Einsatz Ahrtal
Diese Bilder boten sich den Einsatzkräften nach ihrer Ankunft. // BRK
Ehrung für Helfer bei Ahrtal-Katastrophe
Signet des Fränkischen Tags von Wolfgang Desombre Fränkischer Tag

An die 60 Coburger Rotkreuzler waren bei der Flut im Landkreis Ahrweiler eingesetzt. Jetzt erhielten sie eine besondere Ehrung und Würdigung des Landes Rheinland-Pfalz und des Deutschen Roten Kreuzes.

 // Coburg

Im Juli 2021 lösten massive Regenfälle in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz die größten Katastrophenschutzeinsätze der Nachkriegszeit aus. An die 60 Coburger Rotkreuzler waren bei insgesamt drei Kontingenteinsätzen und vier Einzeleinsätzen im Landkreis Ahrweiler eingesetzt. Die eingesetzten Kameradinnen und Kameraden der Bereitschaften und der Wasserwachten haben jetzt eine besondere Ehrung und Würdigung des Landes Rheinland-Pfalz und des Deutschen Roten Kreuzes bekommen.

Enorme Leistungskraft

Kreisbereitschaftsleiter Claus Weigand skizzierte den Ablauf der Flutkatastrophe mit schweren Sturzfluten und erinnerte besonders an die Alarmierung der Einsatzkräfte aus der Region Coburg. Ihr Einsatzgebiet hatte die Größe im Vergleich von Lautertal bis Kaltenbrunn. Sie unterstützen den Rettungsdienst, hielten die medizinische Versorgung aufrecht, betreuten und verpflegten Einwohner, Helfer und Einsatzkräfte und sicherten die sanitätsdienstliche Absicherung der Bewohner und Helfer.

BRK-Vorsitzender Siegfried Wölki stellte in seinem Grußwort die enorme Leistungskraft des Roten Kreuzes mit seinen Bereitschaften heraus. Die BRK-Kreiswasserwacht wurde alarmiert, stand in den Startlöchern, kam aber nicht zum Einsatz, berichtete Christoph Kirchner.

Bei einer Feierstunde in der Gaststätte „Sauerteig“ in Rödental führte Landrat Sebastian Straubel die Ehrung durch und überreichte den Einsatzkräften eine Urkunde des Landes Rheinland-Pfalz. Dieser Abend heute könne vielleicht so etwas wie einen offiziellen Abschluss des Hilfseinsatzes darstellen.


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Die Nacht auf den 15. Juni 2021 hat Deutschland verändert. Der Starkregen in dieser Nacht und seine bis dahin unvorstellbares Folgen hätten uns alle aufgeschreckt, so Landrat Sebastian Straubel. „Von der großen Politik auf Bundes- und Landesebene bis hinab zu uns allen als Privatpersonen mussten wir erkennen: Es können auch uns Katastrophen in einem Ausmaß treffen, das für uns im Voraus gar nicht denkbar ist.“

Die Katastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hat aber auch eine große Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst. Menschen aus ganz Deutschland seien zusammengekommen, um akute Ersthilfe zu leisten und beim Wiederaufbau in den betroffenen Regionen zu helfen. „Natürlich haben wir von Schwierigkeiten und Widrigkeiten bei den Einsätzen erfahren. Aber auch von Ehrenamtlichen, die in den Katastrophengebieten unter extremen Bedingungen unglaubliche Leistungen vollbracht haben. Ehrenamtliche wie Sie, die wir heute für ihren Einsatz auszeichnen dürfen“, so Straubel.

BRK Region Coburg Auszeichnung Fluthelfer Ahrtal
Für ihren Einsatz im Katastrophengebiet wurde Yvonne Schüppler wie alle anderen Kameradinnen und Kameraden ausgezeichnet. Von links: OB Dominik Sauerteig, Landrat Sebastian Straubel, Siegfried Wölki, Christian Kalter, MdL Martin Mittag, Dr. Gudrun Löffler, Dr. Alexander Martin und Kreisbereitschaftsleiter Claus Weigand. // Wolfgang Desombre

Vorbereitungen spielen eine zentrale Rolle

Die Starkregen-Katastrophe aus dem Sommer 2021 hat in vielen Bereichen ihre Spuren hinterlassen. In der Führungsgruppe Katastrophenschutz im Landratsamt spiele die Vorbereitung auf witterungsbedingte Schadensfälle eine zentrale Rolle, auch das bundesweite Programm „Resiliente Regionen“ hätte es vermutlich ohne die Ereignisse vom Juni 2021 nicht gegeben.

