Gabriele Jakob soll das Landratsamt für die CSU zurückerobern. Sie setzt auf den Gewerbepark Conn-Barracks. Einen Giftpfeil gab‘s für Amtsinhaber Töpper auch.
Das Votum der Delegierten des CSU-Kreisverbandes Schweinfurt-Land ist eindrucksvoll: 99,1 Prozent der 126 Parteivertreterinnen und -vertreter, die gültige Stimmen abgegeben haben, haben Gabriele Jakob in Niederwerrn als Landratskandidatin der CSU nominiert.
Bei der Wahl 2026 soll sie das Amt von Florian Töpper (SPD) zurückerobern. Die 52-jährige Rechtsanwältin aus Obbach gab sich in ihrer ersten Rede als Bewerberin kämpferisch, dies auch zu erreichen. Wohl wissend, dass „es kein einfaches Unterfangen ist, gegen den Amtsinhaber anzutreten“.
Auf schlagzeilenträchtige Symbolik verzichtete die CSU diesmal. 2019 hatte Kreisvorsitzende Anja Weisgerber dem frisch gebackenen Kandidaten Lothar Zachmann noch rote Boxhandschuhe übergestülpt, bei Gabriele Jakob beließ sie es klassisch bei einem großen Blumenstrauß.
Gewerbepark Conn-Barracks als Chefin-Sache
In einer 20-minütigen Rede skizzierte Jakob ihre politischen Vorstellungen, wobei die Umwandlung der ehemaligen Conn-Kaserne vor den Toren Schweinfurts zu einem Gewerbepark eine zentrale Rolle einnimmt. Zwar sei es erfreulich, dass nun der Kauf der Flächen durch den Zweckverband bevorstehe, sagte sie.
Jakob monierte aber den lang andauernden Fortgang des Projekts, wobei unter anderem seit vielen Jahren 3,5 Millionen Euro „ungenutzt“ im Haushalt des Landkreises Schweinfurt gestanden haben. In dieser Angelegenheit müsse nun „der Turbo gezündet“ werden: „Die Entwicklung der Conn-Barracks muss Chefin-Sache sein.“
In diesem Zusammenhang widersprach sie Forderungen, unter anderem aus der SPD, das dortige Ankerzentrum als zentrale Aufnahmestation von Flüchtlingen aufzulösen. Bei dezentraler Unterbringung würden die Gemeinden überfordert, so Jakob. Auch sie wünsche sich das Ankerzentrum nicht als Dauerlösung, es müsse aber so lange betrieben werden, bis bundesweite Änderungen in der Migrationspolitik greifen.
Ähnliche Schwerpunkte wie bei der Landratswahl 2020
Zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region verwies Jakob darauf, sie attraktiv machen zu wollen für gut ausgebildete Menschen, die Voraussetzungen vorfinden sollen, sich hier niederzulassen und Familien zu gründen. Insofern plädierte sie für eine enge Kooperation mit der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS). Im Bereich Conn-Barracks und Wirtschaft setzt Jakob also auf fast die gleichen Themen, die 2019/20 Landratskandidat Lothar Zachmann in den Fokus genommen hatte, aber mit 26,5 Prozent der Stimmen klar gescheitert war.
Deutlich wurde auch, dass sich Gabriele Jakob als Sachwalterin der 29 Landkreisgemeinden positionieren will. Insofern rückte sie die Politik der CSU-Kreistagsfraktion in den Vordergrund, deren Vorsitzende sie seit 2020 ist. Die 25-köpfige Gruppe stehe dafür, „dass sie die kommunalpolitische Familie immer im Blick hat und nicht den Landkreis Schweinfurt alleine“.
Damit knüpfte sie an die seit Jahren von der CSU hochgehaltenen Debatte über die Höhe der Kreisumlage an, über die die Gemeinden einen wesentlichen Teil des Landkreishaushalts finanzieren müssen. Sie gehöre zwar in Bayern zu den niedrigsten; dies sei aber der auch der Hartnäckigkeit der CSU-Fraktion zu verdanken, so Jakob.
Gabriele Jakob bekennt sich zur „CSU-Familie“
Die Steigerwaldbahn, deren Reaktivierung sie zugunsten eines Fahrradschnellweges ablehnt, gehört ebenso zu ihrem inhaltlichen Portfolio wie der Erhalt der kreiseigenen Geomed-Klinik in Gerolzhofen. Letztlich brauche es Konzepte, „damit endlich Stadt und Land Hand in Hand“ agierten.
Einen Giftpfeil schoss sie noch in Richtung Amtsinhaber Töpper: Sie werde auf ihren Plakaten immer sichtbar machen, „dass ich aus der CSU-Familie stamme“. Ein Seitenhieb auf SPD-Mitglied Töpper, das 2019/20 ohne Parteilogo für sich geworben hatte.
Mit stehenden Ovationen quittierten die CSU-Delegierten Jakobs Antrittsrede.
Hinweis: In einer Erstfassung hieß es, dass 97,6 Prozent Gabriele Jakob ihre Zustimmung gegeben haben. In der Wahlurne befanden sich zwei ungültige Stimmen, die nach dem Reglement der CSU nicht berücksichtigt werden, weswegen das offizielle Wahlergebnis 99,1 Prozent lautet.

