Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat in seiner Osterbotschaft die Bedeutung des christlichen Glaubens für die gesamte Gesellschaft unterstrichen. Das, was sehr allgemein als «der Westen» bezeichnet werde, sei nicht zu verstehen ohne das Christentum und ohne die Feier der Auferstehung, sagte der Erzbischof von München-Freising in seiner Osterbotschaft, wie vorab mitgeteilt wurde.
«Ohne dieses Bekenntnis, ohne diese Erfahrung fehlt etwas im Gesamten unserer Kultur. Das ist meine Überzeugung. Und dafür einzutreten, das ist unser österlicher Auftrag», sagte Marx. Das Christentum sei keine Sonderwelt.
Mehr als Fest der Schokohasen
Auch der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl unterstrich die christliche Bedeutung des Osterfestes. «Ist das Ostern der Sitzhasen und Schokoeier nicht zu einer Farce verkommen?», fragte er in seiner Osterpredigt im Dom laut seiner vorab verbreiteten Rede.
«Die österliche Botschaft macht einen weiten Horizont der Hoffnung auf, der herausreißt aus der Lethargie einer großen Unsicherheit, wie es weitergeht mit dieser Welt und dieser Menschheit und mit dieser Kirche.»
Die österliche Hoffnung treibe an zu Taten, die anderen Menschen Hoffnung schenkten, etwa Menschen auf der Flucht, Kranken oder denjenigen, die mit den Leistungsansprüchen der Gesellschaft nicht mehr mithalten könnten oder die in Abhängigkeiten gefangen seien.
Gegen Schokoeier habe er übrigens nicht, versicherte der Erzbischof: «Solange der Inhalt von Ostern nicht darauf reduziert wird.»
Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner rief zum Einsatz gegen Krieg, Terror, Ungerechtigkeit und Unterdrückung auf. Das sei für Christen geboten, sagte er den Angaben zufolge bei den Osterfeiern im Salzburger Dom. Die christliche Haltung müsse sich klar gegen jede «Kultur des Todes» abgrenzen.
Marx: Nicht nur auf Zahl der Gläubigen schauen
Marx thematisierte auch einen vermeintlichen Bedeutungsverlust der Kirchen, den jährlich veröffentlichte Statistiken aufzeigten. Diese Entwicklung sei nicht notwendigerweise als «Naturprozess» zu betrachten. Man müsse sich zwar den Realitäten stellen, dürfe aber bei der Kirche nicht nur auf die «Bestandsgrößen, auf die Zahl der Gläubigen, auf die Menge ihrer Institutionen» schauen, betonte Marx. Bedeutung erhalte die Kirche vielmehr durch die Überzeugung, «etwas sagen zu können, das für alle wichtig ist».
Warum der Sonntag wichtig ist
Der Sonntag sei ein «entscheidendes Kennzeichen unserer Zivilisation und Kultur, und ist auch im Zusammenwirken von Politik und Kirche bis heute bedeutsam», sagte Marx weiter.
Der Schutz des Sonntags sei «nicht nur der Schutz eines Ruhetages, damit wir besser gerüstet sind für die Arbeitswelt». Vielmehr stelle der Sonntag «eine wirkliche Unterbrechung» dar und ermögliche einen «neuen Blick auf die Wirklichkeit, ein Aufatmen, eine Quelle der Hoffnung».
Es gehe dabei nicht zuerst um Moral und Gebote, «sondern um ein Fest, ein Ereignis, um einen Aufbruch, um eine neue Sicht auf die Welt und das Leben. Das feiern wir jeden Sonntag als Kirche. Und das tun wir für alle Menschen».