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Workshop
Startrampe für junge Musiktalente
Auch die Jungs aus dem französischen Caen kommen trotz langer Anreise gerne zum BandCamp. Die Verständigung läuft auf Englisch.
Auch die Jungs aus dem französischen Caen kommen trotz langer Anreise gerne zum BandCamp. Die Verständigung läuft auf Englisch. // Winfried Ehling
Üben, üben und nochmals üben blieb den Teilnehmern nicht erspart. Dafür formierten sich für das Abschlusskonzert des Band-Camps topfitte Bands.
Üben, üben und nochmals üben blieb den Teilnehmern nicht erspart. Dafür formierten sich für das Abschlusskonzert des Band-Camps topfitte Bands. // Winfried Ehling
„Soundsisters“ Anna und Mina, die Sängerinnen bei „Orange 107“.
„Soundsisters“ Anna und Mina, die Sängerinnen bei „Orange 107“. // Winfried Ehling
Die "Kreidewanderer" (Chalk Walkers) standen auf sichern Sohlen bei ihrem Auftritt. In dieser Band spielten auch Hammelburger mit.
Die "Kreidewanderer" (Chalk Walkers) standen auf sichern Sohlen bei ihrem Auftritt. In dieser Band spielten auch Hammelburger mit. // Winfried Ehling
Hammelburg – Im Band-Camp wurde wieder gespielt und geprobt unter Anleitung von fachkundigen Dozenten aus ganz Deutschland.
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„Mainpop“ ist keine fränkische Radiostation und auch keine Biermarke aus dem Frankenland, sondern das Band-Camp für junge Musiker an der Bayerischen Musikakademie. Es ist sogar der größte Band-Workshop Bayerns und regelrechter Schmelztiegel und Startrampe für die junge Musikszene. Deshalb verwandelt sich die Musikakademie der Saalestadt in den Osterferien in ein großes Rock-Hotel.

Das vor 24 Jahren vom Bezirk Unterfranken und der Interessengemeinschaft Rockmusik Unterfranken (IG Rock) initiierte Band-Camp wurde zum Dauerbrenner und feiert nächstes Jahr sein 25. Jubiläum. Die Pioniere dieser Idee dürfen sich auf die Schulter klopfen – das Mainpop Band-Camp hat in der ganzen Republik einen hervorragenden Ruf und ist zum Highlight aufgestiegen.

Der Höhepunkt: das Abschlusskonzert

Zum diesjährigen Event zählt der Popularmusik-Beauftragte Unterfrankens, Benjamin Haupt – ihm und seinem Team obliegt die Leitung und Organisation des Camps – 110 junge Teilnehmer. „Weitere 20 Bewerber haben wir nicht mehr untergebracht“, bedauert er. Diejenigen, die im Rockhotel Musikakademie Dozenten, Kost und Logis fanden, wurden in zwei Level geteilt. Level A, die Zwölf- bis 16-Jährigen, reisten bereits am Palmsonntag an. Ihre Aufgabe hieß: Komponiert, textet und arrangiert zwei eigene Songs. Zum Abschlusskonzert am darauf folgenden Mittwoch kamen beachtliche und begeisterte 250 Zuhörer.

Für Level B (ab 16 Jahren) galt es zu realisieren, worauf es in einer Band ankommt und wie man Zusammenspiel, Performance und Songs auf das nächsthöhere Level bringt. Am Donnerstag angereist, konnten die Teilnehmer bis zum Ostersonntag üben – gleich, ob sie bereits eine Band waren oder sich im „Trainingslager“ als eine solche zusammenfanden. Unter diejenigen, die schon als Gruppe anreisten, reihte sich auch eine fünfköpfige Formation – „Lonely Gin“ – aus dem französischem Caen im Bezirk Calvados, dem Partnerschaftsbezirk Unterfrankens, ein.

Ein bewährtes Team aus neun Top-Dozenten, Studiomusikern, Produzenten und Songwritern beiderlei Geschlechts aus ganz Deutschland – von Hamburg bis Mannheim und von Berlin bis Osnabrück – stand bereit, um im entfachten Feuer der Rock-Schmiede den präzisen Sound zu gießen. Auch aus ehemaligen Camp-Teilnehmern sind inzwischen selbst Dozenten geworden. Das sind diesmal Toja Semel und Janina Ruopp (Gesang), der Keyboarder Jonas Weinfurtner sowie die beiden Gitarrenspezialisten Benedikt Schlereth und Julius Imhäuser. Sie werden ergänzt von Schlagzeuger Patrick Metzger, Tontechniker Alexander Klebl, Sänger Raoul Haberhauer und dem Bassisten Markus Vieweg. Das Songwriting übernimmt Benny Haupt selbst. Neben den hochkarätigen Kräften steht selbstredend feinste Technik bereit, Mischpulte, Mikrofone und Speaker. „Wir freuen uns über jeden der Auftritte beim Abschlusskonzert. Jeder Gig wird auch aufgenommen“, fügt der Leader hinzu.

Zum mit Spannung erwarteten Abschlusskonzert fanden sich geschätzte 200 Besucher ein, Eltern, Geschwister, Freunde und sogar einige Großeltern. Mit „Klostergeist“ (kein Kräuterlikör) stieg Level B ins Konzert ein – wohl ein bisschen inspiriert durch das ehemalige Kloster Altstadt, dessen Baulichkeiten mit dem Abzug der Franziskaner an die Musikakademie fielen. Der Sonne, nach der sich Band sehnte, folgte etwas düsterer Rock namens Klostergeist. Versöhnlich fröhlich die Anschlussgruppe „Ladybug“. Die „Marienkäferchen“ waren wohl die beiden Frontfrauen Kira und Lisa mit „Liebe (heut’ Nacht)“.

Kreidewanderer – Chalk-Walkers – man kennt dies als amerikanische Spezial-Schuhmarke – meldete sich mit zunächst melodischem Sound, dann aber recht stimmgewaltig und rockig. Gute Laune-Musik und etwas „Doro“-ähnlichen Punkrock servierte „Agent P.“ mit „No Sleep“. Also keine Geheimsache. Leichtes Erstaunen gab es bei der Formation „Orange 107“. Von ihnen kam eher Getragenes, sogar jazzige Töne.

Udo West aus Osnabrück ist nicht zum ersten Male beim BandCamp. „Hot Pants für Männer“? Gibt’s die eigentlich? Und wenn du welche hast, „Heb nicht ab“. Alle Bands aufzuführen und zu kommentieren, würde den Rahmen sprengen. Die Franzosen aus Caen, die sich „Lonely Gin “ tauften, sollen aber noch genannt sein. Was kam denn da angerollt? „Je t’ aime encore“ – „Ich liebe dich immer noch“ kennt der Musik-Fan doch von Celine Dion. Superb.

Dem überaus erfolgreichen Band-Camp folgen heuer das „Songwriting Camp“ vom 9. bis 15. Juni, das „Flinta I“ für alle Menschen, die sich nicht männlich fühlen, und der Kurs „Musikproduktion“ vom 3. bis 5. Oktober.

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