Es war eine ungewöhnliche, aber wohl auch unvermeidliche Entscheidung von Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD): An drei Sonntagen im zurückliegenden November fuhren in Coburg keine Stadtbusse. Denn es fehlte (und fehlt noch immer) an ausreichend Personal, das die Stadtbusse sicher durch die Straßen und Gassen der Stadt manövrieren kann. Dem vorhandenen Team an Fahrern und Fahrerinnen sollte mithilfe der drei „freien Sonntage“ zumindest eine kleine Verschnaufpause gegönnt werden.
Warum gibt es diesen Engpass im ÖPNV?
Wolfgang Weiß, Stadtrat der Grünen, hatte dies zum Anlass für eine Nachfrage genommen. Er wollte wissen, warum es diesen Personalengpass gibt, was die SÜC als Betreiber des Coburger Stadtbusverkehrs dagegen unternimmt und wie die Perspektiven für die kommenden Jahre sind. In der jüngsten Stadtratssitzung gab es jetzt die Antworten.
Bundesweit fehlt es an Busfahrern
Der zuständige SÜC-Betriebsleiter Alexander Roth erklärte zunächst, dass Coburg mit dieser Situation nicht alleine sei. Bundesweit konnten demnach im Jahr 2023 knapp 3600 Stellen im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nicht mehr mit qualifiziertem Personal besetzt werden. Das entspreche einer Steigerung von 89 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Problematisch sei das vor allem auch deshalb, weil in den kommenden Jahren sehr viele Busfahrer und Busfahrerinnen in Deutschland in den Ruhestand gehen werden: Vier von zehn seien heute bereits älter als 55 Jahre.
Busführerschein ist teuer
Gründe, warum sich nur so schwer Nachwuchs finden lässt, gibt es laut Alexander Roth mehrere. So seien die Kosten, die mit dem Erwerb eines Busführerscheins verbunden sind, mit bis zu 16.000 Euro sehr hoch. Hinzu kämen unattraktive Arbeitszeiten an Sonn- und Feiertagen, geteilte Dienste sowie Schichtarbeit.
Auch die Gesundheitsrisiken sind hoch, wie Alexander Roth aufführte. Busfahrer sitzen lange, müssten permanent hoch konzentriert sein und seien zudem psychischem Stress ausgesetzt. Als Beispiele für diesen Stress nannte Alexander Roth den ständigen Zeitdruck sowie den Umgang mit „schwierigen Fahrgästen“. Das alles führe – wohlgemerkt: bundesweit! – zu hohen Krankenquoten und langen Ausfallzeiten im Personalstamm. In vielen anderen Städten sei es deshalb schon häufiger zu kurzfristigen Einschränkungen im ÖPNV gekommen.
Coburg: Sechs Stellen sind nicht besetzt
Bei den SÜC in Coburg gibt es 84 Planstellen für Busfahrer und Busfahrerinnen. Davon sind aktuell 78 besetzt, wie Alexander Roth informierte. Sprich: Es gibt sechs offene Stellen. Hinzu kommen acht Langzeitkranke beim SÜC-Buspersonal.
Seit Januar 2019 habe es 50 Austritte gegeben, es konnten aber 55 Nachbesetzungen erfolgen. Es gab also eine Aufstockung des Personals. Das sei laut Roth auch deshalb notwendig gewesen, weil bis Ende 2029 weitere elf Mitarbeiter in den Ruhestand gehen werden.
Mehrere Langzeitkranke
Der Krankenstand beim vorhandenen SÜC-Buspersonal lag zuletzt bei knapp 12 Prozent. Zum Vergleich: Der bundesweite Krankenstand betrug zuletzt im Durchschnitt 6,8 Prozent.
Seit September 2024 hat sich die personelle Situation weiter zugespitzt. Der Stadtbusverkehr konnte laut Alexander Roth nur deshalb aufrechterhalten werden, weil 45 Prozent der Fahrten von Mitarbeitern der Verwaltung und der Werkstatt übernommen wurden.
Werbekampagnen und Infostände
Auf der Suche nach neuem Personal unternimmt die SÜC einiges. So berichtete Alexander Roth von „kontinuierlichen Stellenausschreibungen auf 170 Stellenportalen“, diversen Werbekampagnen und Infoständen sowie Kooperationen mit Fahrschulen. Vorstellungsgespräche wurden in diesem Jahr 32 geführt.
Lesen Sie auch: