„Weil es eine Pflicht ist, die Demokratie zu unterstützen“, sagt Laurenz Fleischmann. Für die Unternehmerin Josephine Dransfeld des Neustadter Plüschtier-Herstellers Heunec „ist es unsere Verantwortung“.
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Beim Regionentalk „Auf den Punkt“ der Sparkasse Coburg-Lichtenfels war am Mittwochabend das Thema „Europa – Bruchbude oder gemeinsames Haus?“. Im „Toxic Toast“ im Unteren Bürglaß moderierten Rico Böhme (Radio eins) und Fajsz Deáky (Coburger Tageblatt) eine Gesprächsrunde zur Europawahl am 9. Juni. Ein kleiner, gleichwohl engagierter Kreis von vornehmlich jungen Leuten war gekommen. Die Diskussion zeichnete itv-Coburg auf.
Zielgruppe der EU sind junge Menschen
Seit nun 20 Jahren sucht das Netzwerk Europe Direkt die Politik der EU und ihre Institutionen den Menschen auf dem Alten Kontinent nahezu bringen. Das Coburger Büro, angesiedelt bei der Volkshochschule, wird von Iris Kroon-Lottes betrieben.
„Unsere Arbeit will die Politik und der Europäischen Union transparenter machen.“ Besonders junge Menschen ist die Zielgruppe von Europa Direkt, „denn es ist deren Zukunft, die gestaltet und bewältigt werden muss“. Nach den Worten von Iris Kroon-Lottes ist die Europawahl schon deshalb wichtig, weil jeder Bürger die Möglichkeit hat, zu entscheiden, wer im EU-Parlament sitzt. Es gebe jede Menge an Informationen, „aber man muss als Bürger auch Verantwortung übernehmen“.
„Geht halt wählen“, forderte Moderator Rico Böhme die Zuhörer auf. „Europa findet vor der Haustüre statt, meinte er weiter und verwies auf die mannigfaltigen Förderungen vieler Projekte durch die EU. „Da ist etwa der Bau des Goldbergsees oder des Forschungszentrums für Sensor- und Aktortechnik (ISAT) der Hochschule Coburg.
Aber es gibt auch Negatives an der Europäischen Union. „Was wurmt Sie an der EU?“, war die Frage von CT-Redaktionsleiter Fajsz Déaky an Josephine Dransfeld von der Firma Heunec. Die Unternehmerin wünscht sich mehr Mut von der EU. Reisefreiheit und der freie Warenverkehr seien „einmalige Errungenschaften“. Aber man müsse bei dem Erfolgsmodell auch gerne mehr Mut haben, weitere Erfolge zu gehen. Klar bekannte sie sich zum Lieferkettengesetz, „dass aber EU-weit gelten muss“. Das verhindere Wettbewerbsverzerrung. Anders als andere Unternehmer verteidigte Dransfeld sowohl das Gesetz als auch die EU allgemein.
Auch nach Ansicht von Fabian Herbst von den Jungen Europa Förderalisten ist die Union „so schlecht nicht“. Schließlich wollten einige Balkanländer in die Staatengemeinschaft aufgenommen werden. Die rechtspopulistischen Parteien lockten nur mit einfachen Antworten. Das Thema Zukunft sei wichtig, besonders für junge Menschen.
Der Brexit habe gezeigt, wie wichtig der Binnenmarkt für die exportorientierte deutsche Wirtschaft sei. „Und es gibt eine große Mehrheit, die für die Demokratie steht. „Die Europäische Union sollte aber aktiver über ihre Erfolge reden.“ Der Klimaschutz ist für ihn alternativlos. Bis 2050 will Europa der erste klimaneutrale Kontinent werden. Für unentschlossene Wähler könne der Wahl-O-Mat helfen, das Kreuz auf dem Stimmzettel an die richtige Stelle zu setzen.
Beifall für einen Erstwähler
Für Laurenz Fleischmann, mit 17 Jahren bei dieser Wahl auch zur Stimmabgabe berechtigt, können junge Leute „sehr wohl etwas mit Politik anfangen. Man muss sie nur machen lassen!“, meinte er unter dem Beifall der etwa zwei Dutzend Zuhörer. Eine Errungenschaft der EU sei zweifelsohne die Studienfreizügigkeit in der Staatengemeinschaft.
Die EU auf dem Schlachtfeld
Tageblatt-Redaktionsleiter Fajsz Déaky hatte mit Nataliia Horbakha eine besondere Gesprächspartnerin. Sie stammt aus er Ukraine und ist vor der russischen Aggression und dem Krieg geflüchtet. „Es war nicht die Entscheidung der Ukrainer, ihr Land zu verlassen“, übersetzte Tetyana Lutsik. Europa sei stets ein Ort des Friedens gewesen in den letzten Jahrzehnten und unterstütze die Ukraine beim Kampf gegen Russland. Aber die Europäische Union brauche mehr Mut im Kampf für die Freiheit. „Die Ukraine sollte in die EU kommen“, zeigte sich Tetyana überzeugt. „Viele Ukrainer sterben. Sie verteidigen die Europäische Union auf dem Schachtfeld.“
„Warum sollte wir wählen?“, so die abschließende Frage des Regionentalk. Nataliia Horbakha: „Eine Wahl zu haben, ist ein Privileg. Das muss man nutzen.“
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