Eine neue Corona-Variante (Pirola) ist auf dem Vormarsch. Sie unterscheidet sich maßgeblich von ihren Vorgängern - eine gute und gleichzeitig schlechte Nachricht. Erlanger Wissenschaftler arbeiten an der Erforschung des Erregers mit.
Das Coronavirus hat nach der Pandemie seinen ganz großen Schrecken verloren. Verschwunden ist es nicht. Und die Mutationen des Erregers, die in der Hochphase der Coronamaßnahmen geradezu gebannt verfolgt wurden, gibt es weiterhin. "Zwar haben die meisten Menschen einen robusten Immunschutz aufgebaut und erkranken nicht mehr schwer", heißt es in einer Pressemitteilung der Uni Erlangen. "Die Infektion kann aber immer noch zu ausgeprägten, teilweise langanhaltenden Krankheitssymptomen führen."
Erlanger Wissenschaftler in Forschungsteam zu Pirola-Variante
Im Spätsommer 2023 trat eine neue SARS-CoV-2-Variante auf, BA.2.86 (Pirola), "die sich genetisch massiv von allen vorher zirkulierenden Viren unterscheidet", so die Uni in ihrer Stellungnahme. Ein breiter Zusammenschluss von Instituten in Deutschland hat die biologischen Eigenschaften der Pirola-Variante untersucht. Mit dabei ein Team um Professor Dr. Hans-Martin Jäck, Leiter der Molekular-Immunologische Abteilung am Uniklinikum Erlangen der FAU.
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Die Forschenden haben herausgefunden, dass die Pirola-Variante im Gegensatz zu den vorher zirkulierenden Omikron-Varianten mit hoher Effizienz in Lungenzellen eindringt. "Damit weist die Pirola-Variante überraschende Parallelen zu den in den ersten Jahren der Pandemie zirkulierenden Varianten Alpha, Beta, Gamma und Delta auf", erklären die Wissenschaftler. Das verbesserte Eindringen in Lungenzellen könnte auf ein aggressiveres Virus hindeuten. Allerdings sei die Bildung neuer, infektiöser Viren durch infizierte Zellen reduziert, was die Ausbreitung vermindern könnte.
Bisheriger Immunschutz hilft kaum gegen neue Corona-Variante
Schließlich berichten die Forschenden, dass die Pirola-Variante gegen alle verfügbaren therapeutischen Antikörper resistent ist und auch Antikörpern in geimpften Personen mit und ohne Durchbruchinfektion effizient ausweicht. Allerdings werde das Virus gut durch Antikörper gehemmt, die durch den aktuellen angepassten mRNA-Impfstoff hervorgerufen werden. "Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse, dass sich auch vier Jahre nach Beginn der Pandemie das Virus massiv verändern und dabei Eigenschaften wiedergewinnen kann, die die Entstehung einer schweren Erkrankung fördern können", so die Uni Erlangen in ihrer Mitteilung.
Die Wissenschaftler verweisen darauf, dass die Ausbreitung von SARS-CoV-2 mit der ständigen Entstehung neuer Virus-Varianten verbunden sei. Diese Varianten haben Mutationen im Spike-Protein erworben, die es ihnen ermöglichen, neutralisierenden Antikörpern in Geimpften und Genesenen auszuweichen.