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Eiserne Hochzeit
65 Jahre gemeinsam durch Höhen und Tiefen
Seit 65 Jahren verheiratet: Rosemarie und Karl Schultheiß
Seit 65 Jahren verheiratet: Rosemarie und Karl Schultheiß // Bettina Knauth
Signet des Fränkischen Tags von Bettina Knauth Fränkischer Tag
Weidach – Das seltene Jubiläum der eisernen Hochzeit feiert das Ehepaar Schultheiß in Weidach.

Neun Kinder, zehn Enkel und drei Urenkel: Wenn Rosemarie und Karl Schultheiß ein Familienfest feiern, dann ist ganz schön was los. So werden sich bestimmt auch einige Familienmitglieder einfinden, um die eiserne Hochzeit der beiden Weidacher zu begehen. Stolze 65 Ehejahre sind wahrlich ein Grund zum Feiern.

Die gemeinsame Geschichte der aus Erlangen stammenden 86-Jährigen und ihres gleichaltrigen Mannes, einem gebürtigen Coburger, begann 1959 am Kino. Durch einen Kollegen hatte der gelernte Maurer im Frühjahr die damals 20-Jährige Rosemarie Heß aus Autenhausen kennengelernt. Sein Interesse war geweckt. Als der junge Mann erfuhr, dass seine Flamme immer samstags von ihrem Wohnort nach Coburg zum Kino fuhr, sah er seine Chance.

Vom Kino abgeholt

Erst zögerte Schultheiß noch, dann nahm er seinen ganzen Mut zusammen und fragte Rosemarie, ob er sie wohl einmal vom Kino abholen dürfe. Er durfte. Und nicht nur das: Offensichtlich beruhte das Interesse auf Gegenseitigkeit, denn sie fragte ihn sogleich, ob er sie nach Autenhausen fahren würde.

Dort würde sie ihn auch gern ihrer Mutter vorstellen. Schnell wurden die gelernte Weißnäherin und der Maurer ein Paar. Bereits am 29. August 1959 gaben sich die beiden Verliebten in Autenhausen das Ja-Wort. Es folgte die kirchliche Trauung in Gemünda.

Nach einigen Mietwohnungen in Autenhausen und Coburg baute sich die junge Familie 1972 ihr Haus in Weidach, das sie 1973 bezog. Viel Platz wurde gebraucht: Zwischen 1960 und 1971 hatte Rosemarie neun Kinder zur Welt gebracht, vier Mädchen und fünf Jungs. Vom Aufwecken am Morgen über Essen kochen, Fahrdienste, Hausaufgabenbetreuung bis hin zur Wäsche und Zubettbringen am Abend: In der Großfamilie gab es jede Menge Arbeit. „Bei uns war immer viel los“, bestätigt sie. „Gerade für meine Frau blieb nicht viel Freizeit“, blickt er zurück. Die Jahre seien wie im Flug vergangen, meinen beide unisono.

Wenig Zeit für Hobbys

Neun Kinder innerhalb von elf Jahren, das sagt schon alles, da blieb nicht mehr viel Zeit für Hobbys“, blickt Ute Bauersfeld auf ihre Kindheit zurück. Bis zum sechsten Kind, so erinnert sich die Viertälteste der neun Geschwister, habe ihre Mutter trotzdem noch als Näherin für die Firma Striwa gearbeitet. „Danach fertigte sie dann in Heimarbeit das Zubehör für Stubenwagen, wie etwa den Himmel.“

Die Kinder hätten ihr teilweise spielerisch geholfen: „Wir haben Gummis in rotweiß- oder blauweiß-karierten Stoff eingezogen, den sehe ich noch heute vor mir.“ Wenn die Mutter mal abschalten wollte, löste sie gern Kreuzworträtsel oder Sudoku.

Und der Vater fuhr seine Jungs sowie die jüngste Tochter gern zum Fußballtraining oder dann zu den Spielen, wo er immer begeistert zuschaute. Als Frührentner hatte Schultheiß dazu Zeit: Nachdem er aus gesundheitlichen Gründen Maurerberuf aufgeben musste, fand er schließlich Arbeit bei der Firma Wöhner in Rödental, wo er bis zu seinem 58. Lebensjahr tätig war. Noch heute verfolgt der nun 86-Jährige regelmäßig, was „sein“ Verein, der FC Bayern, so macht. Auch die Spiele der deutschen Nationalmannschaft anzuschauen, war für den Fußballfan selbstverständlich. Schultheiß lobt auch den neuen Bundestrainer Julian Nagelsmann: „Die Mannschaft ist deutlich besser geworden!“

Immer unterstützt und respektiert

Ihr Ehrentag am Donnerstag hat vor allem für das Paar eine große Bedeutung: Am 65. Hochzeitstag werden sie auf ihr bewegtes Leben mit vielen Höhen und Tiefen zurückblicken. Ein Kitt für die lange Beziehung waren sicherlich die neun Kinder. Doch taugt der Kindersegen allein als Rezept für eine glückliche Ehe? „Meine Eltern haben sich immer gegenseitig unterstützt und respektiert, das tun sie auch heute noch“, sagt Bauersfeld. Gerade wenn einer der Partner gesundheitlich angeschlagen ist, sei diese Hilfe unverzichtbar. Bauerfelds einziger Sohn Pierre, jetzt 32 Jahre alt, ist als eingefleischter Junggeselle auf jeden Fall beeindruckt von der schieren Zahl von 65 Ehejahren, auf die es seine Großeltern gebracht haben.

Dem Beispiel von drei seiner Cousins, die inzwischen verheiratet sind, zwei davon sorgten mittlerweile für die drei Urenkel des Jubelpaares, mag er aber (noch) nicht folgen. „Die eiserne Hochzeit wäre für mich auf jeden Fall unerreichbar“, sagt er.

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