Zum Artikel „Streit um die Neukonzeption" (BR vom 29./30. März, Seite 4) wird uns geschrieben:
Zinnfiguren sind – sagen wir mal so … vorsichtig ausgedrückt: etwas Spezielles. Man muss sie meeng, wie der Kulmbacher zu sagen pflegt. Ein kleiner Kreis mag sie, den anderen sind sie wurscht!
Ich erinnere mich noch dunkel an die Zeit, als man als kleines (hilfloses) Schulkind mindestens einmal zum gemeinsamen Besuch des Zinnfigurenmuseums auf der Plassenburg verdonnert wurde. So in den 50er/60er Jahren.
Die Begeisterung hielt sich bei den meisten arg in Grenzen; die anschließende Wanderung durch den Buchwald war viel schöner.
Später, so in den 70er/80ern kam dann ein richtiger Hype. Bei der Zinnfigurenbörse (alle zwei Jahre im Bierzelt bzw. -stadel) dersappten sich die Besucher aus aller Herren Länder, und die Zinnfiguren-Malkurse droben auf der Burg waren gut gebucht.
Im Mittelpunkt der Darstellungen standen Schlachten! Welche Division wann, wo, von welcher Seite aus angriff, war Stoff vieler Debatten.
Wenn einem einer zu dieser Zeit gesagt hätte, dass man mit einem kleinen, flachen Kasten Bilder machen und diese in Jetzt-Zeit direkt nach Amerika schicken kann – ohne Kabel – hätte man ihn mitleidig angelächelt und mit leichtem Fingertippen an die Stirn in die Wüste geschickt.
Aber das kam dann halt. Und mit ihm das Internet und Social Media. Und die Freaks, die sich mit kleinen Figürchen aus Zinn in einem Diorama über strategische Fragen auseinandergesetzt hatten, wurden immer weniger…
Ich denke, man sollte das Zinnfigurenmuseum so lassen wie es ist – zur Erinnerung. Platzmäßig vielleicht ein bisschen zusammengeschnorrt. Die vorgeschlagene „Neukonzeption“ mutet an wie der Versuch, einem die alte Schreibmaschine als wundervollen PC-Ersatz verkaufen zu wollen.
Wie heißt es so schön: Wenn das Pferd tot ist, steig ab! Schlümpfe werden es nicht retten.
Jutta Lange
Kulmbach