0
Festival für Elektromusik
Zu hohe Gagen: Schwieriges Booking bei Open Beatz
90.000 Menschen besuchen der Open-Beatz-Festival in Herzogenaurach. Passende Künstler dafür zu buchen, ist eine Herausforderung.
90.000 Menschen besuchen der Open-Beatz-Festival in Herzogenaurach. Passende Künstler dafür zu buchen, ist eine Herausforderung. // Steinsohnimages
Signet des Fränkischen Tags von Redaktion Fränkischer Tag
Herzogenaurach – Florian Gebauer bucht Künstler fürs Open Beatz. Den Geschmack der Fans zu treffen, ist schwierig, weiß der Geschäftsführer des Festivals für elektronische Musik. Warum manchmal nur viel Geld hilft.
Artikel anhören

Am 13. Februar haben die Veranstalter des Open-Beatz-Festivals das vollständige Line-Up für dieses Jahr veröffentlicht. Nun erklärt der Geschäftsführer des deutschlandweit bekannten Festivals für elektronische Musik Florian Gebauer in einer Pressemitteilung, wie er die Künstler für die Veranstaltung in Herzogenaurach bucht und welche Herausforderungen er dabei meistern muss.

Demnach beginne er ab Oktober damit, die Künstler für die neue Ausgabe des Festivals zu planen. Das die Konkurrenz immer früher mit der Künstlerakquise beginne, habe man sich dem Trend anpassen müssen. Bei der Zusammenstellung des Line-Ups analysiere man, welche Künstler in der Vergangenheit gut funktioniert haben, heißt es.

Mit Spotify: Booking für Open Beatz

„Diese buchen wir gerne erneut, da wir wissen, dass sie beim Publikum ankommen.“ Zudem beobachte man Trends auf Plattformen wie Spotify und in sozialen Netzwerken, um aufstrebende Künstler zu identifizieren. Die Auswahl sei anfangs breit und verenge sich wegen konkurrierender Festivals und der Verfügbarkeit der Künstler. Man lege großen Wert darauf, regionalen Künstlern Slots zur Verfügung zu stellen, um ihnen eine Plattform zu bieten, heißt es weiter.

„Die nationale oder internationale Bekanntheit eines Künstlers spielt für uns eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger ist, dass er von unserer Zielgruppe geschätzt und nachgefragt wird“, lässt sich Gebauer zitieren. Früher habe die Buchung eines international bekannten Künstlers zu erfolgreichem Ticketverkauf geführt. Mit der Vielzahl an Festivals in Deutschland habe sich das geändert. „Heute kann selbst der teuerste Act das Publikum nicht automatisch begeistern“, heißt es in Gebauers Worten.

DJane: Minderheit bei Open Beatz

Es brauche viel mehr Recherche und Marktkenntnis, um optimales Line-Up zusammenzustellen. Man bemühe sich um eine Diversität bei der Buchung der Künstler. Das sei eine Herausforderung, da DJanes nach wie vor eine Minderheit in der Szene sind. „Wir möchten sie gezielt fördern, gleichzeitig aber das Talent als wichtigste Voraussetzung für unsere Auswahl beibehalten. Das macht die Recherche aufwendiger, da es nach wie vor verhältnismäßig wenige Frauen gibt, die sich zutrauen zu produzieren und aufzulegen.“

Die Verteilung der Spielzeiten sei ein sensibles Thema. Jeder Künstler möchte möglichst spät auftreten. Die Slots gegen Ende eines Festivaltags sind laut Pressemitteilung begehrt. Zudem gebe es Künstler, die nicht direkt hintereinander spielen wollen oder ungern mit bestimmten Künstlern im Line-Up stehen. „Grundsätzlich versuchen wir, den Timetable musikalisch sinnvoll zu gestalten beispielsweise indem die Beats per Minute im Laufe des Abends kontinuierlich steigen.“

DJ: Hohe Gagen für Künstler bei Open Beatz 

Die Meinung der Besucher sei essenzieller Faktor bei der Künstlerauswahl, schreibt man seitens des Veranstalters. Direkt nach dem Festival führen wir Umfragen durch, in denen unsere Gäste ihre Wunsch Acts nennen können. Diese Rückmeldungen haben großen Einfluss darauf, wen wir für das nächste Jahr buchen wollen. Weitere Herausforderungen sind Exklusivrechte und überhöhte Gagenforderungen. Häufig kann man laut Pressemitteilung Künstler nicht buchen, weil andere Veranstaltungen Exklusivklauseln durchsetzen.

„Natürlich ist es verständlich, dass ein Veranstalter, der 80.000 Euro für einen Act bezahlt, verhindern möchte, dass dieser zwei Wochen vor dem Event in einem Club für 20 Euro Eintritt auftritt“, lässt sich Gebauer zitieren. Monatelange Sperrradien von 250 Kilometern bezeichnet er als „gezielte Wettbewerbsverzerrung“. Die Festivalbranche sei nicht mehr so stark wie früher, oft wird „mit harten Bandagen gekämpft“. Exklusiv könne man Künstler meist nur mit persönlichen Kontakten oder entsprechendem Budget gewinnen. Ein weiteres großes Problem sind laut Pressemitteilung die intransparente Preisgestaltung und unrealistische Gagenforderungen.

Booking: Budget für Open Beatz

„Als Veranstalter müssen wir quasi blind ein Angebot abgeben. Liegen wir zu niedrig, erhalten wir oft nicht einmal eine Antwort.“ Oft stehe die Gage in keinem Verhältnis zum Ticketverkauf, den ein Künstler generiert. „Leider gibt es keine klaren Richtlinien für faire Honorare, so dass die Preisfindung immer eine Herausforderung bleibt.“ Für jeden Slot lege man eine maximale Summe fest, die man zahlen möchte. Falls der Wunschkünstler den Betrag nicht akzeptiert, müsse man auf Alternativen ausweichen.

Und dann seien da noch die kurzfristigen Absagen. „Glücklicherweise haben wir genug Acts vor Ort, um in Notfällen flexibel zu reagieren“, heißt es in Gebauers Worten weiter. Vergangenes Jahr habe ein Künstler seinen Flug verpasst. „In solchen Fällen versuchen wir, schnell Ersatz zu finden auch wenn es natürlich schade für die Fans ist, die sich auf genau diesen Act gefreut haben.“

Inhalt teilen