Wer hat es zirpen gehört? Der LBV Coburg ist wieder auf der Suche nach dem Weinhähnchen.
Wer hat es zirpen gehört? Der LBV Coburg ist wieder auf der Suche nach dem Weinhähnchen. // Petra Altrichter
LBV Coburg sucht das Weinhähnchen
Signet des Fränkischen Tags von Redaktion Fränkischer Tag

Der Naturschutzverband LBV ist im Coburger Land wieder auf der Suche nach dem Weinhähnchen.

 //  LKR Coburg

Wie viele andere wärmeliebende Arten profitiert auch das Weinhähnchen, eine mediterrane Grillen-Art, von den zunehmend milden Temperaturen in unseren Breiten, und so ist es nun auch im Coburger Land zu finden. Gut zu hören ist es besonders in den Abendstunden, wobei seine Laute dem Zirpen unserer heimischen Grillen ähneln. Der gemeinnützige Naturschutzverein LBV Coburg ist wieder auf der Suche nach dem Weinhähnchen, um zu sehen, wie es sich verbreitet.

Erster Aufruf vor fünf Jahren

Vor fünf Jahren wurde erstmalig das Vorkommen des Weinhähnchens im Coburger Land dokumentiert. Fast zeitgleich beobachteten im Juli 2019 verschiedene Personen diese Blütengrillenart im nördlichen Raum Meeder sowie westlich von Oberlauter. Genauer gesagt wurden die Tierchen gehört, denn sie sitzen gut getarnt in der Vegetation, lassen aber ihr charakteristisches Zirpen durchaus über 100 Meter weit erklingen.

Damals startete der LBV Coburg einen ersten Meldeaufruf, um eine Übersicht über die zu jener Zeit explosionsartige Ausbreitung zu gewinnen. Die eingehenden Daten wurden vom damaligen Zweiten Vorsitzenden des gemeinnützigen Naturschutzvereins, Gerhard Hübner, gesammelt, der nun hauptberuflich in der LBV-Geschäftsstelle Coburg für den fachlichen Naturschutz zuständig ist. „Vor fünf Jahren startete zwar auch das Volksbegehren ‚Artenvielfalt‘ erfolgreich durch, dennoch geht es bei uns mit den Insektenbeständen weiter bergab“, konstatiert Hübner.

Weniger Schmetterlinge

„Insbesondere bei den Schmetterlingen sind die Rückgänge augenfällig, denn selbst häufige Arten wie das Tagpfauenauge oder der Kleine Fuchs waren die vergangenen beiden Jahre deutlich seltener zu sehen“. Eine gute Vergleichsbasis ist das 2019 erschienene Buch „Die Tagfalter und Widderchen des Coburger Landes“, das Hübner mit verfasst hat.

Nun möchte Hübner wissen, wie es um die Heuschrecken steht, und dazu bietet sich das am Gesang leicht erkennbare Weinhähnchen für ein Mitmachprojekt an. Ab sofort bittet der LBV Coburg die Bevölkerung, Weinhähnchen zu melden. Da die Grillen erst bei Einbruch der Dämmerung aktiv werden, sind insbesondere nachtaktive Menschen zum Lauschen und Melden aufgerufen. Hierzu hat Hübner auch einen Beobachtungstipp parat: „Wer die Art noch nicht kennt, dem sei ein Abendspaziergang auf den Pilgershügel empfohlen.“ Der Pilgershügel ist der Erdaushubberg westlich von Unterwohlsbach, der durch den Bau des dortigen ICE-Tunnels entstanden ist. „Wer dort den spiralförmigen Weg nach oben steigt, wird von einem Konzert von wahrscheinlich über tausend Weinhähnchen begleitet.“

Wer die Art noch nicht kennt, dem sei ein Abendspaziergang auf den Pilgershügel empfohlen.

Gerhard Hübner LBV Coburg

Ein Hotspot im Landkreis

Die Grillen sitzen dort bevorzugt in den niedrigen Sträuchern der Dornigen Hauhechel. Stichprobenzählungen von LBV-Praktikantinnen ergaben 2020 einen hochgerechneten Bestand von fast 8000 Individuen an den Hängen des Hügels.

Auch 2024 dürfte dieser Ort nach wie vor der Weinhähnchen-Hotspot schlechthin im Coburger Land sein, stellte Hübner bei einer Kontrolle bereits fest. Aber auch in der Feldflur bis zur ehemaligen Werrabahn bei Oberlauter hat er immer wieder Weinhähnchen hören können. Allerdings fehlten ihm heuer bislang Nachweise aus den Gärten im Siedlungsbereich. Kann dies vielleicht ein Indiz sein, dass es dieser wärmeliebenden Insekten-Art, deren Ausbreitung durch den Klimawandel begünstigt wurde, aktuell bei uns doch nicht mehr so gut geht? Das wollen die Naturschützer mit Hilfe vieler Unterstützer herausfinden.

Tonaufnahmen willkommen

Wer also ein Weinhähnchen zirpen gehört hat, der melde den Fundort per E-Mail an annika.mueller@lbv.de oder telefonisch unter 09561/407970 (drücken Sie anschließend die „3“ und sprechen Sie bitte auf den Anrufbeantworter). Auch Tonaufnahmen sind sehr erwünscht, denn Verwechslungen mit ebenfalls nächtlich zirpenden Heimchen (heimische Hausgrillen) sind möglich.

So klingt das Weinhähnchen

Tonproben vom Weinhähnchen sind auf der Homepage des LBV nachzuhören unter coburg.lbv.de. Dort findet man auch noch mehr Informationen zum Weinhähnchen und zum Mitmachaufruf des LBV.

Über dieses Insekt

Das Weinhähnchen (Oecanthus pellucens) wird etwa 1,5 Zentimeter groß und ist gelblich-braun bis strohfarben gefärbt. Als Langfühlerschrecke sind seine schnurartigen Fühler länger als der Körper. Die Weibchen sind etwas größer als die Männchen und an ihrem langen, leicht gebogenen Hinterleibsfortsatz zu erkennen.

Der Lebensraum des Weinhähnchens liegt schwerpunktmäßig rund um das Mittelmeer in Südeuropa. Man findet es aber auch bis nach Westasien. Die nördliche Verbreitungsgrenze verläuft aktuell von Belgien, Nordfrankreich über Süddeutschland nach Südpolen und in die Tschechische Republik. Besonders wohl fühlt sich das Weinhähnchen auf trockenwarmen und nährstoffarmen Flächen wie etwa Trockenrasen, Flugsanddünen und Industriebrachen. Außerhalb der Hauptverbreitungsgebiete werden meist wärme-exponierte Hänge besiedelt, zum Beispiel unbewirtschaftete Flächen an Weinbergen.

Lesen Sie auch

Nach oben