Am Donnerstagnachmittag hielt der ehemalige Bürgermeister Eduard Nöth (CSU) am Ehrengrab von Karlheinz Ritter von Traitteur auf dem Alten Friedhof eine Ansprache zum 100. Geburtstag, den der ehemalige Oberbürgermeister und Ehrenbürger am 27. März gefeiert hätte. Hier einige Auszüge aus Nöths Rede.
„Es ist bereits ein Viertel-Jahrhundert her, als mich im Bayerischen Landtag die Nachricht vom Ableben unseres damaligen Oberbürgermeisters erreichte. Sein Tod kam für alle, die um seine gesundheitlichen Probleme wussten, nicht ganz überraschend, löste aber doch bei den Weggefährten und vielen Bürgern Erschüttern und Nachdenklichkeit aus.“
Traitteur hat die Stadt Forchheim 29 Jahre regiert
Nöth weiter: „In der Geschichte der Stadt Forchheim zum Ende der Nachkriegszeit hatte ein langes Kapitel mit seinem Ableben seinen Abschluss gefunden. Karlheinz Ritter von Traitteur hat die Stadt Forchheim 29 Jahre regiert. Es war die Zeit, in der unsere Stadt aus der unmittelbaren Nachkriegszeit heraustrat und sich den Herausforderungen einer sich verändernden Welt stellen musste.“
Nöth erinnerte sich: „Karlheinz Ritter von Traitteur wurde am 28. April 1961 im Alter von 36 Jahren zum Oberbürgermeister der kreisfreien Stadt Forchheim gewählt.“ Er habe damit die Nachfolge von Andreas Steinmetz angetreten, der nach 13-jähriger Amtszeit nicht mehr zur Verfügung stand. Auf der Suche nach einem neuen Kandidaten sei man im örtlichen Landratsamt fündig geworden: „Hier bekleidete seit 1953 ein sympathischer junger Mann mit gewinnendem Lachen die Stelle des juristischen Staatsbeamten. In seiner Person vereinigten sich angeborener Charme mit fachlicher Kompetenz.“
Nöth weiter: „Der Auserwählte war kein Forchheimer. Nach der Geburt in Waldsassen kam er mit seiner Familie 1933 nach Bamberg. Noch als Jugendlicher geriet er in die Schrecken des 2. Weltkriegs, dessen Ende er als Leutnant und in kurzer amerikanischer Kriegsgefangenschaft erlebte. Zwei Ereignisse sollten das politische Denken und Wirken des jungen Karlheinz für immer prägen. Das war einmal die Pogromnacht 1939, in der der 14-jährige Schüler die brennende Bamberger Synagoge und die Ausschreitungen der Nazis gegen die jüdische Gemeinde hautnah erleben musste. Und es war der Kriegstod des fünf Jahre älteren Bruders.“
Aufbruch in eine neue Wirtschafts- und Industriestruktur
Zu den Aufgaben, denen sich Traitteur zu stellen gehabt habe, gehörten die Weiterentwicklung des Krankenhauses, der Neubau der Kläranlage, die Verkehrsumgehung der Innenstadt der Bau der Tiefgarage und des Parkhauses am Kronengarten. Unter Traitteurs Führung habe Siemens seine ersten Schritte in Forchheim vollziehen können. Dies sei der Aufbruch in eine neue Wirtschafts- und Industriestruktur gewesen.
„Zum 1. Mai 1990 schied Karlheinz Ritter von Traitteur aus dem Amt“, sagte Nöth weiter. „Eine kommunale Epoche war zu Ende gegangen, die von der Persönlichkeit des Amtsinhabers, aber auch von unserer Partei geprägt war. Die Ära Traitteur war eine Zeit städtischen Zusammenhalts, gegenseitigen Verstehens und Respekts über Parteien und Fraktionen hinweg. Gegensätze in der Sache änderten nichts am gemeinsamen Ziel, unsere geliebte Stadt voranzubringen.“