Zwei Jahre war Pause, zwei Jahre sorgte Corona dafür, dass nichts mit Motorrädern in der Stadthalle lief. Vor Kurzem öffnete nun aber die Obermain-Bike-Messe wieder ihre Pforten. Zwei Tage lang drehte sich alles um Motorräder: Trends, Technik und mehr.
„Wir kommen aus der Oberpfalz“, sagt Harald Jakob von MH Dream Trike. Sein Stand befindet sich in der Mitte der Halle und was dort an Schaustücken steht, besitzt schon fast die Opulenz eines fahrenden Freiluftwohnzimmers: mit Anhängerkupplung, drei Rädern, zwei Sitzen, ordentlich Breite und Sitzkomfort.
„Das Teil ist meist für das gesetztere Alter und für Umsteiger“, sagt Jakob und verweist darauf, dass man dieses Trike auch mit dem Pkw-Führerschein fahren darf. „Marktkrise? Ukraine-Krieg? Kaufzurückhaltung und Inflation? In der Vermietung der Fahrzeuge merken wir davon nichts, die Hersteller haben da eher Probleme“, so der Mann zur derzeitigen wirtschaftlichen Situation.
Einmal Biker, immer Biker
Dann weist er auf einen Mann hin, der in der Halle unterwegs und Umsteiger ist. Nicht aus freien Stücken, sondern unfallbedingt. Marcus Luthardt heißt er, ist aus Coburg und war einmal Motorradfahrer. Damals, als er noch zwei Beine hatte. Er möchte ein Biker bleiben und hat eines der Trikes schon längst ins Auge gefasst.
Mit einem solchen fuhr er vor einiger Zeit von Coburg nach Spangenberg – hin und zurück. Seinen Rollstuhl hatte er dabei und wie er davon erzählt, huscht ein Lächeln über sein Gesicht. Er sagt, er habe sich mit dem abgefunden, was ihm widerfahren ist. Er bleibt Biker, auch auf drei Rädern.
Bianca Reitzig ist weiter hinten in der Halle zu finden. Sie sitzt auf einem Roller. Dabei wirkt es, als säße sie auf einem Damensitz beim Reiten. Ein Bein über das andere geschlagen und keines davon berührt den Boden. Ein Trend 2023 ist aus ihrer Sicht der Drang zum E-Roller.
Nur nette und freundliche Gesichter in Lichtenfels
Doch sie habe noch eine zweite Erfahrung gemacht: „Erhöhte Preise schrecken durchaus ab, vor allem bei Modellen über 50 Kubik. Aber, wer sich auf E-Mobilität einlässt, für den gibt es auch Zuschüsse vom Staat.“
Sie selbst ist erstmals vor Ort und hatte die Veranstaltung schon am Samstag ins Herz geschlossen. Aus drei Gründen: „Erstens, weil der Veranstalter super ist, zweitens wegen der lachenden, glücklichen Gesichter hier und drittens, weil es keine gereizten Kunden gibt. Sie sind hier alle freundlich und nett.“
Der Mann, den das zu hören freuen dürfte, ist Mathias Thomaschek. Er ist Veranstalter und Herausgeber des Motorrad-Magazins „Zweirad“ und zog schon am Samstag eine gute Bilanz. 2020 war die letzte seiner Messen hier in Lichtenfels. Auch wenn die Anzahl der Aussteller mit 21 etwas niedriger als damals war, so lag schon am frühen Nachmittag die Besucherzahl mit 1200 um ein Drittel höher.
Individualität und lockeres Geld in Lichtenfels
Einer, der zwischen Yamaha, BMW, Royal Enfield oder Triumph auch einen Stand hat, ist Julian Hümmer. Der Mann ist Lehrer an der Meisterschule für Lackierer. Er selbst ist Lackiermeister und eigentlich gelernter Bürokaufmann. Was er hier zur Schau stellt, sind eigene Arbeiten. Wie man eine Maschine individuell macht und optisch veredelt, das ist sein Metier. Er veredelt Oberflächen, gibt ihnen Glanz und Botschaften.
Seine Szene ist die Custombike-Szene, in der speziell auf die Wünsche der Besitzer eingegangen wird, indem man individuelle Anfertigungen und Umbauten berücksichtigt.
Dafür sei Geld bei Kunden da und von Kaufzurückhaltung keine Spur. „Es macht eher den Anschein, dass die Leute das Geld loswerden wollen, weil sie Angst haben, dass es bald nix mehr wert ist“, so Hümmer. Seine Teilnahme an der Messe sieht er ein bisschen als Ehrensache an, als „Bekenntnis zur Region“.
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