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Suche nach Territorium
Paarungszeit: Wölfe sind jetzt besonders aktiv
Für Wölfe ist jetzt, von Januar bis Ende März, Paarungszeit. In Oberfranken leben zwei standorttreue Rudel.
Für Wölfe ist jetzt, von Januar bis Ende März, Paarungszeit. In Oberfranken leben zwei standorttreue Rudel. // Patrick Pleul/dpa
Signet des Fränkischen Tags von Redaktion Fränkischer Tag
Bayreuth – Der Wolf ist in Oberfranken wieder heimisch. Für Menschen sind Einzeltiere und Rudel keine Gefahr.

Die Paarungszeit der Wölfe hat begonnen. Von Januar bis März sind die Tiere besonders aktiv: Jungtiere verlassen ihr Familienrudel, um sich ein eigenes Territorium zu suchen, während die Elterntiere ihr Territorium flächendeckend nutzen und markieren. In dieser Zeit, warnt die Regierung von Oberfranken, kann es zu seltenen Begegnungen zwischen Mensch und Wolf kommen, die jedoch nicht vorhersehbar sind.

Wölfe seien überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv und meiden Menschen in der Regel, heißt es in der Pressemitteilung der Regierung weiter. Dennoch könne es in unserer dicht besiedelten Kulturlandschaft vereinzelt und auch tagsüber zu Sichtungen in Siedlungsnähe kommen. Unerfahrene Jungtiere können neugierig sein und erst die Situation einschätzen, bevor sie sich zurückzuziehen.

Keine Gefahr für Spaziergänger

Dem Spaziergang durch den Wald steht der Wolf jedoch nicht im Weg. Seit der Wiederkehr der Wölfe wurde in Deutschland kein Angriff von einem Wolf auf einen Menschen verzeichnet.

Doch wie verhält man sich bei der Begegnung mit einem Wolf? Wölfe reagieren beim Anblick von Menschen vorsichtig, ergreifen aber nicht immer sofort die Flucht. Für den Fall einer Begegnung mit einem Wolf ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und sich langsam zurückzuziehen. Bei lautem Sprechen, Klatschen und Gestikulieren weicht der Wolf erfahrungsgemäß zurück. Hunde sollten insbesondere während der Paarungszeit von Januar bis Ende März an der Leine geführt und bei Sichtung eines Wolfs eng beim Menschen gehalten werden.

Der Wolf ist viel unterwegs

Ein Wolfsrudel beansprucht im Durchschnitt ein Territorium von etwa 250 Quadratkilometern – zum Vergleich: Der Landkreis Wunsiedel ist beispielsweise gut 600 Quadratkilometer groß. Innerhalb dieses Gebietes legt ein Wolf täglich 20 bis 30 Kilometer zurück. Auf der Suche nach einem neuen Territorium können Wölfe jedoch auch Distanzen von bis zu 80 Kilometer pro Tag zurücklegen. Neue Territorien können benachbart zum Elternterritorium entstehen, häufig wandern Wölfe aber auch weit ab, in andere Landkreise, Bundesländer oder sogar Länder, um sich dort niederzulassen.

Ein Familienrudel besteht aus etwa fünf bis zehn Tieren. Durch das Abwandern der Jungtiere bleibt die Rudelgröße konstant, wenn zwischen Ende April und Anfang Mai in der Regel vier bis sechs Welpen zur Welt kommen.

Zwei Wolfsrudel in der Region

2024 lebten in Oberfranken an der Grenze zur Oberpfalz zwei Wolfsrudel in den Territorien „Kitschenrain“ und „Veldensteiner Forst“. Im selben Jahr wurden 32 gesicherte Wolfsnachweise, allesamt in den Landkreisen Bayreuth, Hof und Wunsiedel erfasst. Im Januar 2025 kamen zudem zwei Nachweise aus dem Landkreis Forchheim hinzu. Nachweise ergeben sich in der Regel aus genetischen Analysen, etwa von Speichel- oder Losungsproben, oder aus qualitativ hochwertigen Bildern.

Ergänzend gab es zahlreiche Wolfshinweise geringerer Datenqualität, teils auch in anderen Landkreisen Oberfrankens. Aufgrund der Datengrundlage kann derzeit nur bei den beiden Rudeln im Landkreis Bayreuth von sogenannten standorttreuen Wölfen gesprochen werden. Ein Wolf, Wolfspaar oder Wolfsrudel gelten als standorttreu, wenn sie über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten nachgewiesen werden oder wenn ein männlicher und weiblicher Wolf gemeinsam ihr Territorium markieren oder Nachwuchs belegt ist. Nichtsdestotrotz sind auch andernorts, insbesondere im Fichtelgebirge, seit Monaten Wölfe präsent.

Wolf und Weidetiere: Herdenschutz wird gefördert

Wölfe ernähren sich in Mitteleuropa überwiegend von Rehen, Hirschen und Wildschweinen. Der Anteil an Nutztieren in der Nahrung liegt in Deutschland im Schnitt unter zwei Prozent. Ein Wolfsriss ist jedoch für jeden Tierhalter ein einschneidendes Erlebnis. Im Jahr 2024 kam es in Oberfranken zu zwei Übergriffen auf Nutztiere, beide im Landkreis Wunsiedel. Dabei kamen zehn Schafe ums Leben; in beiden Fällen war kein ausreichender Herdenschutz vorhanden, so die Regierung.

Weidetierhaltende können eine bis zu hundertprozentige Förderung des Herdenschutzes erhalten. Voraussetzung ist, dass ihre Weideflächen im Umkreis standorttreuer Wölfe oder eines durch das Landesamt für Umwelt (LfU) bestätigten Nutztierrisses liegen. Fragen zum Herdenschutz beantwortet das AELF Bayreuth-Münchberg unter der Telefonnummer 0921/591-0. Nur aufgrund von Wolfsnachweisen können Gebiete der Herdenschutzförderung festgelegt werden. Melden Sie daher Hinweise zu Wölfen an die Fachstelle „Große Beutegreifer“ am LfU unter Telefon 09281/ 18004640, erreichbar montags bis sonntags von 10 bis 16 Uhr, oder per E-Mail an fachstelle-gb@lfu.bayern.de.

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