Sie war Generalsekretärin der Bayern-SPD (von 2009 bis 2017), sie war Landesvorsitzende der Bayern-SPD (von 2017 bis 2021), und sie forderte sogar Markus Söder (CSU) heraus und wollte bayerische Ministerpräsidentin werden (2018). Doch 2023 hat sich Natascha Kohnen aus der Politik zurückgezogen. Trotzdem – oder vielleicht auch gerade deshalb – hat sie jetzt eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe übertragen bekommen, die vor allem in der Stadt und im Landkreis Coburg sehr interessiert verfolgt werden dürfte: Natascha Kohnen wird das Vermittlungsverfahren leiten, mit dem endlich eine Einigung in Sachen „möglicher Ausbau des Weichengereuths“ erzielt werden soll.
Ausbau steht im Bundesverkehrswegeplan
Zur Erinnerung: Ein vierspuriger Ausbau dieses bislang zweispurigen Straßenstücks im Coburger Süden war bereits in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen worden. Doch dann hat der Coburger Stadtrat diese Pläne gestoppt. Seitdem wird gestritten. Für einen vierspurigen Ausbau haben sich zuletzt vor allem Vertreter von CSU sowie Industrie- und Handelskammer ausgesprochen. Allen voran die Coburger SPD bleibt jedoch bei ihrer ablehnenden Haltung.
Doch auch von Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD) wird das jetzt von der Regierung von Oberfranken eingeleitete Vermittlungsverfahren ausdrücklich begrüßt. Am Montag veröffentlichte Sauerteig eine Stellungnahme. Darin heißt es: „Ich freue mich sehr über das nun bald beginnende Vermittlungsverfahren zum Weichengereuth. Ich hatte bei einem persönlichen Gespräch mit MdL Jürgen Baumgärtner Mitte November vereinbart, dass die Gespräche vorbehaltlos geführt werden und damit losgelöst von den politischen Vorgaben des Bundesverkehrswegeplans.“
Dieser letzte Zusatz von Sauerteig spielt auf den Umstand an, dass im Bundesverkehrswegeplan einzig und allein ein vierspuriger Ausbau vorgesehen ist. Ein durchaus denkbarer Kompromiss wie etwa ein dreispuriger Ausbau (mit Wechselstreifen in der Mitte) konnte deshalb bislang kaum ernsthaft verfolgt werden.
OB hofft auf Kompromissbereitschaft
Weiter erklärt der Coburger Oberbürgermeister: „Das mit der Vermittlung beauftragte Unternehmen hat von der Regierung von Oberfranken den Auftrag, Einigungs- und Kompromisspotenziale zu eruieren. Das begrüße ich ausdrücklich und hoffe, dass auch alle Beteiligten die entsprechende Kompromissbereitschaft mitbringen. Die Stadt Coburg bemüht sich seit vielen Jahren um einen Kompromiss, der sowohl zum verbesserten Verkehrsfluss beiträgt, als auch die Stadt Coburg im Rahmen von Stadtentwicklung und moderner Bahnverkehrserschließung nicht schlechter stellt. Wir sind daher bestens auf die Vermittlungsgespräche vorbereitet.“
Gesamtlösung für den Coburger Süden?
Außerdem äußert Dominik Sauerteig die Hoffnung, dass das Weichengereuth in den Vermittlungsgesprächen „nicht nur solitär“ gesehen wird. Denn: „Als verantwortungsbewusste Entscheider ist es unsere Aufgabe, nicht nur an das Heute und Morgen zu denken, sondern auch an das Übermorgen.“ Sinnvoll wäre es deshalb, eine „zukunftsfeste Gesamtlösung für die verkehrlichen Zusammenhänge im Coburger Süden“ anzugehen, so Sauerteig. Konkret meint er damit den gesamten Bereich zwischen Frankenbrücke, Bamberger Straße, Weichengereuth und Südzufahrt. Für eine solche Gesamtlösung würde sich dann auch „sicher“ eine Mehrheit im Coburger Stadtrat finden, schreibt Sauerteig in seiner Stellungnahme.
Ebenfalls am Montag hat sich der Coburger Landtagsabgeordnete Martin Mittag (CSU) zu dem Vermittlungsverfahren geäußert. Mit der Vergabe des Auftrags für die Durchführung eines Vermittlungsverfahrens sei ein „wichtiger Grundstein für die Zukunft des geplanten Ausbaus der B4 in Coburg/Weichengereuth“ gelegt worden. Und: „Es freut mich sehr, dass der Vorschlag von meinem Fraktionskollegen und Vorsitzenden des Ausschusses Wohnen, Bau und Verkehr, Jürgen Baumgärtner, und mir auf breite Zustimmung gestoßen ist."
Martin Mittag stellt klar: „Unsere Intention der Vermittlungsgespräche ist es, losgelöst vom bisherigen Ringen um den B4-Ausbau, sachlich und zielorientiert an einer Lösung zu arbeiten.“
Ausdrücklich begrüßt wird von Mittag die Wahl der Leiterin des Vermittlungsverfahrens. So schreibt er in seiner Stellungnahme: „Mit Natascha Kohnen konnte die Regierung von Oberfranken eine interessante und erfahrene Personalie für die Durchführung des Vermittlungsverfahrens gewinnen. Ich gehe davon aus, dass die Besetzung von Frau Kohnen bei allen Beteiligten auf positive Resonanz stoßen dürfte.“