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Von Markus Häggberg
Unter uns am Obermain: Mündigkeit und Reife
Eierlikör … nicht nur lecker, sondern lebensentscheidend
Eierlikör … nicht nur lecker, sondern lebensentscheidend // ricka_kinamoto, stock.adobe.com
Signet des Fränkischen Tags von Markus Häggberg Fränkischer Tag
Lichtenfels – Mit ein paar Bieren intus dem philosophischen Diskurs folgen und erkennen, warum der Geschmack nach Eierlikör eine entscheidende Wendung nimmt.

Große Antworten bedürfen der Vorbereitung. Denn wie man sich bettet, so erkennt man. Wann weiß ein Mensch, dass er endlich erwachsen geworden ist? Das ist eine große Frage und solche Fragen gilt es mit vernünftigen Menschen zu erörtern.

Hartmut ist so ein vernünftiger Mensch, denn er achtet sehr auf sich. Vor allem achtet er darauf, dass er tagsüber genügend trinkt und sich „nachts nicht einschifft“, wie er es in seiner unnachahmlichen Art ausdrückt. Dass der Mensch viel trinken soll, ist ihm darum ein Anliegen, weil die „Nieren ja arbeiten müssen und damit das Blut nicht eindickt und so“, führte er mir gegenüber aus.

Unter uns am Obermain: Flüssigkeitsaufnahme

Auf die von Ärzten empfohlenen drei Liter Flüssigkeit beschränkt er sich aber nicht, sondern geht in seiner Selbstfürsorge weit über sie hinaus. Das war auch aus seinem Bierdeckel ersichtlich, auf dem ungefähr fünf Bier, drei Hefeweizen, zwei Kurze und ein Schnitt handschriftlich durch die Thekenmitarbeiterin vermerkt standen. Erstaunlicherweise waren Hartmuts Gedanken trotz all dieser Vermerke dennoch klar, sortiert und absolut nachvollziehbar.

Mit so jemandem unterhält man sich gerne und sobald ich ein Bier intus habe, komme ich an den großen Fragen dieser Welt nicht vorbei. Wenn man dann in die Gesellschaft eines gemütlichen Hobby-Pascals oder Freizeit-Kierkegaards gerät, verspricht so ein Abend, erhellend zu werden. Kurz vor 1 Uhr jedenfalls, nachdem wir darin übereingekommen waren, dass man a) nicht alle Frauen über einen Kamm scheren dürfe und b) auch nicht mit Genauigkeit sagen könne, ob nach dem Tod noch etwas kommt, waren wir bei einer dritten großen Frage des Lebens angekommen.

Unter uns am Obermain: Wann erwachsen?

Hartmut, während er mit linker Hand in Richtung der Bedienung noch einen Schnitt bestellte, legte mir dazu seine rechte Hand auf die Schulter und schenkte mir einen tiefen Blick. Instinktiv wusste ich, dass ich jetzt gleich etwas von erhellender Weite zu hören bekommen würde. Und so war es dann ja auch, denn Hartmut erzählte mir, dass er mittlerweile keinen Eierlikör mehr mag.

Als Kind habe er den noch gemocht, ja, geradezu geliebt, jetzt aber könne er ihn nicht mehr ausstehen. Und deshalb glaube er, dass er nun doch ... erwachsen geworden ...

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