Melanie Becker, 41 Jahre alte Kommunalpolitikerin aus Coburg (Oberfranken), hat ihre Krebserkrankung öffentlich gemacht. In einem Gespräch mit dem Coburger Tageblatt war ihr dabei vor allem eine Botschaft wichtig: Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit hätte sich die Erkrankung vermeiden lassen.
Der bösartige Tumor, der bei Melanie Becker entdeckt worden ist, wurde ausgelöst durch eine sogenannte HPV-Infektion. Genau dagegen gibt es aber wirksame Impfstoffe. Doch die Coburgerin hatte sich nicht impfen lassen. Warum, das kann sie heute gar nicht mehr so genau erklären. Noch nicht einmal, als ihre große Tochter (heute 13 Jahre alt) diese Impfung erhielt, habe sie darüber nachgedacht. „Das war so weit weg!“
Empfehlung der Deutschen Krebsgesellschaft
Allen voran die Deutsche Krebsgesellschaft wirbt für eine Impfung. „Durch eine Impfung – die HPV-Impfung – gibt es seit einigen Jahren die Möglichkeit einer Prävention von HPV-assoziierten Krebserkrankungen", heißt es auf deren Internetseite.
HPV-Impfung: Das sagt ein Kinderarzt dazu
Der Coburger Kinderarzt Mathias Zimmer ist ebenfalls ein großer Befürworter von HPV-Impfungen. Zum einen deshalb, weil es sich bei den Erkrankungen, die von einer HPV-Infektion ausgelöst werden, sehr oft um aggressive Krebsarten handelt. Als besonders tragisch bezeichnet es Zimmer, dass vor allem junge Frauen um die 30 Jahre davon betroffen sind.
Ein weiteres Argument für die Impfung ist laut Mathias Zimmer die gute Verträglichkeit der Impfstoffe. „Wir verwenden den Impfstoff Gardasil 9.“ Dieser deckt - ebenso wie der Impfstoff Cervarix - die häufigsten und damit wichtigsten onkogenen HPV-Typen ab.
Impfung nicht nur für Mädchen wichtig!
Wichtig ist Mathias Zimmer noch folgender Hinweis: Die HPV-Impfung ist keineswegs nur bei Mädchen beziehungsweise jungen Frauen von großer Bedeutung, wie früher fälschlicherweise angenommen wurde. Denn: „Auch Männer können an einer HPV-Infektion erkranken. Außerdem können sie Infektionen übertragen."
Zimmers Einschätzung wird von der Ständigen Impfkommission (Stiko) gedeckt. Die Stiko hatte im Juni 2018 beschlossen, die HPV-Impfung auch für Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren zu empfehlen.
Warum gibt's keine Impfkampagne?
Sowohl von Mathias Zimmer als auch von der Deutschen Krebsgesellschaft wird ausdrücklich bedauert, dass es in Deutschland schon lange keine Kampagne mehr für HPV-Impfungen gab - weder von der Politik noch von der Pharmaindustrie.
Die Deutsche Krebsstiftung hat aber zusammen mit der „ohhh! Foundation" ein HPV-Impfprojekt gestartet. Auf der Internetseite heißt es dazu: „Das Erfolgsrezept und die Strukturen von ,Jugend gegen Aids' sollen dabei genutzt werden: zum Beispiel auch über Kooperationen mit Influencer*innen, um die Zielgruppe der jungen Menschen noch besser zu erreichen."
Lesen Sie auch: