In eineinhalb Jahren ist das Verkehrschaos, das in Döllnitz tagtäglich herrscht, endgültig vorbei. Keine Lkw mehr, die sich durch die nicht einmal 3,75 Meter breite Ortsdurchfahrt quälen. Kein Rangieren mehr, weil die Autos sonst stecken bleiben wüden.
Regen hielt die Döllnitzer nicht ab
Ganz Döllnitz war am Samstagvormittag auf den Beinen - und das, obwohl es regnete. Dies lag nicht nur daran, dass sich Staatsminister Christian Bernreiter (CSU) als hoher Ehrengast angesagt hatte, sondern an der übergroßen Freude der Döllnitzer.
Die Förderquoten waren zu gering
Schon unter der Ägide des Altbürgermeisters Bernd Steinhäuser war die Ortsumfahrung ein Thema. Doch realisierbar war sie nicht. Denn die Kasendorfer wurden immer auf die kommunale Sonderbaulast verwiesen. Die Förderquoten waren nicht vorhanden oder gering. Der Markt Kasendorf sah sich finanziell überfordert, die Straße selbst finanziell zu schultern.
Dann änderten sich die Bedingungen. Dem Markt Kasendorf wurde eine Zuschussquote von 90 Prozent zugesagt. „Da mussten wir zuschlagen. Denn sonst würden wir immer noch warten“, zog Bürgermeister Norbert Groß (CSU) Bilanz. Gemeinsam mit den Räten fasste der Bürgermeister den Entschluss, die Realisierung selbst in die Hand zu nehmen und nicht mehr länger auf den St.-Nimmerleins-Tag zu warten. Mit Erfolg.
Zwar mussten noch Detailplanungen getätigt werden, die Einrichtung von Lerchenfenstern verzögerte den Baubeginn erneut. Doch jetzt geht es wirklich los. Die Bagger stehen bereit. Das große Bauschild ist aufgestellt. Die Firma Rädlinger hat in Aussicht gestellt, die Ortsumfahrung bis Ende 2025 umgesetzt zu haben.
Die Verkehrsinfrastruktur ist wichtig
„Es ist schön zu sehen, wie die Leute hinter der Ortsumfahrung stehen“, kommentierte Staatsminister Christian Bernreiter den großen Bahnhof, den ihm die Döllnitzer bereitet haben. Trotz des Regenwetters war das gesamte Dorf auf den Beinen. Die Kinder tobten im Matsch auf der Wiese umher, die Erwachsenen applaudierten dem Staatsminister. Und der Musikverein Kasendorf spielte Ständchen und die Bayernhymne.
„Eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur ist immens wichtig“, sagte der Staatsminister und konnte sich ein bisschen Ampelbashing nicht verkneifen. Denn bis zum Jahr 2028 fehlen seiner Aussage nach zehn Milliarden Euro im Bundeshaushalt für Autobahnen und Bundesstraßen. „In Bayern gehen wir einen anderen Weg: Wir haben 500 Millionen Euro für unsere Staatsstraßen eingeplant“, so Bernreiter.
Verständnis für den Ärger der Döllnitzer
Der Staatsminister konnte den Ärger der Döllnitzer über die ständigen Behinderungen und über die sehr beengte und nicht mehr zeitgemäße Straße verstehen. Tatsächlich ist die Ortsdurchfahrt teilweise nicht einmal 3,75 Meter breit - für moderne Autos ist das viel zu wenig. Hinzu kommt, dass viele Lastkraftwagen die Ortsdurchfahrt nutzen, um Maut zu sparen. „Nach dem Bau der Umgehung rechnen wir damit, dass 85 Prozent des Verkehrs auf der der Ortsumfahrung fährt. Das ist eine große Verbesserung“, so Bernreiter.
Die Gesamtbaumaßnahme, zu der auch ein Teil der Staatsstraße 2190 von Kulmbach Richtung Krumme Fohre sowie der Zuführungsast der Staatsstraße 2689 von Krumme Fohre nach Döllnitz gehört, verschlingt 11,3 Millionen Euro.
7,6 Millionen Euro für knapp zwei Kilometer
Die Baukosten für die eigentliche Ortsumfahrung belaufen sich voraussichtlich auf 7,6 Millionen Euro. Für den Markt Kasendorf bedeutet das: Der Markt wird 760.000 Euro beisteuern müssen. „Wir wissen, dass sich die kommunale Sonderbaulast nur reiche Kommunen leisten können - und Kasendorf war schon zweimal betroffen“, sagte der Staatsminister und spielte auch auf die Ortsumfahrung Welschenkahl an.
Früher wäre eine Realisierung unmöglich gewesen
Staatssekretär Martin Schöffel (CSU) fiel beim offiziellen Spatenstich ein Stein vom Herzen. Auch er ging auf die lange Vorgeschichte für die Realisierung der Ortsumfahrung Döllnitz ein.
„Die Kommunen spüren jetzt, dass hohe Gewerbesteuern nicht selbstverständlich sind“, so der Staatsminister für Finanzen. Aus diesem Grund wäre eine Realisierung bei Fördersätzen von 60 Prozent, wie sie einst angedacht waren, niemals möglich gewesen. „Aber die Zeit, in der die Döllnitzer Angst um ihre Kinder, Angst davor, zu Fuß durch den Ort zu gehen und Angst um Hab und Gut haben müssen, ist vorbei“, so Schöffel.
Landrat gab weiteres Versprechen
„Diese Maßnahme ist wichtig. Die Situation in Döllnitz ist seit Jahren katastrophal“, gab auch Landrat Klaus Peter Söllner unumwunden zu.
Und noch ein Versprechen gab er: Auch die Straße nach Zultenberg werde gemacht. Im Bauaussschuss sei bereits darüber gesprochen worden.
Gemeinsames Schaufeln zum Auftakt
Beim offiziellen Spatenstich lachte dann sogar die Sonne: Auch Jörg Döhler von der Firma Rädlinger, Regierungsvizepräsident Thomas Engel, Gemeinderat Klaus Amschler, die stellvertretende Leiterin des staatlichen Bauamtes, Stephanie Kreisel, Bezirkstagspräsident Henry Schramm, Landtagsabgeordneter Rainer Ludwig (FW), Landrat Klaus Peter Söllner, Staatssekretär Martin Schöffel (CSU), Staatsminister Christian Bernreiter, Bürgermeister Norbert Groß (CSU), der Leiter des Staatlichen Bauamtes Bayreuth, Uwe Zeuschel, und Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner (CSU) nahmen einen Spaten in die Hand und begannen offiziell den lang ersehnten Straßenbau.
Insgesamt ist die Strecke rund zwei Kilometer lang. Alle, die gekommen waren, zogen ins Dorfhaus , um den Baubeginn ausgiebig zu feiern.
Lesen Sie auch: