Auch die Feuerwehr braucht junge Nachwuchskräfte.
Auch die Feuerwehr braucht junge Nachwuchskräfte. // Roland Dietz/Archiv
Jörg Pachale (links) hatte für den Kreisbrandrat Stefan Püls eine besondere Überraschung parat – er konnte schon jetzt die neuen Rollups für die Ausbildung zu Vegetationsbränden überreichen.
Jörg Pachale (links) hatte für den Kreisbrandrat Stefan Püls eine besondere Überraschung parat – er konnte schon jetzt die neuen Rollups für die Ausbildung zu Vegetationsbränden überreichen. // Michael Stelzner
Feuerwehr-Nachwuchs dringend gesucht
Signet des Fränkischen Tags von Michael Stelzner Fränkischer Tag

Trotz steigender Zahlen in den Kinderfeuerwehren hat der Landkreis Schwierigkeiten, ausreichend aktive Feuerwehrkräfte zu erhalten. Gute Nachrichten gibt es aber bei den Feuerwehrfrauen.

 //  Niederfüllbach
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Die Aktiven in den Landkreisfeuerwehren werden immer weniger. „Wir haben einen deutlichen Einbruch zu verzeichnen“, so Kreisbandrat (KBR) Stefan Püls in seinem einstündigen Rechenschaftsbericht bei der Kommandantentagung in Niederfüllbach, die in der Emil-Kirchner-Halle stattfand. Man kann zurzeit auf 2676 Feuerwehrdienstleistende in den 98 Feuerwehren, darunter sind zwei Werkfeuerwehren, im Landkreis bauen. Leider könne man mit den Kinder- und Jugendfeuerwehren diesen Trend nicht vollumfänglich abfangen, um die altersbedingten und sonstigen Abgänge zu kompensieren.

Hier gibt es alle Infos über die Feuerwehr im Landkreis

Ehrungen bei der Feuerwehr (von links): Bastian Büttner, Landrat Sebastian Straubel, Ehrenkreisbandmeister Bernd Schultheiß, Martin Heidl, Ehrenkreisbrandmeister Manfred Brückner, KBR Stefan Püls und Rainer Engelhardt.
Ehrungen bei der Feuerwehr (von links): Bastian Büttner, Landrat Sebastian Straubel, Ehrenkreisbandmeister Bernd Schultheiß, Martin Heidl, Ehrenkreisbrandmeister Manfred Brückner, KBR Stefan Püls und Rainer Engelhardt. // Michael Stelzner

Stefan Püls rief alle Führungskräfte dazu auf, die Arbeit der Feuerwehren nach außen positiv darzustellen, verbunden mit einem Gemeinschaftssinn in den Feuerwehren. Dabei erwähnte er die „Lange Nacht der Feuerwehren und die Übungen zur Brandschutzwoche“, die eine gute Werbung darstellen. Voraussichtlich müsse man zwei Feuerwehren aufgrund von Mitgliedermangel in diesem Jahr aufgeben, bedauerte Püls. Er rief den Landfeuerwehrverband dazu auf, mehr zu tun als nur Plakate und Flyer. Aber auch die Mitglieder und die Führungskräfte müssen die Bürger in ihren Orten persönlich ansprechen und sie für den Feuerwehrdienst in der Feuerwehr vor Ort motivieren. Dabei sollte man aufzeigen, dass Ehrenamt auch Spaß machen kann, und den starken Zusammenhalt in der Feuerwehr darstellen.

Mehr Frauen in der Feuerwehr

Im Landkreis habe man über 87.000 Einwohner, für den Brandschutz engagieren sich allerdings nur 2676 Bürger. Man müsse spürbare Anreize für das Ehrenamt schaffen, er sprach hier die Feuerwehrrente an. Aber es müsse Anreize geben, die jetzt greifen.

Erfreut zeigte sich der oberste Brandschützer allerdings, dass die Zahl der Feuerwehrfrauen steigt. Ende 2024 waren 397 Frauen in den Wehren aktiv. Der Trend gehe in die richtige Richtung. Dabei ging er auch auf die Gemeinschaftsübung der Feuerwehrfrauen in Lautertal, an der 40 Frauen aus 15 Feuerwehren teilgenommen haben, ein. In diesem Jahr wird es einen Workshop in Kaltenbrunn geben.

Nachwuchsgewinnung forcieren

Erfreulich sei auch die steigende Mitgliederzahl bei den Kinderfeuerwehren, so sind in den 30 Kinderfeuerwehren im Landkreis 490 Kinder aktiv. Die Kinderfeuerwehren sind eine sehr gute Möglichkeit für die Nachwuchsgewinnung. Die steigenden Zahlen der 38 Übertritte in die Jugendfeuerwehr belegen dies. Er ging auf die verschiedenen Aktivitäten in den Kinderfeuerwehren ein.

Weiterhin rief er die Feuerwehren ohne Kinderfeuerwehr auf, sich mit diesem Nachwuchsmodell zu beschäftigen und eventuell eine Kinderfeuerwehr ins Leben zu rufen. Auch in den Jugendfeuerwehren im Landkreis wird gute Arbeit geleistet, so konnten 41 Übertritte in die Aktive Wehr verzeichnet werden und die Anzahl der Jugendgruppen um zwei gesteigert werden, so kann man auf 71 Jugendgruppen, worin 413 Jugendliche aktiv sind, bauen. Er ging auf die verschiedenen Wettbewerbe der Jugendgruppen ein. „Wo keine Kinder- und Jugendfeuerwehr ist, bangen wir um die Feuerwehr vor Ort“, stellte Püls fest.

Im vergangenen Jahr rückten die Feuerwehren zu verschiedenen Unglücksfällen insgesamt 1523 Mal aus. Darunter waren 549 Brandeinsätze und 170 Fehlalarmierungen. Auf den Straßen und Autobahnen standen hauptsächlich Verbrenner in Flammen. Auch die Zahl der technischen Hilfeleistungen mit 834 sei leicht angestiegen, darunter war auch der Starkregen, wo die Einsatzkräfte hauptsächlich in Rottenbach und der Gemeinde Großheirath gefordert waren, wie auch bei Ölunfällen.

Spinnenjagd in Rödental

Herausfordernd und nicht alltäglich war das Retten eines Pferdes aus der Itz in Scherneck und die Spinnenjagd in Rödental. Die First Responder, die bei medizinischen Problemen Erste Hilfe leisten, rückten im vergangenen Jahr 163 Mal aus. Aufgrund der gestiegenen Brandeinsätze wird der Atemschutz bei der Feuerwehr unverzichtbar.

Stefan Püls ging auf verschiedene Brandeinsätze ein. Er bedauerte sehr, dass bei der Entwicklung der Atemschutzgeräteträger deutlich Luft nach oben sei. Er berichtete über die Atemschutzübungsanlage, die ertüchtigt werden soll. Ein weiterer Punkt war die Ausbildung der Feuerwehrkräfte im Landkreis. Dabei verwies er auf das umfangreiche Lehrgangsangebot des Kreisfeuerwehrverbandes und auf die verschiedenen Neuerungen. Püls berichtete auch über die gemeinsame Ausbildung mit der Feuerwehr Coburg und dem THW OV Coburg sowie mit der Bahn. Zudem verwies er auf den fachlichen Austausch zum Thema „Wenn auf der ICE-Strecke mal was passiert“ und erwähnte dabei die Großübung mit einem ICE im Tunnel.

Einsatzkräfte besser koordinieren

Im vergangenen Jahr wurden 182 Termine für Lehrgänge an Feuerschulen vergeben. Leider waren 26 Absagen zu verzeichnen, und 89 Plätze konnten nicht vergeben werden. In diesem Jahr wurden bereits 195 Termine für die Weiterbildungen an den Feuerwehrschulen vergeben. Leider haben 22 Wehrleute wieder abgesagt. 52 Termine konnten bis jetzt noch vergeben werden. Er verwies auf die Restplatzbörse.

Dem obersten Brandschützer des Landkreises fehlen im Lehrgangsangebot Fachlehrgänge für den vorbeugenden Brandschutz. Er informierte weiter über die Task Force Vegetationsbrände. Um die Einsatzkräfte besser zu koordinieren und die ILS bei Unwetterlagen zu entlasten, wurde eine Unterstützungsdienststelle, die sofort einsatzbereit sei und von der UG-ÖEL besetzt wird, in einem Schulungsraum der Atemschutzübungsanlage eingerichtet. Weiterhin berichtete Püls über das ABC-CBRN-Konzept (chemische, biologische, radiologische und nukleare Gefahren) sowie über das Hilfeleistungskontingent des Katastrophenschutzes. Im Bereich der Alarmierung wurden an die Aktiven in den Feuerwehren 1430 Pager verteilt. Die analoge Alarmierung wurde im vergangenen Jahr am 15. Oktober abgeschaltet. Auch der Ausbau der neuen Sirenenanlagen schreitet voran.

Der Landkreis hat rund zwei Millionen Euro in Fahrzeuge investiert, darunter die Drehleiter und die beiden TLF 4000, die von den Kommandanten bestaunt werden konnten. Stefan Püls rief dazu auf, Kompromisse bei der Beschaffung von Fahrzeugen aufgrund der angespannten Haushaltslage in den Kommunen einzugehen: „Das ist besser, als gar nichts zu erreichen.“ Er lobte auch die Unterstützung durch den KFV.

„Der Laden bei unseren Feuerwehren läuft“, so Landrat Sebastian Straubel in seinem Grußwort. Er ging auf die Anschaffungen des Landkreises mit Beteiligung der einzelnen Kommunen im Wert von rund 2 Millionen ein, die vor der Halle zu bestaunen waren. Damit sei man für außergewöhnliche Einsatzlagen bestens gerüstet.

Landrat: Noch keine Krise

Für Sebastian Straubel ist es noch keine Krise, dass die Zahlen der Einsatzkräfte auf unter 3000 gesunken sind. Er ist sehr optimistisch, dass die Angleichung der Feuerwehrdienstzeit an das Rentenalter von 67 Jahren kommen wird. Er rief dazu auf, auch über 65 Jahren der Feuerwehr treu zu bleiben und die Erfahrungen an die jüngere Generation weiterzugeben. Straubel lobte zudem die herausragende Arbeit in den Kinder- und Jugendfeuerwehren. Der Brandschutz ist eine kommunale Pflichtaufgabe und ohne Ehrenamt nicht zu finanzieren. Er erwähnte auch den kulturellen Beitrag der Feuerwehren.

„Wenn’s brennt, kommt die Feuerwehr“, so Bürgermeister Bastian Büttner in seinem Grußwort. Er ging dabei auf die Freiwilligkeit ein und zollte den Einsatzkräften großen Respekt.

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  • Sebastian Straubel
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