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Beratung und Unterstützung
Wo Pflegende in Kulmbach Hilfe erhalten
Silvia Bauernfeind in einem Beratungsgespräch
Silvia Bauernfeind in einem Beratungsgespräch // Awo Kulmbach
Signet des Fränkischen Tags von Redaktion Fränkischer Tag
Kulmbach – Die Arbeiterwohlfahrt hat verschiedene Stellen, die Angehörige unterstützen. Zwei Mitarbeiterinnen berichten.

Sabine Streng, gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin und ausgebildete Pflegeberaterin, ist im Awo-Kreisverband in der Pflegeberatung tätig. Was ihre Unterstützung umfasst, verrät sie im Interview.

Seit wann kümmern Sie sich um den Dienst der Pflegeberatung bei der Awo?

Seit 18 Jahren bin ich im Rahmen der Pflegeberatung bei der Awo beschäftigt. Die Pflegeberatung ist für Pflegebedürftige, die zu Hause gepflegt werden, und findet regelmäßig statt. Pflegebedürftige mit dem Grad 2 und 3 müssen halbjährlich einen Termin wahrnehmen. Wer in Grad 4 und 5 eingestuft ist, vierteljährlich. Pflegebedürftige mit Pflegegrad 1 können das Angebot freiwillig in Anspruch nehmen.

Sabine Streng
Sabine Streng // Awo Kulmbach

Mit welchen Fragen kommen die Angehörigen auf Sie zu?

Viele Menschen sind sehr aufgeregt. Der Pflegegrad wird festgestellt und somit kommt gleich die Aufforderung, dass regelmäßige Beratungsbesuche stattfinden müssen. Dann erkläre ich erstmal: Ich bin nicht hier, um Sie zu kontrollieren, sondern um Sie an die Hand zu nehmen und Unterstützung zu leisten. Da kommen dann Fragen auf wie: Ist der eingestufte Pflegegrad der richtige? Könnte Entlastung durch unsere Sozialstation in der Caspar-Fischer-Straße geschaffen werden? Oder könnte eventuell ein Besuch in der Tagespflege den Pflegealltag erleichtern?


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Auch praktische Hilfen für den Patienten und deren Angehörige spreche ich oft an. Dazu bieten wir auch Pflegekurse an. Oft stellt sich die Frage einer Umbaumaßnahme – welche Förderungen gäbe es? Die Beratung findet aber nicht nur statt, wenn Personen bereits einen Pflegegrad haben, sondern auch im Voraus - da ist es wichtig, aufzuklären, was man überhaupt erfüllen muss, um eingestuft zu werden, und wie man es angeht.

Was passiert, wenn Sie feststellen, das Zuhause passt nicht zur Pflege eines Menschen?

Das ist nur selten der Fall. Aber das ein oder andere Mal musste ich auch den Medizinischen Dienst einschalten. Die Kontrollen und Besuche dienen dem Wohle des Menschen, der gepflegt wird. Der Dienst soll kontrollieren, beschützen, begleiten und Angst nehmen. Das schaffen wir durch unser gutes Netzwerk bei der Awo sehr gut.

Wie viele Menschen betreuen Sie im Schnitt?

Meistens um die 150, mal etwas mehr, mal etwas weniger. Die Menschen nehmen meine Unterstützung gerne in Anspruch. Durch meine langjährige Erfahrung weiß ich, worauf die Menschen Anspruch haben. Ein häufiger Fall ist die Verhinderungspflege, von der viele nichts wissen. Wenn ich als Angehörige jemanden zu Hause pflege und ich selbst verhindert bin, dann bekommen die Personen, die für mich einspringen und sich kümmern, Geld für die Pflege.

Welche Rückmeldungen bekommen Sie in Ihrem Alltag von den Menschen, die sie begleiten?

Wenn man Menschen über Jahre begleitet, entsteht da natürlich eine Verbindung, bis hin zu Freundschaften. Die Kunden sind dankbar, dass sie in einer sowieso schon belastenden Situation Unterstützung bekommen und sich nicht noch mit Paragrafen und Gesetzen auseinandersetzen müssen. Ich bin da, um zu helfen, zu unterstützen, zu beraten und zu begleiten.

Inwieweit stoßen Angehörige, die Sie begleiten, an Ihre Grenzen?

Man muss sich immer daran erinnern: Angehörige, die zu Hause pflegen, machen diesen Job 24 Stunden an sieben Tagen die Woche. Das ist nicht nur eine körperliche, sondern auch eine psychische und emotionale Belastung. Wir versuchen auch da zu beraten, wenn wir sehen, dass es sinnvoller wäre, Menschen in ein Pflegeheim zu geben.

Seit 2000 gibt es im Awo-Kreisverband den Beratungs- und Betreuungsdienst für pflegende Angehörige. Ansprechpartnerin ist Sozialpädagogin Silvia Bauernfeind. Sie weiß, mit welchen Fragen, Sorgen oder Ängsten Menschen zu ihr kommen, und berät zu Themen wie Wohnen zu Hause, Leistungen der Pflegeversicherung oder Aufbau eines Versorgungsnetzes für pflegebedürftige Menschen.

Wie sind Sie dazu gekommen, pflegende Angehörige zu beraten?

Ich arbeite seit fast 20 Jahren in der sozialen Betreuung der stationären Altenhilfe der Awo Kulmbach. Seit Mai 2010 bin zusätzlich auch als Ansprechpartnerin im Bereich Beratungs- und Betreuungsdienst für pflegende Angehörige tätig. Bereits während meines Studiums der sozialen Arbeit habe ich mich mit verschiedenen Aspekten der Thematik befasst und mich gefreut, mein Arbeitsgebiet um diesen Bereich erweitern zu können.

Mit welchen Fragen kommen die Menschen konkret auf Sie zu?

Die Fragen beziehen sich auf Unterstützungsmöglichkeiten in der häuslichen Pflegesituation, auf Leistungen der Pflegeversicherung, der Einstufung in einen Pflegegrad. Auch kommen oft Fragen zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege und den Herausforderungen einer Demenzerkrankung sowie Fragen nach Kurzzeit- und Pflegeplätzen.

Wie viele Menschen betreuen Sie?

Im Schnitt betreue ich rund 30 Personen. Darin sind längerfristige Begleitungen wie auch vorübergehende kürzere Beratungskontakte eingerechnet.

Welche Rückmeldungen bekommen Sie von den Angehörigen?

Betroffene bedanken sich immer, eine Anlaufstelle wie den Beratungs- und Betreuungsdienst zu haben. Es sei schwer, im „Pflegedschungel“ den Überblick zu behalten. Neben der eigentlichen Pflege gibt es sehr viel zu regeln und zu organisieren. Oft höre ich, es habe einfach gutgetan, dass da jemand ist, der zuhört und die Sorgen und Nöte versteht.

Kontakt

Silvia Bauernfeind, Beratungs- und Betreuungsdienst pflegender Angehöriger, Obere Stadt 36, 95326 Kulmbach, Telefon: 09221/ 9569-32, Fax: 09221 9569-22

E-Mail: bbd@awo-ku.de

Sabine Streng, Pflegeberatung, Caspar-Fischer-Str. 28, 95326 Kulmbach, Telefon: 09221/6701-14, Fax: 09221 6701-40, E-Mail: sabine.streng@awo-ku.de

Ingrid Wagner, Mehrgenerationenhaus Mainleus (Awo-Bürgerzentrum), Mühlstraße 3, 95336 Mainleus, Telefon: 09229/ 975075, Fax: 09229/ 975080, E-Mail: mehrgenerationen@awo-ku.de

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