In einem Vergleich zwischen 71 Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern landet Erlangen ganz weit vorn. Und damit vor anderen fränkischen Metropolen. Ein Blick in die Details offenbart aber auch Schwächen.
Erinnern Sie sich an die Schlagzeile im Film „Die Truman Show“, die ein Kollege Truman demonstrativ vor die Nase hält? Da behauptet die Zeitung „The Island Times“, Seahaven sei „The best place on earth“, der beste Ort der Welt.
München an der Spitze
Nicht weit davon entfernt ist offenbar die Stadt Erlangen, wenn man einem echten Städteranking glaubt. Erstellt wurde dieses von Immoscout24, IW Consult und der Wirtschaftswoche. Verglichen wurden 71 kreisfreie Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern in ganz Deutschland. Dazu wurden diverse Indikatoren aus den Bereichen Arbeitsmarkt, Wirtschaftsstruktur, Lebensqualität, Immobilienmarkt sowie Nachhaltigkeit ausgewertet.
Das Ergebnis: Beim Niveau-Ranking landet Erlangen von 71 berücksichtigten Städten mit 60 Punkten auf Platz 4. Das Niveau-Ranking erfasst die sozio-ökonomischen Strukturen in den Großstädten. An der Spitze rangiert hier mit München die bayerische Landeshauptstadt (mit 66,1 Punkten). Am anderen Ende der Skala findet sich Gelsenkirchen im Ruhrgebiet mit 36,9 Punkten wieder.
In Teilbereichen sogar auf Platz 1
Damit liegt Erlangen ganz vorne in Franken: Würzburg (Platz 12 mit 55,4 Punkten), Fürth (Platz 23 mit 52,8 Punkten) und Nürnberg (Platz 26 mit 52,4 Punkten) schaffen es zwar in die vordere Hälfte, liegen aber deutlich hinter der Hugenottenstadt. In den Bereichen „Lebensqualität“ und „Arbeitsmarkt“ brilliert Erlangen hier mit Platz 1.
Auch beim Dynamikranking, das die Entwicklung in den betrachteten Städten abbilden soll, hat Erlangen den besten Platz der vier untersuchten fränkischen Städte ergattert: Platz 14 mit 51,8 Punkten. An der Spitze liegt hier Mainz (64,9 Punkte); am hinteren Ende befindet sich Hagen – bekannt als „Tor zum Sauerland“ – mit 43,7 Punkten.
Allerdings offenbart das Ranking auch Schwächen. So liegen die Wohnkosten in Relation zum Einkommen in Erlangen relativ hoch. Ein weiteres Manko ist die niedrige Zahl der Unternehmensgründungen je 100.000 Einwohner. Beim Kriterium „Immobilienmarkt“ liegt Erlangen im Dynamikranking auf Platz 38, bei „Arbeitsmarkt“ sogar nur auf Platz 59. „Die Ergebnisse werden wir noch vertieft analysieren. Letztlich überraschen sie aber nicht völlig und sind teilweise auch Preis des Erfolgs“, erklärt dazu der städtische Pressesprecher Sebastian Müller.
Kein Rennen der Städte
Die Stadt konzentriere sich deshalb derzeit stark auf die Entwicklung des neuen Stadtteils „Regnitzstadt“ auf dem bisherigen Großparkplatz und entwickele gemeinsam mit Siemens eine Wohnbebauung auf dem Siemens Campus, so Müller weiter. Bei der wirtschaftlichen Entwicklung mache sich „der limitierende Faktor bemerkbar, dass wir nicht jedem Unternehmen die geeignete Gewerbefläche bieten können“.
Insgesamt „möchte ich das Ranking nicht als Rennen von Städten um die besten Platzierungen missverstehen“, meint Müller. Außerdem: „Aus der Region wissen wir, dass wir nur gemeinsam als starker Standort bestehen können.“
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