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Fortsetzung folgt?
Tschüss Kulmbach! Wie die Zeit vor Ort die Redaktion prägte
Mein-Kulmbach Fazit
Ein bewegtes halbes Jahr hat die Mein-Kulmbach-Redaktion mit dem Kreis Kulmbach verbracht. // GDMpro S.R.O./AdobeStock ; Grafik: Maximilian Arnold
Landkreis Kulmbach – Die Lehrredaktion setzt die Segel und verabschiedet sich erstmal von Mein-Kulmbach. Spannende Menschen, unbekannte Orte - die Redakteure berichten, was sie aus den vergangenen sechs Monaten mitnehmen.

Im September vergangenen Jahres fing alles an: Mein-Kulmbach hat ein halbes Jahr lang über besondere Menschen und außergewöhnlich Orte im Landkreis Kulmbach berichtet. Nun verabschieden wir uns, denn die Lehrredaktion legt auf unbestimmte Zeit eine Pause ein. 

Der Name war Programm: „Mein-Kulmbach“ zeigte, was die Region Kulmbach lebenswert macht, zeigte Menschen, die mit ihren Leidenschaften ihr Umfeld entscheidend mitgestalten. Wir hoffen, Leserinnen und Leser haben in unseren Berichten etwas von ihrem Kulmbach dabei wiederentdeckt. Alle veröffentlichten Recherchen finden Sie auf dieser Website. 

Das Team von Mein-Kulmbach verabschiedet sich – Das sind die Perspektiven der Redaktionsmitglieder 

Gina Baumgartl 

Gina Baumgartl, Redaktionsvolontärin, www.fraenkischertag.de
Gina Baumgartl // Gina Baumgartl

Die Monate in der Mein-Kulmbach-Redaktion waren intensiv und lehrreich für mich. Ich musste mich einigen redaktionellen Herausforderungen stellen: Wie finde ich Themen, wenn ich Kulmbach nicht kenne? Was gibt es in Kulmbach? Nachdem ich durch Wälder gewandert bin, Gastronomien, Sportplätze und Kirchen erkundet habe, muss ich festhalten: Kulmbach hat eine ganze Menge zu bieten. 
Ich habe zwar leider nicht den schönsten Sportplatz der Region gekürt, aber dafür habe ich „Willi“ kennengelernt. Ein kleiner gelber Kerl, der stets für einen gemähten Rasen sorgt. Nein, es geht nicht um den grimmigen Hausmeister Willie aus den Simpsons, sondern um den Mähroboter des BC Leuchau - meinem persönlichen Kulmbach-Highlight.  

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Jonas Christmann

Jonas Christmann
Jonas Christmann // Michael Busch

„Sagen, was ist“ – Rudolf Augstein

Dieser kurze Satz von Rudolf Augstein mag auf den ersten Blick ziemlich trivial wirken. Aber gerade im Zeitalter der Falschnachrichten und der Medienverdrossenheit könnten die Worte des Spiegel-Gründers nicht wichtiger sein.

Aber was hat Augsteins journalistisches Credo mit dem Projekt Mein-Kulmbach zu tun?

Keines der Redaktionsmitglieder ist ein gebürtiger Kulmbacher, die Wenigsten haben während ihrer noch jungen Laufbahn über den Landkreis Kulmbach berichtet. Deshalb war es zu Beginn nicht einfach, das richtige Thema und einen angemessenen Ton zu treffen. Jede Region hat einfach ihre Spezifika. Doch diese kurze Rückblende auf das Voloprojekt basiert auf keinen Groll über die eigenen Fehler, sondern auf Stolz. Stolz auf das, was wir recherchiert, getestet, geschmeckt und geschrieben haben. Egal, ob mein Porträt über die Bierpraline der Confiserie Esther, die veganen Probierreihen meiner Kollegin Riccarda Rascher oder Julian Megerles ganz persönliche Vogelperspektive auf das Land zwischen Schloss Thurnau und Fichtelsee  – die Artikelauswahl kann sich durchaus sehen lassen.

Um so ärgerlicher ist es, dass die Listenlänge der noch ausstehenden Themen die Distanz zwischen der Plassenburg und dem Kulmbacher Bahnhof überschreitet. Sei’s drum, wie sagt man in den nördlichen Zipfeln Oberfrankens: "Had scho gebassd!"

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Tobias Götz

Tobias Götz, Redaktionsvolontär, www.coburgertageblatt.de
Tobias Götz // Michael Busch

„Der Abschied ist gekommen, ich glaub’ ich füg’ mich niemals drein!“ 

Mein-Kulmbach war eine spannende Herausforderung für mich. Gerade einmal zwei Monate im Volontariat und schon heißt es: Eigene Themen finden, eigene Termine vereinbaren und auch ein Stück weit eigene Verantwortung für Texte und Inhalte übernehmen. Das war mir dank meines Starts in meiner eigentlichen Redaktion (dem Coburger Tageblatt) nicht mehr ganz so fremd – fremd war mir dafür aber umso mehr die Region Kulmbach.

Doch ich habe Stadt und auch Landkreis ganz anders kennengelernt, als ich es erwartet hätte. Ich war anfangs skeptisch gegenüber dem Projekt und habe dann spannende Menschen und Orte gefunden. Beispielsweise bin ich kurz vor Weihnachten über den Naturlehrpfad auf dem Rehberg gestiefelt, weil wir Beiträge fürs neue Jahr gebraucht haben und habe einen wundervollen Spaziergang entdeckt, der selbst in Kulmbach noch viel zu oft als Geheimtipp gilt.

Auf dem Weg zum Rehberg wiederum habe ich die „Drei Steine“ gesehen und in der Tourist-Information samt Stadtarchiv nachgefragt, was es mit denen auf sich hat. Daraus hat sich wiederum eine neue Story rund um die Tourist-Information ergeben. Das ist auch das, was ich von der Lehrredaktion an erster Stelle mitnehme: Sobald man sich mit einer Region länger beschäftigt, sich auf sie einlässt, offen mit den Menschen dort spricht und auch links und rechts die Augen offen hält, gibt es immer was Spannendes zu erzählen oder zu berichten.

Und das ist auch das Schöne an dem Job und das war das Schöne an dieser Lehrredaktion abseits meiner Heimatredaktion in Coburg, in die ich wiederum viele Erfahrungen aus der Lehrredaktion mitnehmen werde. 

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Milena Meder

Milena Meder Mein-Kulmbach
Milena Meder // Peter Stürzenberger

„Veränderungen sind am Anfang schwer, in der Mitte chaotisch und am Ende wunderbar.“ (Robin Sharma)

Im August 2024 ging es für mich gemeinsam mit meinen Volo-Kolleginnen und -Kollegen das erste Mal nach Kulmbach. Zugegeben: Ich war anfangs recht skeptisch. 150 Kilometer von meiner Heimatstadt entfernt Lokaljournalismus machen – wie soll das nur gehen? 

Es stellt sich allerdings heraus: Je mehr ich mich mit Kulmbach beschäftigte und über die Stadt und den Landkreis erfuhr, desto begeisterter wurde ich. Wer etwas sucht, findet in der Natur Kulmbachs jede Menge schöne, ruhige Ecken. Auch das ein oder andere märchenhafte Plätzchen bleibt einem mit etwas Geduld und Ausdauer nicht verborgen.  

Mein persönliches Highlight war allerdings die Begegnung mit Hans, Franz, Fritz, Konrad und Hans-Günter. Die fünf flauschigen Alpakas von Helen Ströbel aus Kirchleus haben mein Herz sofort erobert. Also: Auch wenn unsere Zeit mit Mein-Kulmbach nun zu Ende geht, ganz los haben mich die Kulmbacher noch nicht. Sicher werde ich meinen fünf tierischen Freunden nochmal einen Besuch abstatten und danach meinen Blick ein letztes Mal von der Plassenburg aus über die Stadt schweifen lassen. 

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Julian Megerle

Julian Megerle
Julian Megerle // Michael Busch

„Jedem Anfang liegt ein Zauber inne.“ (Heinrich Heine)

Wie schnell doch die Zeit vergeht: Als erster Redaktionsleiter von „Mein-Kulmbach“ lagen neben der Organisation der Termine vor allem die Fragen auf dem Tisch: Wie können wir mit unserem neuen Angebot sichtbar werden? Wie gelingt die Ansprache? Und vorallem: Wer sind wir als Redaktion? Nach einem halben Jahr lässt sich festhalten: Wir hatten den großen Luxus, diese Fragen nicht nur anzuschneiden sondern ausgiebig zu diskutieren und umzusetzen. Da ist – wahrscheinlich bei jedem Redaktionsmitglied – ein gutes Stück Stolz dabei. 

Die Bewegung in der Redaktion steht auf der einen Seite. Auf der anderen Seite hat mich auch der Landkreis Kulmbach selbst bewegt: Ob auf den mehreren Rad-Touren und ihren Tücken, beim Mitflug mit Hobbypilot Marco Hanftoder auch im Gespräch mit dem Ehepaar Gremer, das sich trotz Gehörlosigkeit souverän durchs Leben und über den halben Globus bewegt hat

Die Redaktion hat zu Beginn vesprochen „nach spannenden Geschichten im Kreis Kulmbach zu graben“. Ob dieses Versprechen eingelöst wurde, müssen die Leserinnen und Leser entscheiden. Was Mein-Kulmbach auf jeden Fall geschafft hat: ein Team von Volos zu zusammenzuschweißen, das sich vieles angeeignet hat, um guten (Lokal)-Journalismus machen zu können. 

