Dritter Bürgermeister Can Aydin (SPD) senkt den Altersdurchschnitt erheblich. Als Sozialreferent der Stadt Coburg ist er Vorsitzender des Seniorenbeirates – und nicht an das Mindest-Mitglieds-Alter von 60 Jahren gebunden. „In Sachen Innovation, Pragmatismus und Ideenreichtum lassen mich die Damen und Herren hier aber oft alt aussehen“, sagt er.
Seit mehr als drei Jahrzehnten gibt es in Coburg einen Seniorenbeirat; 2026 wird 35-jähriges Jubiläum gefeiert. Neben Sozialbürgermeister Aydin sitzen auch zwei Vertretern der örtlichen Sozialverbände und vier Stadtratsmitglieder im Beirat – und zehn gewählte Bürgerinnen und Bürger Coburgs aus der Altersgruppe Ü60.
Beratung zu Wohnraum, Arztsuche, Barrierefreiheit
Sie sind das Herz des Seniorenbeirats – und offenes Ohr und helfende Hand für Coburgs Senioren. Sie möchten „Multiplikatoren“ für ältere Bürgerinnen und Bürger und ihre Belange sein, sagt stellvertretender Vorsitzender Bernd Fischer. Einerseits finden ältere Menschen hier Beratung und Hilfe zu Themen wie Barrierefreiheit, Fördermöglichkeiten und bei der Suche nach Wohnraum und medizinischer Unterstützung. Andererseits trägt der Beirat auch Wünsche, Sorgen und Ideen der Coburger Senioren an Stadtrat und Stadtverwaltung heran.
„Die Leute verlieren zunehmend die Scheu, uns zu kontaktieren“, freut sich Beiratsmitglied Angela Niestroy. Was dann daraus entsteht, bemerken viele Coburgerinnen und Coburger in der Stadt erst, wenn sie selbst darauf angewiesen sind, erklärt sie: zum Beispiel Sitzbänke zum Durchatmen beim Stadtbummel, Haltegriffe und Geländer für mehr Sicherheit, ausliegende Broschüren mit Abkühlungs-Tipps gegen Hitze im Sommer.
Bürokratie? Kennen sie nicht!
Und dann sind da natürlich noch die größeren Aktionen, die für Schlagzeilen sorgen, wie die Seniorendisco, die am 5. Mai zum zweiten Mal stattfindet, und der Wünschebaum, der zur Weihnachtszeit hilft, die Wünsche bedürftiger Senioren aus der Region zu erfüllen.
Dabei loben die Ratsmitglieder den guten Kontakt zur Stadtverwaltung und die schnelle und effektive Zusammenarbeit. Mitglied Dieter Beck bringt es auf den Punkt: „Bürokratie kennen wir in diesem Gremium nicht.“
Raus aus der Alters-Einsamkeit
Ein wichtiges Anliegen des Seniorenbeirats sei es auch, Menschen aus der Einsamkeits-Falle zu holen, sagt Bernd Fischer. Das geschieht nicht nur über zentrale öffentliche Treffpunkte wie das AWO-Mehrgenerationenhaus in der Innenstadt und Quartierstreffs in Creidlitz, Wüstenahorn und an der Kennedy-Anlage. Der Seniorenbeirat organisiert auch gezielt öffentliche Stammtische und Projekte wie das mobile Trauercafé, das einmal im Monat auf dem Coburger Friedhof Menschen ins Gespräch miteinander bringen will.
Für Gesprächsstoff sorgen auch die Tagesausflüge mit dem Bus, die der Seniorenbeirat unter der Führung von Mitglied Wolfgang organisiert. Die nächsten Termine stehen noch nicht fest – wohl aber die Ziele: Auf den Ochsenkopf soll es gehen, ins Bamberger Gärtner- und Häckermuseum und ins Schwarzatal in Thüringen. „Wir wollen Erlebnisse bieten, von denen die Leute erzählen können“, sagt Wolfgang Dengler.
Wertschätzung fürs Ehrenamt
Wenn sie mit den Menschen ins Gespräch kommen: Das ist das Schönste für die Mitglieder des Coburger Seniorenbeirats. „Für unser Ehrenamt bekommen wir wirklich jede Menge Wertschätzung“, sagt Angela Niestroy, „und auch schon mal eine Postkarte mit einem ‚Danke‘.“ Reinhard Wolf, der als Experte für Barrierefreiheit Ansprechpartner für Senioren ist, die zum Beispiel ihr Zuhause altersgerecht umbauen möchten, freut sich noch mehr über eine noch direktere Art des Danks. Wird er am Ende eines Beratungsgesprächs schüchtern gefragt, ob das Ganze denn auch wirklich kostenlos sei, antwortet er: „Ja. Aber ein Lächeln hätte ich gerne.“
Diese Wertschätzung ist wohl auch der Grund, warum die beiden dienst- und auch ansonsten ältesten Mitglieder des Beirats den Job schon seit 18 Jahren gerne machen: Heide Braunschmidt und Sigrun Wittmann werden 2026, wenn die nächsten Wahlen anstehen, beide 86 Jahre alt – und wollen sich da nur ungern für sechs weitere Jahre verpflichten. Aber: Sie überlegen trotzdem bereits, als Beirats-Beraterinnen zu bleiben. „Sonst sitzen ja hier nur noch junge Alte um die 60“, sagt Sigrun Wittmann, „da müssen wir denen doch erklären, was wir alten Alten brauchen!“
Hier finden Senioren Rat, Hilfe und Gesellschaft
Kontakt zum Seniorenbeirat:
Auf der Website der Stadt Coburg sind die Mailadressen aller gewählten Mitglieder aufgelistet: www.coburg.de/seniorenbeirat
Treffpunkte vor Ort in Coburg:
- AWO Mehrgenerationenhaus Treff am Bürglaßschlösschen, Oberer Bürglaß 3
- AWO-Treff zur Kennedy-Anlage, Dr.-Walter-Langer-Straße 22
- Haus am See Wüstenahorn, Karl-Türk-Straße 39
- Caritas-Quartiersstützpunkt Creidlitz, Unterm Buchberg 3
Nächste Termine:
- Senioren-Disco: 7. Mai, 15-18 Uhr, Feierraum Coburg. Karten für 10 Euro am 22. April ab 10 Uhr im AWO Mehrgenerationenhaus am Bürglaßschlösschen
- Mobiles Trauercafé: Mai bis Oktober, an jedem ersten Mittwoch des Monats, 10 Uhr, Friedhof Coburg.
- Stammtische:
Di., 29. April,15 bis 17 Uhr, Haus am See. Thema: VGN/ÖPNV verständlich erklärt
Do., 22. Mai, 15 bis 17 Uhr, Mehrgenerationenhaus. Thema: Was bietet der Treff am Bürglaßschlösschen Senior*innen außer Kaffee und Kuchen?
Di., 24. Juni, 15 bis 17 Uhr, Treff zur Kennedy-Anlage. Thema: Wo ist mein Schlüssel? Wie war Ihr Name? – Kleine
Vergesslichkeiten, sind wir schon dement?