Zwischen Pumuckl, Prince und Dürrenmatt: Bei der neuesten Auflage von „Straubs Musikladen“ wurde nicht nur viel getanzt, sondern auch über die Geschmäcker verschiedener Generationen gesprochen.
Als 2008 zum ersten Mal ein „Jugendwort des Jahres“ gekürt wurde, war Marten Straßenberg gerade mal zehn Jahre alt. Die Wahl fiel damals auf „Gammelfleischparty“ – als Bezeichnung für eine Party, an der Menschen teilnehmen, die schon etwas älter sind. Also über 30.
Wunderbares Veranstaltungsformat des Coburger Landestheaters
Heute ist der Regisseur Marten Straßenberg als „Millenial“ (auch „Generation Y“ genannt) immer noch so jung, dass er bei einer Ü30-Party keinen Einlass bekäme. Bei „Straubs Musikladen“ hingegen, diesem wunderbaren Veranstaltungsformat des Coburger Landestheaters, war er am Freitagabend sehr willkommen. Zusammen mit Schauspieldirektor Matthias Straub legte er mehr als vier Stunden lang Musik auf.
In erster Linie wurde natürlich wieder fleißig getanzt. Es gab aber auch viele gute Dialoge zwischen Straub und Straßenberg. Wichtigstes Thema: die unterschiedlichen Generationen, denen sie angehören – und zwar immer auch in Verbindung zur Musik. Ein paar Beispiele: 1965, als Matthias Straub geboren wurde, gründeten sich die Scorpions (damals noch unter dem Namen „Nameless“). Außerdem wurde Veronica Ferres geboren, die später am Landestheater Coburg ihre Schauspielkarriere startete. Abschied nehmen hieß es 1965 von Stan Laurel, Teil des legendären Komikerduos Laurel und Hardy, das im Deutschen den unglücklichen Namen „Dick und Doof“ verpasst bekam.
1998, als Marten Straßenberg geboren wurde, starb Falco. Die Band Silbermond gründete sich, und Gerhard Schröder wurde Bundeskanzler – in einer rot-grünen Bundesregierung, was wiederum dazu führte, dass „Rot-Grün“ zum „Wort des Jahres 1998“ gekürt wurde.
Snap, Wham, Tears for Fears, Prince
Aber zurück zu „Straubs Musikladen“: „Rhythm is a Dancer“ von Snap war ebenso dabei wie „Wake up before you go go“ (Wham), „Shout" (Tears for Fears“ oder „Purple Rain“ (Prince). Ja, es war schon erstaunlich, über welch guten und noch dazu breit gefächerten Musikgeschmack Matthias Straub und Marten Straßenberg verfügen.
Straubs Musikladen im Landestheater Coburg
Diese Fähigkeit, sich für vieles begeistern zu können, muss wohl am Beruf liegen. So hat ja Marten Straßenberg in der laufenden Spielzeit „Meister Eder und sein Pumuckl“ inszeniert. In der kommenden Spielzeit wird er für den „Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt verantwortlich zeichnen (Premiere am 3. Oktober 2025). Und Matthias Straub? Ließ es sich nicht nehmen, auch noch „Skandal im Sperrbezirk“ aufzulegen, in Erinnerung an eines seiner Meisterstücke am Landestheater Coburg: die von ihm selbst geschriebene und dann auch inszenierte „Spider Murphy Story“.
„Skandal im Sperrbezirk“ wurde 1981 veröffentlicht – da war Matthias Straub gerade mal 16, und an Marten Straßenberg war noch gar nicht zu denken. „Wort des Jahres“ war „Nulllösung“; damit wurde der vollständige Verzicht auf das Aufstellen zusätzlicher, neuer Waffensysteme beiderseits des Eisernen Vorhangs bezeichnet.
Landestheater Coburg: Straubs Musikladen mit Matthias Straub und Marten Straßenberg
Ebenfalls spannend: Als Matthias Straub 1965 geboren wurde, stand die Berliner Mauer erst seit knapp vier Jahren. Als Marten Straßenberg 1998 das Licht der Welt erblickte, war die DDR längst Geschichte.
Mein lieber Herr Gesangsverein!
Übrigens: Matthias Straub kann gerade noch zur „Boomer-Generation“ gezählt werden. Passend dazu sei noch erzählt, dass seit dem vergangenen Jahr auch ein „Boomer-Wort des Jahres“ gekürt wird. Auf diese Weise sollen Worte in Erinnerung gerufen werden, die heute kaum noch benutzt werden. Im vergangenen Jahr fiel die Wahl auf „Sportsfreund“, in diesem auf „Baujahr“ (vor „Mein lieber Herr Gesangsverein“).
Fazit: „Straubs Musikladen“ war mal wieder eine richtig tolle Sache. Denn hier haben Menschen verschiedener Baujahre sehr viel Spaß, weil es derartige Tanzveranstaltungen in Coburg sonst nicht gibt.


