Uraufführung
„Mein Gender und Ich“: Gymnasium liefert wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Debatte
Szene aus „Mein Gender und Ich“.
Szene aus „Mein Gender und Ich“. // Gymnasium Höchstadt
Signet des Fränkischen Tags von Redaktion Fränkischer Tag
Höchstadt a. d. Aisch

„Sehr geehrte Damen und Herren sowie alle dazwischen und außerhalb“ mit dieser Begrüßungsformel beginnt der Disclaimer zum Theaterstück „Mein Gender und Ich“ im Programmheft. Er greift das Problem des Stückes auf, Genderidentitäten und Rollenerwartungen. Kürzlich spielte die Theatergruppe der Mittel- und Oberstufe unter Leitung von Christian Plätzer in der Aula des Gymnasiums Höchstadt die Uraufführung des Stücks von Kathrin Klein. Letztere war auch Teil des Ensembles.

„Mein Gender und Ich“ zeigt anhand der Geschichte von Stacy/Ian die vielschichtigen Herausforderungen, mit denen ein junger Mensch konfrontiert wird, der sich in seiner Geschlechtsidentität unsicher ist. Die Aufführung beginnt mit einer authentischen Pausenhof-Szene. Es fällt auf, dass alle Schauspieler auf der Bühne im Hintergrund sitzen, auch wenn sie selbst nicht in der Szene auftreten.

Das Konzept lässt alle Darsteller beteiligt wirken und füllt die Bühne aus, ohne viele Requisiten zu benötigen. Die Darstellung der Hauptfigur Stacy/Ian durch die Zwillinge Rahel und Aaron Blumenthal ist gelungen. Sie zeigen Facetten des Charakters sowie die innere Zerrissenheit des jungen Menschen auf, da der Charakter in einen weiblichen und männlichen Part geteilt ist. Die Interaktion der Hälften in einer Spiegelszene sticht heraus, da sie hier ein Selbstgespräch miteinander führen und Stacy zu Ian wird. Die Gefühle der Hauptperson werden sehr eindrücklich durch die jungen Akteure dargestellt.

Auch diejenigen, die mehr als eine Rolle spielen (Anne Platzöder, Richard Thiel und Johanna Sperber) zeigen gute Leistungen durch klare Unterschiede in Spiel und Kostüm und lassen keine Verwirrung aufkommen, welcher Charakter in welchem Moment dargestellt wird. Alle spielen ihre Rollen ausdrucksstark, insbesondere die Punkerin Jess (Ida Stierhof). Die Bühnentechnik punktet ebenfalls.

Klare Differenzierung

Leonik Riege, Marvin Heienbrock und Patrick Köstner verstärken mit Beleuchtungsakzenten die Atmosphäre des Stücks. Auch die Aufteilung der Bühne in einen rechten Bereich mit Sofa und einen mittleren Bereich mit Stühlen schafft eine klare Differenzierung zwischen Schulszenen und Abschnitten zu Hause und bei der Psychologin.

Das Thema Gender sorgt oft für heiße gesellschaftliche Debatten. In „Mein Gender und Ich“ werden Charaktere bewusst stereotypisiert, um Kritik zu äußern. Dies hilft, um die Grundbotschaft des Stückes zu vermitteln: dass jede Person so akzeptiert werden sollte, wie sie sich fühlt. Außerdem können mehr Menschen in den eher allgemein gehaltenen Szenen Elemente aus ihrem Leben entdecken. Dieser Realitätsbezug lädt dazu ein, darüber nachzudenken, ob eine ähnliche Geschichte auch in unserem persönlichen Umfeld geschehen kann und wie wir selbst reagieren würden.

Durch die Stereotype fehlen aber die Zwischentöne und die Individualität der Charaktere außerhalb der extremen Spektren, welche dem Stück noch mehr Tiefgang verleihen würden. Dazu kommt, dass sich das Stück bis auf einige nicht erläuterte Fachbegriffe nur auf die Mann-Frau-Ebene konzentriert und weitere Geschlechtsidentitäten wie non-binär außen vor lässt. Alles in allem liefert die Theatergruppe mit „Mein Gender und Ich“ einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen Debatte, der zeigt, warum trotz oft lautstarker Kritik zu diesen Angelegenheiten nicht geschwiegen werden sollte. red

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