Der unerwartete Tod von Coburgs Drittem Bürgermeister Thomas Nowak schmerzt – weil er ein besonderer Mensch war. Ein Nachruf.
Thomas Nowak war in vielerlei Hinsicht ein unermüdlicher Kämpfer. Wenn er anderen Menschen helfen konnte, dann tat er dies. Lautes Getöse war dabei nie sein Stil. Er war eher der stille, akribische Arbeiter, der mit Bedacht vorging – und damit sehr oft Erfolg hatte.
„Haus am See“ war ein Herzensprojekt für Thomas Nowak
Als ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit sei das „Haus am See“ in Wüstenahorn genannt. Es war ein echtes Herzensprojekt für Thomas Nowak, dessen Realisierung sich zwischenzeitlich aber so kompliziert gestaltete, dass manch anderer Kommunalpolitiker gar nicht mehr daran glaubte.
Bei Thomas Nowak war das anders. Er wollte dieses Bürgerhaus unbedingt – vor allem auch deshalb, weil er wusste, welch große Bedeutung es für die Menschen in dem oft benachteiligten Stadtteil hat.
Wüstenahorn und die Hut, das ist die Ecke von Coburg, in der Thomas Nowak nicht nur aufgewachsen ist, sondern die ihn auch geprägt hat. Hier sammelte er bereits als Jugendlicher erste Erfahrungen im Ehrenamt: Er engagierte sich in der Johanneskirche, in der er es später bis zum Vorsitzenden des Kirchenvorstands schaffen sollte.
Weil ihm generell die Jugendarbeit immer sehr am Herzen lag, war es nur eine Frage der Zeit, bis er auch Vorsitzender des Stadtjugendrings in Coburg wurde. Und schließlich übernahm er auch den Vorsitz des SV Hut Coburg.
Wie Thomas Nowak in den Coburger Stadtrat kam
Seine politische Karriere begann zunächst mit einer riesigen Portion Pech. Als 1996 das Ergebnis der Kommunalwahl feststand, hatte es Thomas Nowak erstmals ganz knapp in den Stadtrat geschafft.
So knapp allerdings, dass alles noch einmal nachgezählt werden musste. Ergebnis: Plötzlich hatte es Thomas Nowak doch nicht geschafft. Das war ärgerlich. Es war aber auch kein Drama für ihn, den Geduldigen und stets Bescheidenen. Drei Jahre später, im März 1999, kam er als Nachrücker über die SPD-Liste dann doch in den Stadtrat.
Auch hier war es nur eine Frage der Zeit, bis sein Gestaltungs- und Organisationstalent derart gewürdigt wurde, dass er den Vorsitz der SPD-Fraktion übernahm.
Auch wenn es den Anschein haben könnte: Nein, Thomas Nowak war alles andere als ein Postensammler. Er machte das, was er konnte – und das war viel. Sobald er merkte, dass es zu viel wurde, schaltete er lieber zurück und gab Posten auch wieder zurück.
Sozialreferent – das passte!
2014 erreichte er den Höhepunkt seiner politischen Karriere: Er wurde zum Dritten Bürgermeister von Coburg gewählt. Viel wichtiger war ihm allerdings die damit verbundene Position des Sozialreferenten.
Sein Aufgabengebiet war plötzlich umfangreich wie nie, und gleichzeitig so maßgeschneidert, wie es für kaum einen anderen hätte sein können. Als Sozialreferent konnte er all seine Erfahrungen einbringen, die er bis zu diesem Zeitpunkt gesammelt hatte. Kein Wunder: Er wurde zu einem sehr guten und parteiübergreifend sehr geschätzten Sozialreferenten.
Das alles klang fast zu schön, um wahr zu sein. Auf einmal war auch nicht mehr alles schön. Eine schwere Erkrankung setzte Thomas Nowak zu. Aber ein unermüdlicher Kämpfer lässt sich nicht so leicht unterkriegen. Als er die akute Phase überstanden hatte, musste er weiterhin Belastungen in Kauf nehmen – aber er tat dies mit einer bewundernswerten Geduld. Und ohne großes Aufhebens.
Ende 2019 ging er dann aber doch in eine für ihn ungewohnte, weil laute Offensive: Er kündigte an, sich als Kandidat seiner SPD um die Nachfolge von Oberbürgermeister Norbert Tessmer bewerben zu wollen. „Willst Du Dir das wirklich antun?“, fragten damals viele seiner Parteifreunde.
Ja, er wollte. Aber es sollte nicht sein. Denkbar knapp in zwei Wahlgängen verlor Thomas Nowak gegen Dominik Sauerteig. Die erste Enttäuschung wich schon bald neuer Tatkraft: Thomas Nowak engagierte sich im Wahlkampf und trug somit maßgeblich dazu bei, dass der neue OB tatsächlich Dominik Sauerteig hieß.
Große Anerkennung für seine Arbeit
Und dann passierte etwas sehr Bemerkenswertes: Obwohl rein rechnerisch zig andere Konstellationen möglich gewesen wären, blieb Thomas Nowak auch in der neuen Legislaturperiode Dritter Bürgermeister und Sozialreferent. Eine größere Anerkennung für seine geleistete Arbeit hätte es kaum geben können.
Ein Bild, das Thomas Nowak sehr gut beschreibt, bot sich jüngst: Thomas Nowak hatte die Leitung der Task Force „Ukraine-Hilfe“ übernommen und war dabei, als die ersten Flüchtlinge aus der Ukraine in Coburg ankamen. Er hatte zuvor alles wunderbar organisiert; ruhig und unaufgeregt. Als die Flüchtlinge aus dem Bus stiegen und in ihr Quartier liefen, hielt er sich dezent im Hintergrund. Stets alles im Blick, aber Vordrängen muss eben nicht sein.
Thomas Nowak und die Johanneskirche
Und dann sei auch noch diese Anekdote erzählt: Als es im Coburger Tageblatt im vergangenen Jahr in einer Turm-Serie um den Turm der Johanneskirche auf der Hut ging, durfte auch ein Beitrag von Thomas Nowak nicht fehlen. Er erzählte uns, wie man bei gutem Wetter vom Turm aus bis nach Vierzehnheiligen schauen kann. Und dass es für ihn immer ein besonderes Erlebnis war, mit Kindergruppen der Johanneskirche den Turm zu besteigen und von dort selber gebastelte Flieger nach unten segeln zu lassen.
So, wie Thomas Nowak diesen Fliegern hinterhergeschaut hat, müssen wir nun ihm hinterherschauen. Thomas Nowak ist am Donnerstag im Alter von 53 Jahren gestorben. Er hinterlässt seine Ehefrau Petra, mit der er bereits seit Jugendjahren ein unzertrennliches Paar bildete, und seine erwachsene Tochter Lara, die sein ganzer Stolz war.
Stadt Coburg legt Kondolenzbuch aus
Ab dem heutigen Freitag (1.4.2022) liegt im Rathaus, erster Stock, ein Kondolenzbuch aus, in das sich Mitarbeiter und Bürger zu den üblichen Öffnungszeiten eintragen können (Montag bis Mittwoch 8.30 bis 15.30 Uhr, Donnerstag 8.30 bis 18 Uhr, Freitag 8.30 bis 12 Uhr und Samstag 9 bis 12 Uhr).
Einen Nachruf von OB Dominik Sauerteig lesen Sie hier:
