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700 Stellen sollen weg
Schock für Schaeffler-Mitarbeiter in Schweinfurt
Die Industriewerk Schaeffler INA-Ingenieurdienst GmbH, ein Tochterunternehmen der Schaeffler AG mit Stammsitz in Herzogenaurach, hat das indische Unternehmen Dhruva gekauft.
Schaeffler baut europaweit 4700 Stellen ab. Hauptsächlich betroffen sind deutsche Standorte - darunter auch der Firmensitz in Herzogenaurach und Schweinfurt. // Christian Charisius/dpa
Schweinfurt – Schaeffler nennt zwei Standorte explizit als „maßgeblich für die Konsolidierung“, Homburg und Schweinfurt. In dem unterfränkischen Standort sind laut IG Metall circa 700 Stellen betroffen. Das sagen Gewerkschaft und Betriebsrat.

Ein weiterer harter Schlag für die Automobilbranche in Deutschland: Der Zulieferer Schaeffler, eines der zehn größten Unternehmen weltweit in der Branche, muss Personal reduzieren. Schaeffler selbst nennt zwei Standorte explizit als „maßgeblich für die Konsolidierung“, Homburg und Schweinfurt. In Schweinfurt sind laut IG Metall circa 700 Stellen betroffen.

Der Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler kündigt einen Monat nach der Fusion mit Vitesco den Abbau von 4.700 Arbeitsplätzen in Europa an, davon 2.800 in Deutschland. Das entspreche rund 3,1 Prozent des gesamten Personalbestandes. 

Zwei Standorte sollen ganz geschlossen werden

Betroffen seien zehn Standorte in Deutschland und fünf weitere in Europa, teilte das Unternehmen, das nach der Fusion weltweit 120.000 Menschen beschäftigt, am Firmensitz im fränkischen Herzogenaurach mit. Zwei der fünf europäischen Standorte sollen ganz geschlossen werden. Das Maßnahmenpaket werde in den Jahren 2025 bis 2027 umgesetzt. Ab 2029 sollen so 290 Millionen Euro pro Jahr eingespart werden. 75 Millionen Euro davon stünden im Zusammenhang mit der Fusion mit Vitesco. 

«Das Programm ist in der aktuellen Umfeldlage notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit der Schaeffler-Gruppe langfristig zu sichern. Wir werden es sozialverträglich und mit Augenmaß umsetzen», sagte Schaeffler-Vorstandschef Klaus Rosenfeld. 

713 Millionen Euro Gewinn in den ersten neun Monaten

In den ersten neun Monaten ging es Schaeffler - noch ohne Vitesco - wirtschaftlich vergleichsweise gut. Die Umsätze stiegen währungsbereinigt um ein Prozent auf 12,233 Milliarden Euro. Auch in der Autosparte ging es währungsbereinigt um 0,2 Prozent nach oben - vor allem wegen weiterer Auftragseingänge in der E-Mobilität. Vor Sondereffekten, Zinsen und Steuern stand ein Gewinn von 713 Millionen für die ersten neun Monate zu Buche, nach 964 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.

IG Metall: "500" stimme nicht

Der angekündigte Stellenabbau bei Schaeffler trifft auch den Standort Schweinfurt massiv, schreibt die IG Metall in einer Pressemitteilung. Betroffen sei auch der zu Schaeffler gehörende Standort Ewellix in Schweinfurter Maintal mit rund 130 Beschäftigten. Er soll aufgelöst und in die Georg-Schaefer-Straße integriert werden. Betroffen sind nach Angaben des Arbeitgebers zu gleichen Teilen die indirekten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Verwaltung, Forschung und Entwicklung sowie der Produktion. Die Belegschaft wurde um 10 Uhr informiert. Der Konzern spricht offiziell von einem Abbau von knapp 500 Arbeitsplätzen in Schweinfurt. 

„Die Zahl stimmt nicht. Zusammen mit den bereits angekündigten, aber noch nicht umgesetzten Maßnahmen werden wir in Schweinfurt rund 700 Arbeitsplätze verlieren“, sagt Jürgen Schenk, Betriebsratsvorsitzender am Standort Schweinfurt. „Da gibt es nichts zu beschönigen. Das ist der größte Angriff auf den Standort seit vielen Jahren und das, obwohl die Belegschaft über Monate mit Arbeitszeitabsenkungen und vielen andere Maßnahmen ihren Beitrag zur Überbrückung der Auftragsflaute leisten“, so Schenk weiter.

"Das werden wir als IG Metall so nicht stehen lassen"

„Gerade im Bereich des Industriegeschäfts sehen auch wir Probleme. Aber gerade hier haben die Beschäftigten in den vergangenen Monaten mit Arbeitszeitabsenkungen, verbunden mit erheblichen Lohneinbußen, Brücken gebaut. Mit dieser Ankündigung erklärt Schaeffler den Beschäftigten, dass diese Brücken in einen massiven Arbeitsplatzabbau am Standort Schweinfurt münden sollen. Das können und werden wir als IG Metall so nicht stehen lassen“. 

Konzernbetriebsrat: "Wir sind verärgert"

Der Konzernbetriebsrat der Schaeffler AG kritisiert die Entscheidung des Vorstands: „Wir sind von dieser Nachricht verärgert, da zurzeit an einigen Standorten noch Maßnahmen wie Kurzarbeit und Arbeitszeitabsenkungen mit Entgelteinbußen laufen, um die Situation zu entschärfen“, so Konzernbetriebsratsvorsitzen-der Ulrich Schöpplein. Den Beschäftigten der Standorte Berlin, Hameln, Herzogenaurach, Homburg, Karben, Nürnberg, Regensburg, Schwalbach, Schweinfurt und Steinhagen droht ein Arbeitsplatzverlust und massive Verunsicherung in Zeiten, in denen es gilt, gemeinsam Krisen zu überwinden.

"Fatales Zeichen"

Der Abbau in der Automobildivision setze ein fatales Zeichen, heißt es in einer Pressemitteilung: Schaeffler bekenne sich noch immer klar zur E-Mobilität, streiche aber vor allem im Bereich Forschung und Entwicklung. "Diese Entscheidung ist für uns nicht nachvollziehbar und gefährdet die technologische Entwicklung bundesweit. Ist die Transformation bei Schaeffler in Deutschland bereits gescheitert?", heißt es in dem Schreiben.

Der Abbau beträfe sowohl die E-Mobilität im Automobilbereich als auch das Geschäft als Industriezulieferer sowie die Synergieeffekte aus der Fusion mit Vitesco. Der Industriebereich habe sich seit geraumer Zeit marktbedingt negativ entwickelt, die angekündigten Maßnahmen seien allerdings nicht verhältnismäßig.
Angesichts der zunehmenden Schwierigkeiten sei eine übergreifende Strategie nötig, um bei Schaeffler Arbeitsplätze langfristig zu sichern.

BR fordert Gespräche mit dem Vorstand

Die Schaeffler-Zukunftsvereinbarung bekenne sich klar zum Erhalt der deutschen Standorte und lehne betriebsbedingte Kündigungen ab. Dies sei der Maßstab für die anstehenden Verhandlungen. Von diesen Standpunkten sei die Arbeitnehmervertretung nicht bereit, abzuweichen.
Der Konzernbetriebsrat fordere den Vorstand auf, "jetzt mit uns in Gespräche über Alternativen zu gehen. Schaeffler kann in dieser Krise beweisen, dass das Unternehmen anders ist als andere Konzerne, die in den vergangenen Wochen Arbeitsplatzabbau verkündet haben."

 

 

 

 

 

 

 

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