Nach nur acht Monaten im Amt ist der Vertrag von Intendant Neil Barry Moss gleich bis 2029 verlängert worden. Vor allem die Vorgehensweise kommt nicht bei jedem gut an.
Die Diskussion um die Verträge des Personals an der Spitze des Landestheaters bewegen Coburgs Theatergänger nun schon seit einiger Zeit. Am Dienstag hatte die Stadt Coburg mitgeteilt, dass der bisherige Drei-Jahres-Vertrag von Intendant Neil Barry Moss – im Amt seit Juli 2024 - gleich um zwei Jahre bis September 2029 verlängert wurde. Diese Entscheidung fiel bereits vor Ostern im Verwaltungsausschuss des Landestheaters.

Wer sitzt im Theaterausschuss?
Die Stadt entsendet den Oberbürgermeister plus drei weitere Vertreter in diesen Ausschuss, der Freistaat Bayern drei. Der Coburger Oberbürgermeister oder sein Stellvertreter ist kraft Amtes Vorsitzender des Ausschusses.
Zur Vertragsverlängerung hat sich nun der designierte Oberbürgermeisterkandidat von Pro Coburg, Uwe Meyer, geäußert: „Mit Verwunderung habe ich zur Kenntnis genommen, dass der Vertrag von Intendant Neil Barry Moss am Landestheater Coburg still und leise bis 2029 verlängert wurde – beschlossen in nicht-öffentlicher Sitzung des Theaterausschusses. Diese intransparente Vorgehensweise ist leider kein Einzelfall, sondern scheint Teil einer gewohnheitsmäßigen Praxis des Theaterausschusses zu sein.“ Der Theaterausschuss tagt grundsätzlich nichtöffentlich.

„Es geht hier nicht um eine öffentliche Diskussion persönlicher Details – sondern um Transparenz im Umgang mit öffentlichen Ämtern“, schreibt Meyer weiter. „Die Verlängerung des Vertrags von Herrn Moss hinter verschlossenen Türen bis 2029, ohne vorherige Stellenausschreibung für andere potenzielle Bewerber wirft berechtigte Fragen auf. Gerade bei solch wichtigen Positionen sollte ein faires und offenes Auswahlverfahren selbstverständlich sein – im Interesse aller und der demokratischen Kultur Coburgs.
Es geht ebenso nicht um Misstrauen gegenüber einer Person, sondern um das grundsätzliche Verständnis demokratischer Kulturpolitik. Wer mit öffentlichen Mitteln wirtschaftet, sollte auch öffentliche Rechenschaft ablegen.“

Uwe Meyers Stellungnahme endet mit einem Wunsch: „Ich wünsche mir von der Stadt Coburg mehr Offenheit, Transparenz und Dialog – gerade bei kulturpolitischen Weichenstellungen. Es ist höchste Zeit, dass der Theaterausschuss seine Türen öffnet und die Menschen in dieser Stadt an den Entscheidungsfindungen über ,ihr‘ Theater beteiligt.“
Auch der IHK-Präsident äußert sich
Ebenfalls Kritik am Theaterausschuss übt der partei- und fraktionslose Stadtrat Andreas Engel, der zugleich Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Coburg ist. Auf der Facebook-Seite des Coburger Tageblatts bezeichnet er den Theaterausschuss als „geheimes Gremium der besonderen Art“.
Die Vorgehensweise des Ausschusses, den Vertrag mit Intendant Neil Barry Moss zu verlängern, und zwar erneut ohne Ausschreibung, interpretiert er mit den Worten: „Störe meine Kreise nicht.“
Was wird aus Matthias Straub?
Enttäuscht zeigt sich Engel auch darüber, dass es keinerlei Informationen zur Zukunft des beliebten Schauspieldirektors Matthias Straub gab. Zur Erinnerung: Dessen Vertrag läuft nach der Spielzeit 2025/2026 aus und soll offenbar nicht verlängert werden. Dies wird von vielen Theatergängern bedauert und auch kritisiert, weil Straub vor allem für die großen Kassenschlager der jüngeren Vergangenheit verantwortlich war („Tumbstone“ und „Spider Murphy Story“ stammten aus seiner eigenen Feder, außerdem inszenierte er zum Beispiel „Don Camillo“ als Hofgarten-Open-Air, „Ewig Jung“ sowie die „Rocky Horror Show“).
Die Zukunft von Straub liege jetzt wohl „in den Händen des Intendanten“, unkt Andreas Engel. Und: „Mal sehen, wie lange das sein Geheimnis bleibt… Und das Gremium? Das wäscht seine Hände in Unschuld. Bravo!“



