Mit neuen Köpfen an der Spitze möchte die Haba-Familygroup raus aus der Krise. Am Donnerstag wurde bekanntgegeben, dass Mario Wilhelm bereits im Mai die Geschäftsführung übernommen hat. Außerdem werde Stefanie Frieß (45) künftig den Geschäftsbereich Vertrieb und Marketing verantworten. Komplettiert wird die neue Führungsebene von Sabine Habermaass, die weiterhin als geschäftsführende Gesellschafterin fungiert.
In einer Pressemitteilung wird Mario Wilhelm mit sehr klaren Aussagen zitiert. So heißt es etwa: „In den vergangenen Jahren wurden einige Entscheidungen getroffen, die sich im Nachhinein als falsch herausgestellt haben. Das müssen wir uns eingestehen. Wir sind dabei, diese nunmehr zu korrigieren mit dem Ziel, unser Unternehmen zukunftsfähig für die nächsten Jahre zu machen.“
Auswirkungen von Corona?
In der vergangenen Woche war bekanntgeworden, dass der Spielwarenhersteller in finanzielle Schieflage geraten ist. Ein „massiver Personalabbau“ wurde auf Tageblatt-Anfrage bestätigt. Mit rund 1800 Beschäftigten ist die Haba-Familygroup der größte Arbeitgeber im Landkreis Coburg. Spekuliert wird, dass am Standort Bad Rodach jeder dritte Arbeitsplatz in Gefahr sein könnte. Konkrete Zahlen soll es erst im August geben.
Als Ursache für die Krise wurde von Haba ein starker Umsatzeinbruch im Endkundengeschäft genannt. Der wiederum soll durch Probleme mit einer neuen Software ausgelöst worden sein. Denn das Onlinegeschäft, das für Haba von existenzieller Bedeutung ist, funktionierte dadurch phasenweise nicht.
In der aktuellen Pressemitteilung werden als weiteres Problem die „schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen als Auswirkungen der Covid-Pandemie“ genannt. Mario Wilhelm erklärt dazu: „Die wirtschaftlichen Herausforderungen haben uns als Familienunternehmen in fast jeder Hinsicht stark getroffen.“ Doch er gibt sich zuversichtlich, das Ruder herumreißen zu können: „Wir richten unseren Kurs aktuell neu aus, um bestmöglich auf diese großen Herausforderungen reagieren zu können.“
Lob für Zusammenhalt in Belegschaft
Auch Stefanie Frieß wird in der Pressemitteilung zitiert. Sie räumt ein, dass die derzeitigen Rahmenbedingungen „schwierig“ seien. Doch das Team stehe „enger denn je zusammen“. Diesen Zusammenhalt in der Belegschaft bezeichnet Stefanie Frieß gar als „fantastisch“.
Aber wie genau soll jetzt die Wende gelingen? Wie Stefanie Frieß ankündigt, wolle man sich nun auf das konzentrieren, „was uns in den vergangenen Jahrzehnten stark gemacht hat“. Denn: „In jedem einzelnen Produkt stecken so viel Erfahrung, Leidenschaft und Kreativität.“ Diese Aussage deckt sich mit einer Einschätzung von Steffen Kahnt. Der Geschäftsführer des Bundesverbands des Spielwaren-Einzelhandels hatte in einem Interview mit dem Coburger Tageblatt gesagt: „Produkte von Haba haben Potenzial, und deshalb gibt es auch einen Markt für Haba-Produkte.“ Deshalb sehe er „gute Chancen“ für das Unternehmen, wenn die jetzt in Angriff genommene Neustrukturierung gelinge.
Auftragslage macht Mut
Stefanie Frieß schöpft ihre Zuversicht offenbar auch aus konkreten Zahlen. So wird sie in der Pressemitteilung noch wie folgt zitiert: „Nachdem wir in den ersten Monaten des Jahres einige Lieferschwierigkeiten hatten, macht mir gerade der aktuelle Auftragseingang viel Mut – es geht in die richtige Richtung und zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“
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