Wiesenthau Ein schäbiges Häuschen am Weiher, zwei schräge Gestalten mit einem fragwürdigen Verhältnis zu Seife – und jede Menge Dorfbewohner mit ganz eigenen Macken: Was nach einem chaotischen Durcheinander klingt, entpuppte sich als herrlich unterhaltsames Theatererlebnis. Mit dem Dreiakter „Regnwurm-Orakl“ von Ralph Wallner brachte die Theatergruppe „Verein Zufriedenheit“ in Wiesenthau unter der Regie von Christine Kroder und Gerhard Römer eine urkomische und zugleich charmante Komödie auf die Bühne – und sorgte für Begeisterung auf ganzer Linie. An allen Abenden hieß es: ausverkauft!
Kein Wunder, denn was das Ensemble dem Publikum bot, war ein Feuerwerk an schrägen Charakteren, spitzem Humor und überraschenden Wendungen. Im Mittelpunkt der vergnüglichen Komödie stehen Lotti und Lumpi, ein eigenwilliges Ehepaar, das am idyllischen Wiesentharer Weiher in einer schäbigen Hütte haust. Hygiene steht bei den beiden nicht besonders hoch im Kurs – dafür verstehen sie sich umso besser aufs Schlitzohrige: Mit schmutzigen Händen, aber umso gewitzterem Verstand schmieren sie ihre Mitmenschen gehörig ein. Umso passender, dass sich in der Dorfbevölkerung plötzlich das Gerücht verbreitet, die beiden könnten aus Regenwürmern die Zukunft lesen.
Herausragend war Silke Wolfrum in der Rolle der Lotti – eine ungepflegte, aber liebenswürdige Gaunerin mit frechem Grinsen und rauem Charme. An ihrer Seite brillierte Jürgen Ellerbock als Lumpi, der ungewaschene, aber durchaus sympathische Gatte, der mit seiner lakonischen Art das Publikum für sich gewann. Auch das übrige Ensemble zeigte große Spielfreude: Thomas Drummer glänzte als übernervöser, hypochondrischer Jungbauer, Elena Dummert überzeugte als lebensfrohe Wirtshausbedienung mit viel Herz, und Sandra Hager begeisterte als schräge Nachbarin, die sich leidenschaftlich der antiken Mythologie verschrieben hat. Gerhard Römer gab einen geldgierigen Bauernfünfer, während Leonie Pieger als resolute Hühnerbäuerin aufspielte. Heiner Nögel sorgte als Gickerl-Willi für den Running Gag und Sandra Knauer war als ratschende Nachbarin das personifizierte Dorfklatschblatt. Auch ein Dorfstück kann eben großes Theater sein.