Der Landkreis Coburg ist einer von zehn Landkreisen, die für „Resiliente Regionen“ ausgewählt wurden. Auch dort gehe es darum, widerstandsfähiger gegen große Schadenereignisse zu werden. Da laufe jetzt schon sehr viel, betonte der Landrat. Es gehe um Strukturen, Investitionen und vorbeugende Maßnahmen. Gebraucht werden Ehrenamtliche, die in ihren Sachgebieten echte Spezialisten sind und helfen können. „Menschen wie Sie, die in ihren BRK-Bereitschaften und den Wasserwachten vor Ort tätig sind, aber auch Einsätze fernab ihrer Heimat bewältigen, wenn sie gerufen werden.“

Mehr als 50 Menschen aus der Region Coburg im Einsatz

Er wisse, dass alle ihr Ehrenamt unter dem Dach des Roten Kreuzes nicht ausüben, um Urkunden mit nach Hause zu nehmen, sondern sich engagieren, weil sie Mitmenschen in Not helfen wollen und dabei eben nicht fragen, was es dafür gibt.

54 Personen aus den BRK-Organisationen im Coburger Land sind von Mitte Juni bis Mitte August 2021 als Teil des oberfränkischen Kontingents in den Unglücksgebieten unterwegs gewesen.

Das zeige für ihn als Landrat, wie stark unsere Hilfsorganisationen vor Ort sind. „Ich bin stolz auf das, was wir hier zur Verfügung haben. Da meine ich in erster Linie nicht die Technik oder die Ausstattung. Ich spreche vom Personal“.  Wir haben viele Ehrenamtliche, die sich für unser Zusammenleben engagieren. Das ist ein Schatz, den wir bewahren, pflegen und würdigen müssen. Denn Ehrenamtliche sind für eine funktionierende Gesellschaft unbezahlbar. Und lassen Sie sich versichern: „Wir, das gesamte Coburger Land, sind auch stolz auf Sie.“

Vom Arbeitgeber freigestellt

Nachdem die ersten Hilfeleistungskontingente aus Bayern bereits erfolgreich im Einsatz waren, habe er sich für den nächsten Einsatz gemeldet, berichtete Christian Kalter von seinem Einsatz im Katastrophengebiet.  Sein eigener Arbeitgeber habe sich dankenswerterweise in der Pflicht gesehen, für die Gesellschaft, diese Freistellungen bereitwillig zu tragen. Nach den ersten Einsatzbesprechungen mit Vertretern der Regierung und der Kontingentführung wurden die einzelnen Aufgaben zugewiesen, berichtete Kalter. Er selbst wurde als Zugtruppführer und somit als Verbindung zwischen Zugführer und der Mannschaft eingesetzt.  

Die übertragene Aufgabe bestand darin, die in den einzelnen zugewiesenen Ortschaften aufgebauten Sanitätsstationen im Schichtbetrieb weiterzubetreiben. „Die gesamte rettungsdienstliche Versorgung im Ahrtal war zusammengebrochen“, so die Schilderung von Christian Kalter.  Selbst einzelne Rettungswachen waren zerstört. Die Versorgung erstreckte sich somit über die Vor-Ort-Versorgung der zahlreichen freiwilligen Helfer, die täglich ins Ahrtal gebracht wurden, als auch der noch vor Ort lebenden Bevölkerung. Vom Schnitt an der kaputten Badezimmerfliese aus dem Bauschutt bis zum Schlaganfall. Hierbei war auch die Versorgung mit Material für die jeweiligen Stationen sicherzustellen.

Trockenheit problematisch

In seinem Einsatzzeitraum war sowohl für alle persönlich als auch für die Menschen und Helfer vor Ort die dann schon wieder trockene Witterung besonders problematisch. Der in der ganzen Gegend vorhandene Dreck wurde als Staub herumgewirbelt. „Da ganze Firmenanlagen, Kläranlagen und aus den Kellern Öltanks weggespült wurden, kann man sich das Gemisch dieses Staubes nur allzu gut vorstellen“.  Besonders die Augen waren belastet.

Die Sanitätsstationen mussten darauf innerhalb kürzester Zeit mit hunderten Augenspülflaschen versorgt werden, da immer mehr Menschen mit Augenproblemen kamen. Das Zurechtfinden ohne feste Straßen und Wege war von größter Herausforderung. Ein früherer Bahndamm wurde ohne Gleise schnell zur befestigten Straße zwischen zwei Orten.

Die Bilder, die sich durch das große Einsatzgebiet einem jeden Beteiligten boten, wirken bis heute nach. Die Zerstörung und die Hilflosigkeit der Anwohner konnten wir deren Gesichtern ablesen werden, so schilderte es Christian Kalter noch heute. 

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