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Nikolas Pfannenmüller

Nikolas Pfannenmüller, Redaktionsvolontär, www.fraenkischertag.de
Nikolas Pfannenmüller // Michael Busch

Unbekanntes Terrain: Wie Kulmbach meine Skepsis verschwinden ließ

Als die Lehrredaktion startete, war ich mehr als skeptisch. Keiner von uns kannte sich in der Region Kulmbach aus. Bei unserem gemeinsamen Besuch im August 2024 stand ich das erste Mal auf der Plassenburg, ließ das erste Mal meinen Blick über den Marktplatz Kulmbach schweifen und war überrascht von der Schönheit Thurnaus, einem beschaulichen Ort im Landkreis Kulmbach.

Meine Skepsis legte sich, je mehr ich über Kulmbach erfuhr. Mein persönliches Highlight war die zufällige Begegnung mit Jürgen Lauterbach, dessen zwei Hunde nicht unterschiedlicher sein könnten. Auch die Gespräche mit Heidi Tutino und Mechy D'Aiello, die in Thurnaus Partnerstadt Positano leben, werde ich in guter Erinnerung behalten. Leider konnte mein Vorschlag, die Lehrredaktion nach Positano zu bringen, bisher (noch) nicht umgesetzt werden.

Es gibt mehrere Themen, die ich gern noch angepackt hätte: Porträts von den Jahrgangsbesten der Hans-Wilsdorf-Berufsschule, die jährlich eine wertvolle Rolex-Uhr verleiht. Oder ein Besuch der Tankstelle Ott in Marktleugast, wo der Tankwart auf die Leiter steigt, um die Preise für Super, Super Plus und Diesel von Hand zu verändern.

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Riccarda Rascher

Riccarda Rascher, Redaktionsvolontärin, www.saale-zeitung.de
Riccarda Rascher // Michael Busch

„Menschen sind ein Mosaik aus allem, was sie kennengelernt haben“

Kaum zwei Monate im Volo dabei, hieß es: „Wir machen ein neues Projekt, eine eigene Lehrwerkstatt. Mit eigenen Texten und Themen, sechsmal die Woche. Für diese Idee gibt es wenig Vorbilder in Deutschland, das ist was Neues.“ Da war ich zwar neugierig, aber zugegeben nicht optimistisch. Und dann noch, als Volo der Saale Zeitung, im 140 Kilometer entfernten Kulmbach.

Aber ich war schnell bekehrt, als Hobbybäckerin habe ich meinen Zugang zur Bierhauptstadt über Rezepte gefunden. Wer hätte gedacht, dass Kulmbach neben Bier noch so viele Schätze zu bieten hat? Kulmbacher Butterbrote und der Schwarzbrotpudding aus „Zünftig Kochen in Kulmbach“ werden in mein Repertoire für den Winter aufgenommen und werden zukünftig ein weiterer Mosaikstein sein, der mich in meinem Leben begleitet. 

Danke an unsere Leser und Leserinnen, ich hoffe Sie hatten so viel Spaß beim Anschauen der Kochvideos, wie ich beim Backen! 

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Adelheid Wagner

Adelheid Wagner
Adelheid Wagner // Tobias Kabitz

Die fränkische Perle am Main

Was ist mein „Mein-Kulmbach“? Kulmbach war logistisch gesehen ein kleines bisschen unpraktisch weit weg. Auf anderen Ebenen war unsere Volontärsredaktion wunderbar autonom. Als Resultat haben wir eine beachtliche Bandbreite unterschiedlichster Themen bearbeitet, von klitzekleinen oder riesengroßen und wahnsinnig herzerwärmenden Kulmbacher Tierchen bis hin zu intensiven Erklärtexten zur Wahl

Für mich, die vorerst als letzte die Rolle der Redaktionsleitung innehatte, steht fest: Die Erfahrung wäre eine psychologische Analyse wert. Man lernt auf einmal sein eigenes Führungspotential kennen. Durchaus eine Frage wert, wenn man feststellt, dass man sich gegenüber seinen Schäfchen, passender noch seinen Alpakas, auf einmal ungewollt so anhört, wie die eigenen Eltern. Hopsas.

Beim letzten mentalen Spaziergang durch Kulmbach, bestätigt sich für mich, dass es darauf ankommt, zu zeigen, was Menschen vor Ort ausmacht und ihnen wichtig ist. Das ist Lokaljournalismus. Mach's gut Kulmbach. Du warst für mich die unerwartete fränkische Perle auf dem Boden des Bierkrugs.


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