Überall in Franken fallen zur Osterzeit viele wunderschön verzierte Brunnen auf. Auch in den Landkreisen Kronach, Kulmbach und Coburg sind sie allerorten zu finden. Doch warum wird überhaupt dekoriert? Und wer hat eigentlich den imposantesten Osterbrunnen? Hier kommen die Antworten auf die sieben wichtigsten Fragen:
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1. Wo steht der größte Osterbrunnen?
Der größte Osterbrunnen der Region ist im fränkischen Bieberbach zu finden. Er ist geschmückt mit über 10.000 Eiern.
In dem beschaulichen Örtchen bei Egloffstein im Landkreis Forchheim wird er vom Heimatverein Club 22 liebevoll mit über 10.000 echten Eiern herausgeputzt und zieht jedes Jahr massenweise Besucher an.
2. Wo gibt es überhaupt Osterbrunnen?
Ihre Wurzeln haben die Osterbrunnen in der Fränkischen Schweiz . Für die wasserarme Hochebene dort lassen sich Osterbrunnen bis ins 19. Jahrhundert nachweisen. Inzwischen sind sie jedoch nicht nur dort und in anderen fränkischen beziehungsweise bayerischen Gegenden, wie auch Kronach, zu finden. Seit den 1980er Jahren verbreiteten sich Osterbrunnen verstärkt auch in Hessen, Thüringen, Sachsen, Rheinland-Pfalz und im Saarland.
3. Wo liegen die Wurzeln des Osterbrunnen-Brauchs?
Die Tradition der Osterbrunnen ist nicht restlos geklärt. Allerdings weiß man, dass dieser Brauch zum christlichen Fest auf heidnischen Wurzeln gründet. Ob im hohen Mittelalter bei den Heiden oder später im 18. und 19. Jahrhundert bei den Christen war der Hintergrund des Brauches der gleiche. Wenn zu Ostern die Natur nach dem Winter wieder erwachte, huldigten die Menschen dem Wasser.
Es ist die Grundlage allen Lebens: Mensch und Tier sowie die gesamte Vegetation sind ohne Wasser nicht denkbar. Flüsse, Bäche und Quellen liefern Wasser, das seit Menschengedenken behütet und verehrt wird und in dem magische Kräfte vermutet wurden.
4. Wie kam es zum Schmücken der Brunnen?
Überall dort, wo es keine artesischen Brunnen gab, die aus eigenem Antrieb Wasser spenden, hat der Mensch nach Wasser gegraben und Brunnen angelegt, die unabhängig von Regenzeiten die Wasserversorgung gesichert haben. Diese wurden dann in den Brauch um das Osterwasser eingebunden. Da auf den Hochflächen der Fränkischen Schweiz durch das Versickern der Niederschläge oft Wassermangel herrschte, brachten die Menschen dort dem Wasser eine noch höhere Wertschätzung entgegen, als es in früherer Zeit ohnehin der Fall war.
Erfreuen sollen und können wir uns an den geschmückten Brunnen bis heute. Andererseits können und sollen sie uns in der heutigen Zeit auch eine Mahnung sein. Es gilt, dass allen die Kostbarkeit des reinen Wassers bewusst wird.
5. Wann werden die Osterbrunnen in Franken geschmückt?
Es war Tradition, die Brunnen und Quelleinfassungen nach der Schneeschmelze zu reinigen. Erde und Zweige wurden weggefegt. Das passierte häufig an Gründonnerstag und in gemeinschaftlicher Arbeit. Aus dieser Brunnenpflege und aus Dankbarkeit für das lebenswichtige Element hat sich daraufhin das Schmücken der frisch gereinigten Brunnen entwickelt.
Da es noch kein frisches Grün gab, wurde früher häufig ein Fichtenbäumchen aufgestellt. Auch Buchsbaum und Weidenzweige kamen zum Einsatz. Sie werden mit bunten Bändern und verzierten, ausgeblasenen Eiern geschmückt. Heute wird diese Urform erweitert durch Konstruktionen aus Holz oder Metall, um die kunstvolle Girlanden geflochten werden. Und auch die heute üblichen Osterhasen verwendete man früher nicht.
6. Was hat es mit dem Begriff „Osterwasser“ auf sich?
Entsprechend der germanischen Auffassung ist dem fließenden Wasser eine besondere Lebenskraft zu eigen. Dem Osterwasser aus Bächen, Brunnen oder Quellen wurde eine starke Heilkraft zugeschrieben. Wenn man sich damit wasche, so erhalte es die Schönheit oder bringe sie, wo es nötig sei, hieß es.
Bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs soll das Osterwasser-Holen auch in Franken noch Brauch gewesen sein. Der Zauber ging allerdings angeblich verloren, wenn beim Schöpfen und Holen des Wassers auch nur ein Wort gesprochen wurde.
7. Wie lange kann man die Osterbrunnen besichtigen?
Die Osterbrunnen sind, wie der Name schon sagt, ein saisonales Ereignis. Die Brunnen werden etwa eine Woche vor Ostern geschmückt und bleiben in der Regel von Palmsonntag bis etwa zwei Wochen nach Ostern. Dann wird alles abgeräumt - bis zum nächsten Jahr.