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Franken helfen Franken
Wie Fahrräder Kinderseelen stärken
Fahrrad
Ein richtiges Fahrrad zum Trampeln wünschten sich die Vorschulkinder der heilpädagogischen Tagesstätte in Eicha. Fürs Laufrad ist Aaron schon zu groß. Jetzt konnten sie angeschafft werden. // Nadine Rosemann
Coburg – Die Pädagogen der heilpädagogische Tagesstätte in Ahorn kümmern sich um auffällige Kinder im Vorschulalter. Viel Bewegung in der Natur gehört zum Konzept. Was fehlt, sind kleine Fahrräder.

Kindergartenkinder. Drei, vier, fünf Jahre alt. Sie toben ausgelassen im Flur der diakonischen Tageseinrichtung. Lachen, kreischen, spielen fangen. Nichts Ungewöhnliches auf den ersten Blick. Doch alle diese 16 Jungen und Mädchen sind von einer seelischen Behinderung bedroht oder betroffen. Das bedeutet, sie können ihre Gefühle nicht gut regulieren, sind in ihrer emotionalen Entwicklung verzögert.

Spaziergang
In der Natur lassen sich gut Gespräche mit Kindern führen. // Nadine Rosemann

Zahlreiche Störungen bei Kindern

Seit vier Jahren leitet Nadine Rosemann die heilpädagogische Tagesstätte für Vorschulkinder in Eicha. Mit viel Leidenschaft erzählt sie von ihrer Arbeit, von den Kindern und deren Schicksalen. Bindungsstörungen, psychosomatische Krankheitsbilder, Entwicklungsverzögerungen, Lern- und Teilleistungsstörungen, Mangelerfahrung – all diese Begriffe tauchen in den kurzen Lebensläufen der Kinder auf, die die Einrichtung besuchen.

In anderen Kitas nicht tragbar

Maxi fällt ihr spontan ein. Der fünfeinhalb jährige Junge hatte zuvor schon zwei andere Regelkindergärten besucht. „Nirgends war er tragbar, hieß es“, erzählt die Sozialpädagogin. Maxi hielt sich an keine Regel, war aggressiv und von vielen Situationen überfordert. Immer öfter musste ihn seine Mama noch am Vormittag wieder abholen. Freunde hatte er keine.

Warteliste für heilpädagogische Tagesstätte

Die Eltern haben sich Sorgen gemacht und sich an die Frühförderung gewandt. Ein Platz in der heilpädagogischen Tagesstätte in Eicha war schließlich ein Glückfall. „Unsere Warteliste ist lang“, erklärt Nadine Rosemann. 

Natur
Die Kinder der heilpädagogischen Tagesstätte verbringen viel Zeit in der Natur. Bei diesem Ausflug haben sie gelernt, wie man das Alter eines Baumes bestimmt. Sie haben herausgefunden, dass der Baum älter ist als alle Erwachsenen in der HPT, das hat die Kinder fasziniert. // Nadine Rosemann

Maxi fasste schnell Vertrauen in seine Erzieherin, die sich viel Zeit für ihn nahm. Spaziergänge in der Natur, Spiele an der frischen Luft gehörten zum täglichen Ritual. Auch die anderen Kinder freuten sich, wenn Maxi kam. Und der war glücklich, als er zum ersten Mal zu einem Kindergeburtstag eingeladen wurde.

Seine Eltern lernten andere Mütter und Väter kennen, die sich ähnliche Sorgen machten. Sie konnten sich austauschen und ihre Ängste teilen.

Jedes Kind wir angenommen, wie es ist

„Eine Erzieherin kümmert sich bei uns um vier Kinder. Das heißt, wir haben viel mehr Zeit, um uns dem einzelnen Kind mit seinen Besonderheiten zu widmen“, sagt die Kita-Leitung. 

 Jeder wird so angenommen, wie er eben ist. Jeder darf sein, wie er ist.

