Dr. Fabienne Maihoff zeigt, was im Dorf an Straßenrändern, Gärten und öffentlichen Flächen an Insektenvielfalt zu finden ist.
Dr. Fabienne Maihoff zeigt, was im Dorf an Straßenrändern, Gärten und öffentlichen Flächen an Insektenvielfalt zu finden ist. // Elisabeth Assmann
Summende Dörfer, lebendige Gärten
Signet des Fränkischen Tags von Elisabeth Assmann Fränkischer Tag

Mit dem Bund Naturschutz ging es jetzt durch Poppenroth, um zu zeigen, was sich bei dem Projekt für Wildbienen schon getan hat.

 //  Poppenroth

Der Bund Naturschutz hatte zu einen Rundgang durch Poppenroth eingeladen, um wildbienen- und insektenfreundliche Ecken und Gärten zu besuchen. Und die rund 30 Teilnehmer und Teilnehmerinnen wurden mehr als belohnt. Dr. Fabienne Maihoff von der Uni Würzburg und Dr. Marina Wolz vom Biodiversitätszentrum Rhön stellten das Forschungsprojekt „Summende Dörfer – Wildbienen in Dörfern“ vor. Im abgeschlossen ersten Teil des Forschungsprojektes konnten in 40 Dörfern 1200 blühenden Pflanzenarten und 247 verschiedene Wildbienenarten festgestellt werden.

Im nun laufenden zweiten Teil des Projektes wurden 20 Dörfer ausgewählt, in denen die Kommune, Vereine und Bürgerinnen und Bürger konkret mehr Lebensraum für Wildbienen schaffen. Start war damit in Poppenroth im vergangenen Jahr. 2024 fand das erste Treffen des Projektes mit rund 25 Personen statt und bereits ein Jahr später waren mindestens 15 Maßnahmen umgesetzt.

Es wird weniger gemäht

Auch die Stadt Bad Kissingen ist auf ihren Flächen engagiert: So wird nur ein Meter der Grünflächen öfter gemäht, der sogenannte Akzeptanzstreifen. Die restliche Fläche wird nur ein bis zweimal im Jahr gemäht, das Mahdgut abgefahren und nicht gemulcht. Hier gibt es öfter Diskussionen mit Bürgern, erklärt Christina Martin, die die Grünflächen der Stadt Bad Kissingen mit betreut.

Über 15 Flächen wurden bereits insektenfreundlich umgestaltet. Darunter befinden sich der neu gestaltete Dorfplatz, der Friedhof, weitere öffentliche Flächen, aber auch viele private Gärten. Beim Rundgang durch den Ort fielen zahlreiche schmale Randstreifen auf, die insekten- und wildbienenfreundlich umgestaltet wurden. Aber auch das einfache Wachsenlassen von Wildpflanzen oder das bewusste Genießen blühender Wiesen – aktuell etwa der weiß blühenden Margeriten – tritt zunehmend an die Stelle pflegeintensiver Rasenflächen.

Hummelnester in Mauselöchern

Hinweise auf Mauselöcher, die jetzt als Hummelnester für rund 600 Individuen dienen oder dass durch Vlies versiegelte Böden, auch den Wildbienen keinen Lebensraum böten, ließen den dreistündigen Spaziergang wie im Nu vergehen.

„Wir möchten nachhaltig so viel Lebensraum wie möglich für Wildbienen und alle anderen Insekten schaffen“, erläutert Dr. Maihoff das Ziel des Projektes, „das geht am besten, wenn wir die Kommunen und deren Bürgerinnen und Bürger vor Ort überzeugen und mitnehmen.“ Denn schließlich haben 79 Prozent der Haushalte in Deutschland einen Garten, Balkon oder eine Terrasse, die naturnah genutzt werden können.

Unter den Teilnehmern und Teilnehmerinnen waren auch Stadrat Bernhard Schlereth und Imker Philipp Kreile, die sich bei der Umsetzung in Poppenroth stark engagiert haben. Ein gelungenes Beispiel für artenreichen Blühflächen und offen gehaltenen Flächen, die für Veranstaltungen genutzt werden können, ist der neugestaltete Dorfplatz. Hier verbinden sich ordentlich angelegte Staudenbeete mit bewusst belassenen „wilden“ Ecken, in denen vermeintliche Unkräuter zum Wohl der Wildbienen wachsen dürfen.

