Kindergarten und Schule blickten auf 50 Jahre am Patersberg zurück. Der ländliche Standort war umstritten.
50 Jahre Waldorfpädagogik am Patersberg – dieses Jubiläum feierten der Waldorfkindergarten Wernstein und die Waldorfschule im Kulmbacher Land am Samstag mit zahlreichen Gästen. Bei einer Feierstunde blickten Elfriede Sauer, die den Waldorfkindergarten leitet, und Lehrerin Franziska Bartels von der Schulführung auf die Geschichte der Einrichtungen zurück und sagten Danke.
Vor allem das überwiegend ehrenamtliche Engagement vieler Eltern und Mitarbeiter prägte die Geschichte und den Aufbau des Kindergartens und der seinerzeit ersten Waldorfschule Oberfrankens. Auf Initiative der Familie von Künßberg gründete sich vor 50 Jahren ein zunächst gemeinsamer Trägerverein von Schule und Kindergarten. Der Kindergarten hatte 1972 als erstes den Betrieb aufgenommen.
Ein Jahr im Zirkuswagen
Im Schuljahr 1980/81 unterrichtete dann Schulgründungsvater Reinhart Engelen die ersten zehn Kinder. Klassen- und Schülerzahl wuchsen rasch. Räume mussten gesucht werden. Unter anderem im Schloss Wernstein fand man eine Bleibe und auf dem Patersberghof – eine Schulklasse wurde aus Platznot gar ein Schuljahr lang in einem Zirkuswagen unterrichtet. Erst am Fuße des Patersbergs in Veitlahm, zwischen Feldern und Wiesen, fanden ab 1994 die Schule und ab 2010 auch der Kindergarten eine langfristige Bleibe. Und es entstand ein Zentrum der Waldorfpädagogik.
Von der Gemeinde stets unterstützt
Elfriede Sauer sprach einen besonderen Dank an die Gemeinde Mainleus aus, die durch den Dritten Bürgermeister, Dieter Pöhlmann, vertreten war. Die Gemeinde habe den Bau von Kindergarten und Kinderkrippe stets unterstützt. Sie erwähnte auch die 25-jährige Eigenständigkeit des Kindergartens, zu dem inzwischen auch eine Waldgruppe und eine Eltern-Kind-Gruppe gehören.
173 Schüler kommen nach Veitlahm
Sowohl Pöhlmann als auch Kulmbachs Oberbürgermeister Ingo Lehmann freuten sich, dass so viele Kinder aus Mainleus und Kulmbach die Waldorfschule und den -kindergarten besuchen. Derzeit lernen 173 Schüler aus den Landkreisen Bayreuth, Kronach, Lichtenfels, Bamberg und Kulmbach in Veitlahm. An den Landkreis Kulmbach, für den Kathrin Limmer gekommen war, ging ebenfalls ein großer Dank für die vielfältige, auch finanzielle Unterstützung im Laufe der Jahre.
Einzige Waldorfschule in Bayern mit Mittelschulgenehmigung
Franziska Bartels berichtete, wie schwer es manchmal für die kleine Schule auf dem Land war. So versuchte die Schule viele Jahre trotz kleinster Klassen ein Abitur anzubieten und kämpfte um staatliche Zuschüsse. „Immer und immer wieder sollten Berater kommen und uns mitteilen, dass eine Waldorfschule nicht fürs Land geeignet sei“, sagte Bartels. Der Schule wurde ein Umzug nach Bayreuth oder Kulmbach geraten. „Aber die Menschen vor Ort wollten hierbleiben.“ Seit 2018 gibt es nun eine praktische Oberstufe mit zehn Schuljahren. Damit ist die Waldorfschule im Kulmbacher Land derzeit die einzige Waldorfschule in Bayern mit einer Mittelschulgenehmigung.
Schüler und Lehrer umrahmten die Feierstunde mit Musik und einem Eurythmiestück. Den Tag der offenen Tür nutzten viele Besucher.