Nadine Rosemann Sozialpädagogin

Zum Konzept gehört es, dass die Kinder mit all ihren Beeinträchtigungen angenommen und individuell gefördert werden. „Das gelingt oft am besten draußen, wo die Kinder ihren Körper spüren. Ob in der Bewegung oder beim Berühren von Wasser, Erde, oder auch wenn sie Tiere streicheln oder beobachten.“

Oft seien die Kinder noch viel zu jung, um in einer Tagesklinik behandelt werden zu können. Deshalb gibt es die heilpädagogische Tagesstätte der Diakonie Coburg schon seit vielen Jahren. Frühkindlicher Autismus ist nur ein Krankheitsbild, dem sich die Pädagogen mit viel Aufmerksamkeit widmen. Die kleinen „Systemsprenger“, wie sie im Volksmund manchmal genannt werden, entwickeln sich manchmal so gut, dass sie im Anschluss eine Regelschule besuchen können. 

Damit das gelingen kann, wird mit jedem einzelnen Kind gezielt an seinen Fähigkeiten gearbeitet. Es geht dabei um

  • Schulfähigkeit
  • individuelle Förderung der Motorik, Sprache, kognitive Fähigkeiten,
  • emotionale Stabilisierung
  • Selbstvertrauen, Selbstständigkeit, Persönlichkeitsentwicklung
  • Konfliktbewältigung/Problemlösungsverhalten
  • Konzentration,  Ausdauer und
  • Gruppenfähigkeit

Fahrräder für die Kinder

Maxi kommt jetzt bald in die Schule. Aber er kann noch nicht Fahrradfahren. Dabei möchte er es so gern lernen. genau wie die anderen Kinder in seiner Gruppe. „Fahrradfahren ist für die Kinder eine wichtige Fähigkeit“, sagt Nadine Rosemann.

Leider verfügt die heilpädagogische Tagesstätte nur über Bobbycars und Laufräder. Fahrräder fehlen uns.

Nadine Rosemann Leiterin der heilpädagogischen Tagesstätte für Vorschulkinder

Beim Fahrradfahren schulen die Kinder sowohl ihre Grob- als auch Feinmotorik. Es geht um Konzentration, Gleichgewicht, Kraft und Ausdauer. „Ganz abgesehen von dem stolzen Gefühl: Ich kann Fahrradfahren!“, ergänzt die Erzieherin.

 

Kinderzeichnung
Die Kinder der heilpädagogischen Tagesstätte wünschen sich Fahrräder. Wie eins aussehen könnte, hat der Fünfjährige Lyam gemalt. // Rosemann

Mehr als nur Fahrtraining

Deshalb freut sich Nadine Rosemann und ihr Team, dass die Adventsspendenaktion von „Franken helfen Franken“  auch zugunsten der  heilpädagogischen Tagesstätte geht. „Wir würden ein paar Fahrräder für die Vorschüler und ein paar für die Schulkinder anschaffen“, sagt die Leiterin der Einrichtung. Denn: „Unsere Einrichtung für Schulkinder, die sich in der Coburger Innenstadt befindet, hat auch keine Räder. Das ist besonders schlimm, weil manche Kinder noch nie ein Fahrrad besessen haben, aber in der vierten Klasse den Fahrradführerschein machen müssen. Wir würden uns für die Kinder so freuen.“ 

Das ist Franken helfen Franken

Die Mediengruppe Oberfranken erreicht über ihre Zeitungen sowie ihr Internetangebot jeden Tag unzählige Menschen. Das nutzt die mgo, um Hilfsbedürftigen in ganz Franken zu helfen. Seit 2009 gibt es daher den Spendenverein „Franken helfen Franken“. Alle Spenden gehen zu 100 Prozent an gemeinnützige Organisationen und in Not geratene Menschen in der Region. Die Verwaltungskosten übernimmt die Mediengruppe Oberfranken.

Spendenkonto Mediengruppe Oberfranken - Franken Helfen Franken e.V.

Sparkasse Bamberg: IBAN DE 62 7705 0000 0302 1945 01, BIC BYLADEM1SKB

Verwendungszweck: Diakonie Coburg

Das Coburger Tageblatt und „Franken helfen Franken“ unterstützt drei Projekte der Diakonie Coburg. Eins davon ist die heilpädagogische Tagesstätte für Vorschulkinder, die Fahrräder anschaffen möchte.

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