Sandarium für Wildbienen

Auch offene Bodenstellen wurden bewusst integriert, da diese für den Nestbau vieler Wildbienenarten unverzichtbar sind. In diesem Zusammenhang wurde auch ein von den Bürgern Poppenroths eigens angelegtes Sandarium besichtigt – ein spezieller Lebensraum, der gezielt den Bedürfnissen bodennistender Wildbienen gerecht wird. Philipp Kreile, der vor Ort die Bürger in Poppenroth motiviert, hat ungewaschenen Sand von einer Baufirma organisiert und verteilt, sodass noch weitere hügelförmige Sandarien angelegt werden konnten. Für Nachahmer als Tipp: ungewaschener Sand kann bei Baustellen anfallen, daher lohnt es sich, bei Baufirmen anzufragen.

Liguster darf blühen

Es fällt auf, dass der Liguster als Hecke blühen darf. Überhaupt sind die Übergänge und die Vielfalt von Wiesen zu Hecken zu Nutz- und Ziergärten wichtig für die Artenvielfalt an Pflanzen und Insekten. Dass auch Neophyten (nichtheimische Pflanzen) wie etwa die gelbblühende Schafgarbe von heimischen Insekten wie etwa der Maskenbiene angenommen werden, war am Dorfplatz zu beobachten.

Leider ist aber nicht jede im Verkauf als bienenfreundlich ausgezeichnete Pflanze wirklich insektenfreundlich. Stark gezüchtete Sorten – unabhängig davon, ob sie gebietsfremd oder gebietsheimisch sind, produzieren kaum noch Nektar oder Pollen und bieten daher nur wenig Nahrungswert für Insekten. Außerdem gibt es unter den Wildbienen auch viele Spezialisten, die auf eine oder wenige bestimmte Blühpflanzen angewiesen sind. Ein Beispiel ist die Zaun-Wicken-Sandbiene, deren Hauptpollenquelle Wicken und Blatterbsen sind. Ohne diese Wildpflanzen fehlt die Nahrungsgrundlage.

Schmetterlinge beim Friedhof

Weiter ging es zum Friedhof, dort flatterten trotz Wind etliche Schmetterlinge an den Skabiosen. Wiesen-, Stein-, Ackerhummel, Schwebfliegen, Gartenwollbienen, Mauerbienen, Scherenbienen und viele weitere Insekten wurden den Interessierten vorgestellt und zeigte die Vielfalt der Insektenwelt. An einem Insektenhotel erklärten Maihoff und Wolz, auf was es ankommt. Markhaltige Stängel, verschieden große, tiefere Lohrböcher quer zum Stirnholz, um Risse in den Brutröhren zu vermeiden.

Als ein weiterer Höhepunkt der Tour folgte der neu gestaltete Garten von Marion Kröckel. Hier zeigte sich, dass ein naturnah gestaltetes Kiesbeet ein wertvoller Lebensraum nicht nur für Wildbienen, aber auch für andere Insekten sein kann und Ästhetik und insektenfreundlich kein Widerspruch sind.

Nach der Rundtour waren sich alle einig, dass in Gärten und auf öffentlichen Flächen vieles mit einfachen Mitteln umgesetzt werden kann, um den Lebensraum für Wildbienen und andere Insekten zu erhalten und zu verbessern. Die beiden Wildbienenexpertinnen sprühten nur so von Tipps, die die Teilnehmer und Teilnehmerinnen dankbar mit nach Hause nahmen.

Eines ist sicher: In Poppenroth summt und brummt es, nicht nur bei Sonnenschein.

Kommende Termine des Umweltbildungsprojektes „Faszinierende Welt der Nachtfalter und Lichtverschmutzung“: Am 29. Juni 2025 gibt es um 10 Uhr eine Schmetterlingsführung in den Weinbergen von Hammelburg und am 3. Juli einen Vortrag zu Lichtverschmutzung um 19 Uhr im Bücherpavillon in Bad Bocklet.

Dr. Maihoff und Dr. Wolz erklären, wie Insekten im Wildbienenhotel leben und auf was beim Bau zu achten ist.
Dr. Maihoff und Dr. Wolz erklären, wie Insekten im Wildbienenhotel leben und auf was beim Bau zu achten ist. // Elisabeth Assmann
Wildbienenhotel
Wildbienenhotel // Elisabeth Assmann
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