Während viele Vereine mit rückläufigen Mitgliederzahlen zu kämpfen haben, schießen die beim Turnvereine Weidhausen (TVW) durch die Decke. Zum 1. Januar hatte der TVW 1010 Mitglieder, zwischenzeitlich sind es 613 weibliche und 417 männliche.
Unter den „Dorfvereinen“ ist der TVW der größte im Landkreis. Nur vier Stadtvereine aus Coburg, Rödental und Neustadt bei Coburg sind größer. Mit dem Erreichen der 1000er-Marke können sich die Mitglieder auch auf etwas Besonderes freuen, denn in wenigen Wochen gibt es nämlich ein eigenes Sticker-Sammelalbum des TVW.
Wie kam es zu dem Erfolg?
Doch was macht diesen Erfolg aus und was macht die TVW-Familie anders, um einen solchen Zulauf zu haben? Vorsitzender André Faber hat darauf eine einfache Erklärung: „Wir haben uns nie an Mitgliederzahlen geklammert oder anhand ‚pauschaler Mitgliederentwicklung‘ unser Handeln ausgerichtet“. Auch bie leichten Rückgängen hat der Verein individuelle Strategien für seine Abteilungen entwickelt.
Ein Beispiel ist der Handball: Nach 100 Jahren Handball im Verein wurde 2022 der Schritt weg von der Eigenständigkeit hin zur Gründung der HSG Weidhausen-Ebersdorf (Handballspielgemeinschaft) gemacht. „Seitdem haben wir hier wieder einen Aufwärtstrend bei der Mitgliederentwicklung“, betont er.
Auch in der Sparte „Tennis“ gab es in den letzten Jahren immer weniger Aktive. Die „Herren 40“ gingen deshalb mit dem TC Sonnefeld eine Spielgemeinschaft ein. Wie die weitere Entwicklung ist, wird beobachtet, um gegebenenfalls erneut zu reagieren.
Seit vielen Jahren steigt beim Tanzsport das Interesse, was sich auch auf das Engagement positiv auswirkte und weitere Übungsleiterinnen bescherte. Der Zuwachs war so stark, dass der Tanzsport aus der Turnabteilung, die im TVW die größte ist, ausgegliedert und eine eigene mit separater Leitung gegründet wurde.
Wie beim Tanzsport, ist im Turnen der Zuwachs stark, sodass es viele engagierte zusätzliche Übungsleiter gibt. Derzeit verfügt der Verein über rund 50 Übungsleiter. Ein Viertel hat eine Lizenz. Im Laufe des Jahres wird eine Handvoll weiterer lizenzierter Übungsleiter dazu kommen.
Schlüssel zum Erfolg
Vor 65 Jahren kam Hartmut Preiser zum TVW und engagiert sich dort seit einem halben Jahrhundert. Er ist zweiter Vorsitzender und Kassier, was mit viel Zeit und Engagement verbunden ist. „Was mich heute noch beflügelt ist, dass meine Frau Sonja seit 2002 Leiterin der Tennisabteilung ist und 2011 unsere Tochter Melanie die Abteilungsleitung Turnen inne hat“, erzählt Hartmut Preiser. Er hat keine Bedenken, was die positive Weiterentwicklung des Vereins angeht. Voraussetzung sei es allerdings, dass sich immer wieder ehrenamtliche Mitstreiter finden, vor allem im sportlichen Bereich. „Was nutzt eine optimale Vereinsführung, wenn es sportlich hapert?“, erklärt er weiter.
Nach über 160 Jahren Vereinsgeschichte ist der TVW immer noch bodenständig. „Mitglieder bleiben sehr bescheiden, egal in welcher Sparte und egal bei welchem Erfolg“, betont der. Erwartungshaltungen gibt es kaum, dafür aber viel Anerkennung für das, was der Verein möglich macht. Besonders Beeindruckend ist, dass trotz der Größe des Vereins wird der TVW vollständig ehrenamtlich geführt, ohne Geschäftsstelle oder bezahlte Kräfte. Auch örtliche Unternehmen und die Gemeinde unterstützen den Verein im Rahmen ihrer Möglichkeiten.
TVW Mitglieder bleiben treu
Viele Mitgleider bleiben dem TVW ein Leben lang treu, so wie Fred Engel, geboren 1931. „In meiner Jugend war ich ein paar Jahre als Turner aktiv“, erzählt er. Damals wurde im Saal des Vereinslokals „Goldenes Eichhorn“ am Pferd geturnt und Freiübungen gemacht. Fred Engel war zwar nicht lange aktiv, nach über 80 Jahren ist er aber noch immer dem TVW als passives Mitglied treu verbunden.
Wie geht es weiter?
Im Verein läuft es rund und trotzdem lehnen sich die Verantwortlichen nicht zurück. Künftig soll das Angebot für Senioren weiter ausgebaut werden. Auch Sanierungsmaßnahmen stehen an. Zudem sucht der Verein nach Alternativen für Sportstätte.