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Bürgerversammlung
Wo einkaufen auf dem Land?
Blick in einen Tante-Enso-Laden.
Blick in einen Tante-Enso-Laden. // Symbolbild: Heiko Rebsch/dpa
Bad Bocklet – Die Steinacher machen sich Sorgen um ihre Nahversorgung mit Lebensmitteln. Und auch der Bus kommt nicht jeden Tag in den Ortsteil der Marktgemeinde Bad Bocklet.
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Steinach Kritik und Lob stehen manchmal eng beieinander. So war es auch bei der Bürgerversammlung in der Steinacher Henneberg-Sporthalle.

Bürgermeister Andreas Sandwall berichtete zunächst, dass die Einwohnerzahl im letzten Jahr um 77 Personen zugenommen hat. Bad Bocklet sei eine der wenigen Gemeinden in ganz Unterfranken, die einen Geburtenüberschuss zu verzeichnen hat.

Die Schulden haben im vergangenen Jahr um mehr als 83.000 Euro abgenommen und betrugen zum Jahresende noch 99 Euro pro Kopf. Die durchschnittliche Pro-Kopf-Verschuldung in Bayern liegt bei 702 Euro pro Kopf.

Allerdings bleibt das nicht so, kündigte der Bürgermeister an, denn für dieses Jahr ist eine Kreditaufnahme von 1,223 Millionen Euro geplant, um diverse Investitionen finanzieren zu können. „Wer investiert, gibt was aus für die Zukunft“, erklärte er dazu und „an den kostenfreien Schwimmkursen für die Kinder wird nicht gerüttelt. Das ist fast einmalig im Freistaat“.

Die freie Finanzspanne (der Überschuss im Verwaltungshaushalt, der in den Vermögenshaushalt fließt, reduziert um die Schuldentilgung) sei „sehr gut“.

Erweiterung der Erdaushubdeponie

Endlich wurde die Genehmigung zur Erweiterung der Erdaushubdeponie in Steinach erteilt. Die Schlagloch-Offensive geht weiter, Arbeiten in Höhe von 250.000 Euro wurden für Instandsetzungsarbeiten vergeben, so Andreas Sandwall.

Viel Geld investiere die Marktgemeinde in ihre Freiwilligen Feuerwehren. Ein wichtiger Schritt für den Neubau eines Feuerwehrhauses und eines Spielplatzes in Steinach ist getan, die Kosten belaufen sich auf etwa 2,6 Millionen Euro. Ein neues Feuerwehrfahrzeug LF10 für Steinach, das etwa 565.000 Euro kostet, wurde in Auftrag gegeben. Die Feuerwehr im Ortsteil Hohn soll für 160.000 Euro ein neues Tragkraftspritzenfahrzeug bekommen, der neue Tragkraftspritzenanhänger für die Feuerwehr Nickersfelden kostet etwa 32.000 Euro.

Straßensanierung in Aschach

Der Neubau der Brücke in Nickersfelden wird nach ersten Schätzungen etwa 1,3 Millionen Euro kosten, informierte der Bürgermeister.

Geplant ist eine neue Grund- und Mittelschule. Die Sanierung der 50 Jahre alten Mittelschule in Bad Bocklet sei nicht möglich, erklärte er. Deshalb sei ein Standortwechsel der Grundschule von Steinach nach Bad Bocklet vorgesehen. „Die Regierung von Unterfranken prüft derzeit die Unterlagen.“ Ebenfalls geplant sind eine neue Turnhalle mit einem Allwetterplatz und ein neuer Kindergarten.

Los geht es mit der Straßensanierung in Aschach noch dieses Jahr. Die Baukosten (ohne Nebenkosten) sind mit 1,4 Millionen Euro veranschlagt. Der Glasfaser-Ausbau soll nun endlich im zweiten Quartal 2025 beginnen.

In der Diskussion spielte in erster Linie die Nahversorgung im Dorf eine große Rolle. „Das ist in Steinach für ältere Menschen ein Problem“, betonte ein Sprecher. „Wir haben die Faxen dick“, meinte ein weiterer Bürger sogar. Mehrfach fiel der Begriff „Tante Enso“.

Bedarfsanalyse gefordert

Florian Aberer stellte im Namen des SPD-Ortsvereins Steinach den Antrag, eine Bedarfsanalyse zu erstellen, ob ein solcher Kleinstsupermarkt gewünscht wird, wo ein Standort möglich ist und welche Fördermöglichkeiten es gibt. Dazu teilte Andreas Sandwall mit, dass er mehrfach im Gespräch mit den Managern von „Tante Enso“ gewesen sei – „die brauchen aber eine gewisse Größe“.

Andreas Schmitt und der Bürgermeister lieferten sich Wortgefechte, weil Schmitt Sandwall und der Verwaltung vorwarf, ein Baugesuch für einen Laden behindert zu haben – was der Bürgermeister vehement bestritt. Es ging dabei um die Frage, ob das Gebäude unter Denkmalschutz steht oder nicht.

Am Tag nach der Bürgerversammlung schrieb Frank Schmitt, der Öffentlichkeitsbeauftragte des Heimatvereins, eine E-Mail an die Redaktion: „Ich möchte nicht, dass meine Kinder in einem Dorf wohnen, wo man nur noch an der Tankstelle Brötchen holen kann und meine Eltern, wenn sie nicht mehr mobil sind, keinerlei Möglichkeiten mehr haben, sich mit ihrer Altersgruppe zu versammeln und ihren Bedarf zu decken. Ich verfolge keine politischen Ziele. Es geht mir nur um die Lebensqualität in unserem Dorf und eine gerechte Behandlung aller Ortsteile im Markt Bad Bocklet.“

Ein Bürger schlug vor, mit einem Gemeindebus Einkaufsfahrten zu ermöglichen. „Ein Shuttle-Bus kostet richtig Geld, aber wir werden das prüfen“, entgegnete Andreas Sandwall. Ein weiterer Bürger kritisierte, dass an Samstagen und Sonntagen kein einziger Bus Steinach anfährt.

Ein anderer Bürger erklärte: „Wir freuen uns, dass wir in Steinach wieder eine Arztpraxis haben.“ Doch die Parkmöglichkeiten dort seien „schlichtweg eine Sauerei“. Dafür gab es Beifall.

Warum sich die Marktgemeinde nicht an der Finanzierung einer Palliativstation beteiligt, wurde gefragt. Die Kosten seien hoch, nur zwei Gemeinden hätten Interesse gezeigt, so der Bürgermeister.

Thema war auch die Schulwegsicherheit. Ein Bürger klagte: „Die Autofahrer heizen dort durch, das ist nicht mehr feierlich.“

Eine Bürgerin fragte, was aus dem Thema Baugebiet in Hohn geworden sei. Der Bürgermeister erklärte: „Das ist nicht aus der Welt, aber viele Interessenten sind abgesprungen. Wenn Sie mir zehn Leute bringen, die hier bauen wollen, fangen wir wieder an.“

Ein Bürger meinte schließlich zum Schluss: „Ich habe vor Jahren hier gebaut. Mit der Gemeinde kann man sehr gut reden. Wenn man mit der Gemeinde gut redet, kriegt man auch gute Antworten.“ Und dafür bekam er Beifall.

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