0
Viertelmeistertag in Kronach
Die Obere Stadt und der gelärte Aydt
Historische Viertelscheibe: Abdruck der vier Viertel aus der Zeit  18. Jahrhundert.
Historische Viertelscheibe: Abdruck der vier Viertel aus der Zeit 18. Jahrhundert. // Rosi Ross
Signet des Fränkischen Tags von Redaktion Fränkischer Tag
Kronach – Die Stadt Kronach hält bis heute ihre Geschichte lebendig. Am Freitag wird die Tradition gefeiert
Artikel anhören

Mit vielen überlieferten Aktivitäten präsentieren die historischen Gruppen nach authentischen Vorlagen Vergangenheit und Gegenwart zur Erinnerung und Freude. Am Freitag, 4. April, von 18.30 bis 21 Uhr, ist es wieder soweit: Der Viertelmeistertag wird in der Alten Markthalle in der Oberen Stadt mit dem üblichen überlieferten Palaver stattfinden. Warum? Die „geviertelte“ Historische Altstadt Kronach wurde schon im 15. Jahrhundert von vier Viertelmeistern als Verbindungspersonen zwischen Stadt und Bürgern „regiert“.

Die Zeit des 16. und 17. Jahrhunderts war enorm wichtig für die Viertelmeister. Sie organisierten bei Angriffen eine Schutzwehr, bei denen sie auch oft selbst mitwirkten.

Da sind ihre Pflichten in der heutigen Zeit friedlicher. Sie kümmern sich um Probleme in ihrem Viertel, schlichten Streitigkeiten, wachen über das Wohl ihres Viertels und präsentieren zu besonderen Anlässen ihre Wichtigkeit und Würde.

Dafür müssen die Viertelmeister einmal im Jahr am Viertelmeistertag Zeugnis ablegen über ihr Tun. Die Bürgerinnen und Bürger der Oberen Stadt widmen dieser Berichterstattung höchste Aufmerksamkeit. Da kann es auch mal laut und turbulent werden bei der Anhörung.

Humorvolle Aussprache

Diese Zusammenkunft von Bürgerschaft, Viertelmeistern und Oberbürgermeisterin dient zur Schlichtung und oft auch zur humorvollen Aussprache. Der Stadtvogt in seinem hohen Amt als Statthalter, Aufseher und Richter hat dabei das wichtigste, letzte Wort und entscheidet im Einvernehmen mit der Obrigkeit.

Auch wohlgesonnene Gäste sind gern gesehen und werden willkommen geheißen. Dazu gehören auch die „reußischen“ Nachbarn aus Nordhalben, die den Kronachern bei ihrer Hungersnot in kriegerischen Zeiten geholfen haben. Ratsherren, Kirchenväter, Bürgerwehr, Ausschüsser, Tapfere Weiber zu Cranach, der Braumeister mit seinen Bräuknechten und Wirzweibern lauschen den Berichten der Viertelmeister, der Kastnerin, des Baumeisters und der Stadtschreiberin.

Nach der turbulenten Aussprache werden die vier Viertelmeister – so die Bürgerschaft es will – den „gelärten Aydt zu Gott schweren“ für ein neues Amtsjahr. Natürlich wird dies gefeiert mit „schmäußigem Umtrunk“. Für fast alle Oberstädter in einem Kunigundenmaßkrug. Die historische Bierkruggröße umfasst 1 und 1/8 Liter – als offizielles Maß für Flüssigkeiten im Jahr 2007 wieder eingeführt.

Zu finden ist dieser Krug gegenüber des ehemaligen Scharfen Ecks in der Lucas-Cranach-Straße hoch oben. Dort wird zu Beginn des Festes der Kunigundenmaßkrug von einer holden Jungfrau bekränzt. Starke Bräuknechte heben die holde Maid auf das Fassbrett hinauf zum Krug – unter großem Jubel der Anwesenden. Dann geht es hinauf zur Alten Markthalle. Auch die Bevölkerung ist dazu eingeladen und gern gesehen.

Die Bratwurst-Elle wird ebenso angeboten. Die Bamberger Elle galt als Längenmaß bis 1872 mit 67 Zentimetern und war für die Kronacher maßgebend.

2008 wurde dies wieder erweckt nach der sogenannten „Raum-Elle“ und als Bratwurstmaß am Historischen Rathaus angebracht. Geschmiedet nach der Ellenlänge des ehemaligen Bürgermeisters Raum mit 27 Zentimetern haben die Kronacher Bratwürste zu besonderen Anlässen diese stolze Länge.

Auch die Symbole der Viertel sind am „Nabel der Stadt“ in der Rathausgasse an der Alten Markthalle aufgeführt. Der Viertelmeistertag lädt ein zum Erleben der Zeiten.

Inhalt teilen