in einer Pressemitteilung der Klinik. Er hatte mit seinem Team Mitte Dezember die erste Operation vorgenommen.

Nachdem der junge Patient den fünfstündigen Eingriff gut überstanden hatte, verschloss Professor Sven Dittrich, Leiter der Kinderkardiologischen Abteilung mit einem Herzkathetereingriff einige Tage später die beiden letzten Löcher in der Herzspitze des afghanischen Jungen. Dieser kann künftig mit einer normalen Herzfunktion weiterleben. „Unbehandelt hätte der angeborene Herzfehler zum Tod geführt“, erklärt Dittrich. Kinderherzchirurg Oliver Dewald ergänzt: „In Deutschland wäre Mohib spätestens im sechsten Lebensmonat behandelt worden. Wir freuen uns alle sehr, dass wir ihm jetzt noch erfolgreich helfen konnten.“

Spenden für Kinderherz-OP retten Leben

Die lebensrettende Behandlung wurde durch die Spendeneinnahmen des gemeinsamen Projekts „Kinderherz-OP“ der beiden Herzspezialisten am Uniklinikum Erlangen möglich. Die Aktion hat zum Ziel, schwer herzkranke, bedürftige Kinder und Jugendliche, die beispielsweise aus Krisenregionen ins Uniklinikum Erlangen verlegt werden, kostenneutral behandeln zu können. „Es ist ein kleines Wunder, dass Mohib mit diesem Herzfehler so lange leben konnte. Normalerweise werden Kinder, bei denen diese Erkrankung unbehandelt bleibt, leider höchstens fünf Jahre alt“, betont Dittrich.

Der heute achtjährige Mohib wurde mit der Fallot’schen Tetralogie geboren, einem der häufigsten angeborenen Herzfehler: Das Blutflusssystem ist zum und vom Herzen nicht korrekt ausgebildet. „Zusätzlich stellten wir mehrere Löcher in der Herzkammerscheidewand fest sowie eine weitere Fehlbildung an den Herzkranzgefäßen“, erläutert Dewald die Herausforderungen des Eingriffs. Es sei dennoch gelungen, die Durchblutung zur Lunge wieder zu normalisieren und ein großes Loch in der Herzkammerscheidewand zu schließen.

Kind aus Afghanistan mit angeborenem Herzfehler

Eine Woche später reparierte Kinderkardiologe Sven Dittrich mit seinem Team bei einem zweiten Eingriff im Herzkatheterlabor zwei weitere kleine Löcher in der Herzspitze, die bei der ersten großen Operation nicht erreicht werden konnten. „Weil wir uns nicht auf eine medizinische Nachsorge in Mohibs Heimatland verlassen können, haben wir den Eingriff so nachhaltig konzipiert, dass die Behandlung damit erfolgreich abgeschlossen ist“, erklärt Dewald. Unter seiner neuen Leitung wurden ab Oktober die Herzchirurgische Klinik und die Kinderherzchirurgische Abteilung des Uniklinikum Erlangens vereint.

Mit Dittrich und dessen Kinderkardiologischer Abteilung pflegt der Klinikdirektor eine enge Zusammenarbeit. „Wir sind ein eingespieltes Kinderherz-Team, weil viele Herzfehler – wie im Fall von Mohib – ein reibungsloses Hand-in-Hand-Spiel unserer beiden Bereiche verlangen“, sagt Dittrich. „Gerade dieses Zusammenspiel zwischen den Interventionen der Kinderkardiologie und Operationen in der Herzchirurgie ist das Besondere an unserer gemeinsamen Arbeit. Sie ermöglicht uns eine erfolgreiche Kombination der verschiedenen Therapieverfahren für unsere jungen Patientinnen und Patienten“, so Dewald.

Spenden für Kinderherz-OP ohne Abzüge verwendet

Das Geld für die aufwendige Behandlung an der Uniklinik stammen vollständig aus Spendengeldern der Aktion „Kinderherz-OP“. Mit diesem Konzept wollen die beiden Spezialisten Dewald und Dittrich Kindern, die aufgrund der äußeren Umstände schlechte Überlebenschancen haben, lebensrettende Therapien zugänglich machen. „Leider ist es uns als Anstalt des öffentlichen Rechts nicht erlaubt, die Behandlung bedürftiger Kinder aus eigenen Mitteln zu finanzieren“, erläutert Dittrich. „Deshalb wird das gespendete Geld ohne Abzüge ausschließlich für die medizinischen Leistungen verwendet.“

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